Ich hab halt nicht mit Tokyo angefangen. Also war es für mich einfach nur eine große Stadt. Und halt bissl anders als andere Städte in Japan. Das habe ich schon beobachtet und gespürt. Mehr Hektik. Größer. Diverser. Müdigkeit überall. Die Menschen schlafen überall. Das Smartphone, das Buch oder den Stift noch in der Hand. Für mich ist das pure Erschöpfung und es bedrückt mich. Die Japaner sehen eher, das diese Person viel arbeitet – also leistet. Ich leide, wenn ich das sehe. Manchmal ist es ein Nickerchen. Das kann man sehen. Aber oft genug ist einfach ein Zusammensacken. Für mich sieht das nach Schmerz aus.
Ich habe außerhalb gewohnt. Naja, halt nicht an der berühmten Kreuzung im hippen Viertel. Auch nicht Lichterfelde Süd. Denn das gibt es in Tokyo nicht. Alles groß, laut, viel und voll. Mit allem. Künstlich angelegte Parks. Westlicher Park wird auf dem Leitsystem betont. Ich bin am ersten Tag einfach gelaufen. 2h Richtung Museen. Es wurde voller. Mangas. Shoppinghölle. Kenn ich schon. Also abgebogen. Und dann mitten im Finanzviertel. So eine lange Schlange bei den Restaurants und bei 7Eleven so noch nicht gesehen in meinen 35 Tagen Japan. Hier ackern sie also und pendeln dann 2h mit dem Zug nach Hause und müssen in wenigen Stunden wieder raus. Die Museen sind alle zu. Vor und nach Neujahr sind Feiertage. Kein Monet für mich heute. Aber der Zoo hat auf. Keine Chance. Gehört für mich abgeschafft. Die Stadt ist voll. Aber es wird Englisch gesprochen. Einfach alles bissl internationaler.
Ich stand vor dem Museum und hatte noch keinen Plan, wie der Tag weitergeht. Eine Person kam auf mich zu und fragte, ob das wirklich gerade passiert. Museen geschlossen. Wir wollten uns wohl beide mit Kunst einen schönen Tag machen. Ich laufe einfach los. Aber in Richtung Nationalbibliothek. Handschuhe. Mütze. Geht los. Kalt. Hier und da Andeutungen, dass es der 24.12. ist. Die KFC-Eimer auch gesehen. Abholungen oder Lieferungen. Aber ansonsten ein ganz normaler Tag. Ich hab kein Bock mehr auf Japan. Ich habe keine Energie mehr. Oder mir raubt die devote Kultur (in der Öffentlichkeit) meine Energie. Ich entdecke eine andere Bibliothek. Hole mir zig Bildbände von Tokio und die neueste ELLE. Plumps. Hier fühle ich mich wohl. Es wird fleißig an den Schreibtischen gelernt. Wie in jeder Bibliothek. Neben mir Menschen. Einer hat eine Brille auf, die nur noch einen Bügel hat. Der andere hört Musik und summt. Wie immer. Öffentliche Bibliotheken. Ich entdecke das Café und das Museum in dem Gebäude. Diese Orte sind einfach cool. Kein Konsum. Einfach abhängen. Und TOTO. Aber öffentliche Toiletten hast du in Japan überall. Sogar an jeder Metrostation!!!!! Dafür keine Mülleimer. Ahhhh … Auch nicht in den Toiletten.
Ich beschließe den Zug nach Hause zu nehmen. Ich steige 2 Stationen vorher aus, da ich noch in meinem Stammrestaurant essen möchte. Ich könnte über diese Kette auch schreiben. Das waren auch Sozialstudien. Dann laufe ich nach Hause. Sauber, alles alles trostlos. Wohnviertel und über mir zwei Schnellstraßen übereinander. Betonwüste. An einer Kreuzung sehe ich 4 Brücken, wo 8 verschiedene Zuglinien fahren. Alles ist gewachsen. Irgendwie, irgendwann. Ich sehe auch Armut. Alles normal. Die Welt. Auch wenn es in Japan ist. Ich recherchiere Flüge nach Australien und Neuseeland. Ich will weiter. Ich schlage nicht zu. Kein Sitz mit Beinfreiheit. Auf keinen Fall. Da gehe ich keine Kompromisse mehr ein. Ich warte noch. Aber ein Visum für Australien besorge ich mir jetzt noch. Ich stelle fest, dass ich viel leichter an den Antrag herangehe, wie noch garantiert vor 6 Monaten. Klick. Bla. Ja, ja. Joah. Klar. Abschicken. Wird schon. In wenigen Sekunden habe ich ein Visum. OK. Ihr macht es mir einfach. Hoffe das richtige. Werden wir dann erfahren, wenn ich einreise. Australien steht ja auch noch nicht fest.
Ich wache morgens auf. Naja 11 Uhr. Und ich will nicht mehr hier sein. Kein Bock mehr. Ich gehe da nicht raus. Ich klappe den Laptop auf und lege nochmal los. Aha. Melbourne, Brisbane …ne. ne. Ach, die fliegen heute auch für weniger Geld, als an anderen Tagen nach Cairns. Wo ist das? Aha. Hm. OK. Buchen. Sitzplatz mit Beinfreiheit. 7h. In 10h Abflug. Wunderbar. Ich packe. Naja. Ich denke ich packe. Ich schleuder meine drei Klamotten und die Zahnbürste in den Rucksack und trinke Tee. Für 3 Tage eine Unterkunft. 31 Grad. Und ich trage hier abends Handschuhe. Kaum vorstellbar. Ich fühle es. Es ist das richtige. Japan, es war mir eine Freude dich kennengelernt zu haben. Mit allem, was ich an dir mag und auch nicht. Ich hatte Höhen und Tiefen, an denen diese Kultur hier nicht ganz unschuldig ist. Ich habe dich aufgesogen. Dankbar. Aber es wird Zeit und ich muss mich noch daran gewöhnen, wie einfach es ist. Flug raussuchen. Buchen. Packen. Abflug. Next.
Was ich noch vor wenigen Wochen einen Rummel um den Kauf eines Zuckticket gemacht habe. Oder wie ich wann wo hin muss. Jetzt reibe ich mir die Augen. Fühle etwas und buche einen 7h Flug, wo in 9h Boarding ist. Nix noch überlegen und dann doch noch mal aushalten und sich in diesem Fall Tokio angucken. Nö. Fühle ich nicht. Also zacki. Ab. Wenn das so weiter geht, dann bin ich gespannt.
Ich hatte keinen Plan, wie Sicherheitskontrollen in Japan am Flughafen ablaufen. Bin ja mit einem Schiff angereist. Gepäck aufgeben. Check. Check In. Check. War aber umgekehrt. Jetzt noch durch die Kontrollen. Ich sehe den Standard. Flüssigkeit. Scheren. Glätteisen?! Aha. Und dann sah ich in der Galerie auch häufiger Zahnpastatuben. Nein, nehmt mir nicht meine teure und gute Zahnpasta aus Osaka weg, die ich nach der Zahnreinigung noch in der Praxis gekauft habe. Nein. Ich habe ja sonst keine Sorgen. Ich war happy, als die Tube es geschafft hatte. Nehmt mir meine letzte Schlüppi, die kann ich in Australien endlich in XL nachkaufen. Aber diese gute Zahnpasta nicht.
Ich hab bei Instagram oder in irgendeinem Video online gesehen, wie Backpacker oder Reisende, die nur wenig Klamotten mithaben, jeden Tag an den Klamotten riechen, um festzustellen, ob das noch geht. Genau so läuft das ab. Ich trage immer das selbe. Socken und Schlüppi wechseln täglich. Und für Tokyo hab ich sogar mal zwei Tage keine Jogginghose getragen. Aber jetzt sitze ich im Flieger. Sporty Spice ist back. Birkenstocks. Es baumelt ein Fuji-Anhänger in Grün aus dem Tempel an meiner Bauchtasche, die natürlich um mein Brustkorb gewickelt ist. Es ist 2024!
Über einen Monat in Japan. Sehr unterschiedliche Städte. Aber die japanische Kultur. Essen, Ordnung, Zucht, Leistung, Service. Ich hatte nie Ideen, wie es in Japan sein kann. War aber auf all meinen Reisen so. Ich war kein China-Fan, bin aber hingeflogen. Kanada genauso. Einfach angucken und entdecken. Das kann ich und mag ich. Sehr sogar.
Das Bordpersonal trägt Weihnachtsmützen. In der App der Fluggesellschaft ist es kein Pfeil, der zeigt, dass es von Japan nach Australien geht. Sondern ein kleiner grüner Schlitten vom Weihnachtsmann. Und Mariah jetzt aus den Lautsprecherboxen im Flieger. Oh ja, ich hab Bock. Nein, nicht auf Weihnachten. Sondern auf ein neue Kultur, von mir aus auch einen, wo man Weihnachten feiert. Ja. Mir geht’s jetzt gut. Mir ging’s vorher nicht schlecht. Ich freue mich. Onigiri und rote Bohnen hab ich noch im Gepäck. Mein Grundnahrungsmittel in den letzten 35 Tagen.
Ich habe keinen Plan von Australien. Meine letzten YEN habe ich am Flughafen in australische Dollar umgetauscht. Gute Idee. eSIM nur noch vor Ort aktivieren. Falls das nicht gleich funktioniert. Dauert manchmal. Meine Erfahrung. Ein Stück von Australien habe ich als Offlinekarte. Ich bin bereit. Aber sowas von. Der Ort ist so klein. Bräuchte nur 1h zu Fuß zum Hostel. Aber nicht bei 31 Grad. Ich bin gespannt. Erstmal ans Meer. Ich komme um kurz vor 7 Uhr an. Ein Sonnenaufgang zur Begrüßung. Darauf freue ich mich.
🏯🍮🌊📿🍛🎍📛🍣🍱🥟🍘🍙🍢🍚🏮🍠🥢⛰️🌋🚅🗻🗾♨️🎌⛩️🍜🏔️ Emojis von einem japanischen Designer entworfen. Und jetzt begreife ich es. Endlich. 🍥🍡🥮🍧🏮👘💢 Ob ihr das wusstet hab ich euch gefragt.