Von Alice Springs nach Yulara bietet ein Anbieter einen Shuttlebus an. Ansonsten musst du Tour buchen oder hast dein eigenes Auto. Immerhin gibt es diese Option. Genau richtig für mich. 6h durch die Wüste. Gebucht. Denn ich will keine Tagestouren von Alice zum Uluru machen. Ich habe Zeit und daher buche ich mir 7 Nächte in der künstlichen Stadt Yulara. Aber hinkommen muss man noch. 8 Uhr morgens geht’s los. Der Busfahrer hat mich auf seiner Liste. Immerhin. Ich lade meinen Rucksack, mein Kruschteltasche (Passt nicht mehr alles in den Rucksack! Es ist soweit.) und meine Kühltasche mit Lebensmitteln ein. Und dann raffe ich es. Dieser Bus ist mein Shuttle, aber eigentlich ist es ein Tagestrip zum Uluru, wo ich einfach mitgenommen werde. Ich bin die ‚Transfer-Person‘ an Bord. Ich habe mich auf 5h Musik und chillen vorbereitet. Pullover und Socken, weil es immer zu kalt in den Bussen ist. Dann geht’s los. Aber nicht einfach fahren, sondern die anderen Passagiere haben schließlich was für diese Tour bezahlt und bekommen was geboten. Ich auch. Infos zu Australien, Natur, Geschichte ….ich kenne vieles schon, aber bin immernoch interessiert. Es werden ununterbrochen Videos und Fotos aus dem Bus gemacht. Der Wunsch ein Känguru zu sehen ist sehr hoch. Vor mir ein Pärchen, was fast 5h die Kamera laufen hat. Ich habe mich dann weggesetzt. Und so laut und unruhig. Ey, ich will hier in Ruhe durch die Wüste fahren. Nervt mich nicht.
Aber klar, die sind weniger Tage in Alice und das ist jetzt ein Highlight für die. Ich nehme mich ja zurück. Aussteigen? Jetzt? Aussichtspunkt. Na gut, dann ist das eben auch meine Tour. Wüste. Aha. Wüste. Aha. Kein Känguru. Mir ist es egal. Haha. Die Kameras laufen mit hohen Erwartungen. Man spürt es. Und weiterfahren. Noch ein Stopp. Eine Emufarm. Man kann sie sogar füttern. Ich sage zu der Frau neben mir, dass ich noch nie ein Emu gesehen habe. Ein verwundertes Gesicht. Sowas hat man doch im Zoo gesehen. Aha, und du dumme Nuss denkst, dass jeder in den Zoo geht? Ich mag sie nicht. Das ist auch die, die alles filmt.
Ich bin für diese Stopps gar nicht richtig angezogen. Socken und Birkenstocks. Ich steche bissl raus. Sonst bin ich ja auf kurze Stopps in der Wüste vorbereitet.
Nach 6h steigt die ganze Gruppe aus. Ankunft Yulara. Die erwartet jetzt Frühstück. Und einen Ausflug an den Uluru. Ich hab von den ganzen Möglichkeiten vor Ort noch gar keinen Plan. Busfahrerwechsel. Ich bleibe sitzen. Ich werde mit: Sie sind die Transfer-Person? begrüßt. Jup. Also noch 2 Minuten Fahrt zu meiner Baracke, wo ich schlafe. Auf eine halbe Tagestour war ich nicht vorbereitet, aber hab wieder mehr bekommen, als ich erwartet habe.
Nach 7 Nächten will ich wieder zurück nach Alice. Und buche diesen Bus nochmal. Abfahrt 19 Uhr. Stimmt alles nicht. Alles bisschen komisch. Warte bis kurz nach 20 Uhr. Der Busfahrer kommt aus Bonn und jobbt hier. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Bus wieder so leer wie bei der Hinfahrt ist. Pech, Frau Klamm. Mein Rucksack in das Gepäckfach. Meine Kruschteltasche, wo noch das Ladegerät für meine elektronische Zahnbürste, eine Avocado rausguckt und eine Socke von mir, die ich noch unter meinem Bett gefunden habe kurz vor Abreise. Alles bissl wild. Mein Oberteil habe ich verkehrt an. Also bissl verpeilt und sowieso. Und ich steige in den Bus. Alles dunkel. Alle müde. Na bei dem Pensum. Die hatten seit 8 Uhr bei 44° volles Programm. Diese Erschöpfung kenne ich nach 7 Tagen jetzt auch. Einige Plätze sind noch frei. Ich steige mit meinen zwei Taschen ein und ich könnte bissl verrückt rüberkommen, wenn man konservativ ist. Ich sage laut Hallo, denn ich spüre diese Stimmung. Keine Antwort. Idioten. Viele Deutsche. Petra, Manuela, Karin und Manfred. So seht ihr auch aus. Ich frage laut, wo ich mich hinsetzen kann. Keiner rührt sich. Verstehe ich auch irgendwie. So eine Verrückte jetzt noch neben sich. Ich verstaue erstmal filmreif meine Kühltasche über den Köpfen der Anderen. Ich lasse mir Zeit. Dann muss einer dran glauben. Ich setze mich. Haha. Oh ich fühle es. Alle erleichtert, dass sie es nicht getroffen hat. Aber ein Typ ist jetzt das Opfer. Der Bus ist eng. Nicht in der Breite. Nur für meine Beine. Schrecklich. Früher hätte ich jetzt alles so gelassen, um nicht zu stören. Diese Zeiten sind vorbei. Ich kruschtel solange, bis es ein bisschen bequem ist. Ich freue mich so gar nicht auf diese Fahrt. Ich schmunzeln trotzdem, weil ich einfach eine gute Zeit habe und nicht alles so gut laufen kann.
Wir vergessen nicht, dass das eine Tour ist. Alle pennen fast, aber es gibt Pausen. Ich steige auch aus und versuche meine Avocado zu retten und platziere sie in meine Kosmetiktasche. Und meine Sonnenbrille ist irgendwo da unten. Mist. Ich brabbel vor mich her. Ich versuche bissl Ordnung reinzubringen, weil die Tasche unter meinen Sitz gequetscht wird. Man ignoriert mich. Ich erwarte ja auch keine Freundlichkeit. Aber dann …Hey! Wie geht’s? Hast du Feuer? Direkt auf mich zukommend und mich voll einnehmen. Ein Typ aus Litauen. Auf den Ostblock ist Verlass. Er quatscht mich an und wir haben in wenigen Sekunden viel zu Lachen. Danke. Danke. Er wusste, dass er sich mit mir über die deutsche Verhaltenskulturv lustig machen kann. Ja, kannst du. Voll in Ordnung. Ich mach mit. Dich habe ich gebraucht. Er ist mit seiner Freundin in den Flitterwochen. Aus Mannheim. Die Verwunderung, dass ich Mannheim kenne, verwundert mich. Häh. Diese Stadt kennt man doch??? Na gut, Xavier Naidoo ist nicht ganz unschuldig daran. Sie arbeitet im öD. Man versteht sich. Er beim Militär. Sehr sympathisch. Sie lässt ihn und mich in Ruhe Spaß haben. Wir sind auf einer Wellenlänge. Wenn der Tag starten würde, dann wäre das unser Tag. Das weiß ich. Nur allein dieser Gedanke macht Spaß.
Wir stoppen sogar für einmal Sterne gucken. Und ich wieder mit meinem Helden am Quatsch machen. Er hält seine Kippe hoch und fragt laut in die Runde, was das für ein Funkeln ist. Weil die ganze Gruppe jeden Stern durchgeht. Er ist auch durch. Ist eine anstrengende Tour, was die hinter sich haben. Er will nur ein Bier und nach Hause. Ich helfe dir, die Zeit lustig zu überbrücken. Du warst auch die mich da!!
Ich sehe ein Pärchen aus unserer Gruppe in einen Wagen an der Raststätte steigen. Ich sage laut, dass jetzt zwei Sitze frei sind... Los, reservieren!! Das sind meine! Die Freundin von ihm sagt, dass sie regelt. Sie steigt in den Bus und hat ihr Buch und Rucksack auf die Sitze gepackt. Ich habe sie nicht darum gebeten. Haha. Sehr lieb. Ich sage noch zu meinem Nachbarn, neben dem ich vorher saß: Now, You are free! Keine Regung. Ich sitze direkt hinter dem Pärchen und habe zwei Plätze für mich. Genial. Wir quatschen 3h lang!!!! Wir waren die lauten, jungen Leute, die nur Quatsch machen und jede Menge Spaß haben. Das Leben erzählen wir uns, machen uns über die Leute im Bus mit Stock im Arsch lustig und haben eine gute Zeit. Wir wechseln von English ins Deutsche und umgekehrt. Er ist in Litauen geboren und aufgewachsen in London. Sie ist und bleibt in Heidelberg. Wie auf Klassenfahrt sitze ich und die beiden knien auf ihren Sitzen und gucken zu mir. Wir haben zwei Vollbremsungen: Zwei Kühe mitten in der Wüste und ein Känguru. Angeschnallt sein lohnt sich in Australien. Wir gackern weiter. Highfives ohne Ende. Ankunft Alice um 2 Uhr nachts. Ich muss raus. Wir sagen laut Adé!!!! Ich will aussteigen und er ruft mir hinterher: Du bist mit zwei Taschen eingestiegen!!!! Mein Held. Von Anfang an. Gut beobachtet. Er hat mich also, als ich eingestiegen bin, gesehen und registriert. Ich schnappe mir meine Kühltasche und bedanke mich. Ich steige in das gleiche Hostel ab, wie schon vor einer Woche. Wie nach Hause kommen. Kenne mich aus. Hinter mir ein Typ. Ich erkenne, dass er Deutsch ist. Ich sage ihm, dass ich ihm gerne alles zeige, weil er die Raumnummer nicht erkennen kann. Er redet nicht. Meine Güte, Leute. Entspannt euch doch mal. Er denkt er wohnt in Raum 18. Aber ich weiß, dass dort die Longterms wohnen. Also die, die hier arbeiten und länger bleiben. Ich weiß, dass er in der 16 wohnt. Er vertraut mir. Ich lasse ihm keine Wahl. Wenigstens sagt er Gute Nacht. Die Person in meinem Zimmer kenne ich schon. Die Kanadierin, die auf die Reparatur ihres Wagen wartet. Sie pennt natürlich schon. Ich richte mich ein. Kenne ja schon alles. Jetzt ein Call mit einer Freundin in Deutschland. Und wieder ein schöner Tag mit tollen Begegnungen.
Ich habe 3 Tage gebucht. Aber ich weiß, dass ich eine Pause von meiner Reise und den Eindrücken brauche. Manche würden dafür an die Küste fahren. Nö, ich ziehe mir Alice Springs rein. Ich werde verlängern und erstmal runterkommen. Am nächsten Tag Pflege und schlafen. Sortieren. Mein Packwürfel hat aufgegeben. Ich wünsche mir Pasta in den nächsten Tagen. Zwei Tage später stehe ich vor 8 Uhr auf und mache einen Spaziergang am ausgetrockneten Fluss. Ein wildes Känguru begrüßt mich. Hi! Ich breche nach 4km ab. Zu heiß. Reicht. Ich schlender durch die trostlose Stadt. Am 26. Januar war Australien Day. Aber der Feiertag wird auf den Montag drauf gepackt. Sowas in Deutschland unmöglich! Ich versuche mein Glück im Supermarkt. Ist geöffnet. Top. Elektrolyte Nachschub. Brot für meinen Magen und Darm. Die letzten 7 Tage war meine Ernährung nicht gut. Muss bissl aufholen und regenerieren. Hier weht wenigstens ein kleiner Wind, wenn man Glück hat. Und dieser Tag ist auch zu Ende, um 10 Uhr. Aber ich war bisschen laufen. 7km. Höchstleistung hier.