Ich habe heute beschlossen, nachdem ich mich auf dem Markt mit Kimchi, Bohnenirgendwas, Tofu, Obst und Algen für die nächsten Tage im Hostel eingedeckt habe, dass ich zwischen den Gräbern auf der Bank lesen möchte. Also los. Wer mich kennt, der weiß, dass ich in den letzten Jahren auf Klassik umgeschwenkt bin. Ich habe einen koreanischen Wunderknaben, der Piano spielt, entdeckt. Wo? Genau, ich habe die Musik im Museum bei meinen geliebten Videoinstallationen gehört. Yunchan Lim. Also Musik steht. Los geht’s. Vorher noch in eine Klimbimladen. Ich suche eine Sonnenbrille. Heute ist Sonntag und alles ist geöffnet. Und die Koreaner sind unterwegs. Familien mit Kindern oder der Trend geht ja zu Pärchen und Hund. Schick angezogen natürlich. Und die seltenen Kinder erst. Ein Aufriss. Der Park ist voll. Massenwanderung. Ich gehe eine knappe Stunde kreuz und quer und entscheide mich dann auf eine Bank im Schatten an das Observatorium zu setzen. Lesen und manchmal gaffen, wie die Fotosessions der Fans laufen. Ich sitze und starre einfach nur. Meine Thermoskanne mit Tee steht auch schon bereit. Alles ist perfekt.

Es kommt eine kleine, ältere und gebrechliche Oma direkt auf ‚meine‘ Bank zu. Ihre Familie hinter ihr. Sie muss sich ausruhen. Sonne brennt och. Heftig hier. Und morgens und abends frierst du. Fast jeder hat nen Sonnenschutz auf. Und heute, bei den Attraktionen, auch ein Stativ dabei. Dieser Aufwand.

Der Ältere hat immer Recht. Auch so ein Gesetz hier. Ich packe meinen Rucksack auf den Boden, um der älteren Dame genug Platz anzubieten. Sie lächelt mich durch die Maske an und sagt irgendwas auf koreanisch. Ich lächle und verneige mich leicht. Sie setzt sich neben mich. Die Familie steht in der Nähe. Sie hat kleine Kekse in der Hand. Der Rest der Familie auch. Gegessen wird immer in Korea. Sie setzt sich zu mir, streckt ihr Hand aus und bietet mir Kekse an. Ich nehme an und stopfe mir gleich einen rein. Ich bin auf alles vorbereitet. Bohnenkekse? Kimchikekse? Gerstenkekse? Gerste verkaufen die hier als Tee. Ich bin erleichtert. Janz normale Babykracker. Ich esse den zweiten. Sind so Miniteilchen. Die Familie guckt mich fragend an, ob es schmeckt. Ich nicke und gebe zu verstehen, dass ich froh bin keine Bohnenkekse gegessen zu haben. Und prompt packt mir die Enkelin noch 3 weitere Kekse in die Hand. Na gut.

Wie verweilen eine gute halbe Stunde wortlos gemeinsam zwischen den Massen und verabschieden uns dann und verneigen uns.

Ein schöner Tag.