Es ist Tradition für mich, einige Tage vor der Reise ein weißes Bettlaken auf dem Teppich auszubreiten und darauf die Sachen zu sammeln, die ich mitnehmen möchte. Vor dem Packen erfolgt eine weitere Aussortierung. Manchmal hat man Lust auf etwas, aber auf der Reise wäre es Ballast. Seit Jahren will ich meine Handtasche mitnehmen. Ich habe sie auch schon mehrmals mitgeschleppt und irgendwann eingesehen, dass diese Schönheit nichts auf meinen Reisen zu suchen hat. Oder einfach auch nicht zu meiner Art zu reisen passt.
Ich weiß nicht mehr, ob und wann ich das letzte Mal mein Gepäck aufgegeben habe. Ob 4 Wochen China oder ein verlängertes Wochenende in Sachsen. Seit über 10 Jahren ist es immer derselbe Rucksack. Ich möchte flexibel und unabhängig sein. Gepäck aufgeben ist für mich Zeitverschwendung. Mein Rucksack ist für 35l ausgelegt und hat auch wenig Eigengewicht. Für mich das Wichtigste.
Wenig schleppen ist mir wichtiger als eine Auswahl an Klamotten zu haben. Man lernt, dass Klamotten nicht schnell dreckig werden und anfangen zu stinken. Nur alter Schweiß in den Klamotten fängt an zu stinken. Ich habe angefangen die Unterhosen, Socken und T-Shirts unterwegs zu waschen und über Nacht oder über den Tag aufzuhängen. So reichen 4 Unterhosen und 2 Paar Socken. Ob für 2 Wochen oder 4 Wochen. Und wenn ich das Gefühl habe, dass ich mehr Klamotten brauche, dann kann ich vor Ort aufstocken. Kanada hab ich unterschätzt (naiv!) und einen Pullover gekauft.
In Amerika hatte ich nur ein Outfit und bin mit einem leeren Rucksack eingereist. Vor Ort habe ich mir dann einmal ein zweites Outfit gegönnt. Da war es Zeit mir neue Klamotten zu kaufen und habe es gleich genutzt. Ich war im Oversized-Himmel.
Nach 2 Wochen Roadtrip gehe ich in den Waschsalon oder es gibt eine Waschmaschine im Hostel/Hotel. Da geht es um das Gefühl – waschen müsste ich nicht. Diese Halbzeit nutze ich dann auch Bewusst als Reisepause.
Größere Shampooflaschen und generell mehr als 150 ml Flüssigkeit einzupacken ist seit 2001 sowieso vorbei. Im Bed & Backfast wird dir meist eine Auswahl an Shampoos und Seifen zur Verfügung gestellt. Und im Hostel steht auch irgendwo eine Shampooflasche rum. Ich bin nicht für Verzicht. Ich habe über die Jahre auch gemerkt, was mir wichtig ist und was ich immer mitnehme. Statt einer Bürste einen flachen Kamm mitnehmen – nein. Zwei Wochen keine Fußpflege und keine Hornhautfeile – nein.
Ein unverzichtbares Hilfsmittel für meine Faszienübungen unterwegs ist ein Tennisball. Diese einfache Methode bewahrt mich vor meinen chronischen Rückenschmerzen. Am liebsten hätte ich meine Yoga-Blöcke dabei. Aber das ist nicht drin. Volumen, aber kein Gewicht. Beides entscheidend.
Zweites Smartphone zur Sicherheit – hat sich schon (immer) gelohnt. Ein gestohlenes oder zerstörtes Smartphone macht den Rest der Reise sehr anstrengend. Mein Tipp: Immer ein 1:1 gespiegeltes und aufgeladenes Smartphone dabei haben.
Während meiner Reise in Nordirland wurde ich von Mitreisenden darauf aufmerksam gemacht, dass ich mein Buch vergessen habe. Ich erklärte, dass ich bereits fertig gelesen hatte. Eine Frau war neugierig auf das Buch und fragte, ob es gut sei. Ich antwortete, dass es gut sei, aber auf Deutsch geschrieben ist. es wurde abgewunken. Keine Chance.
Riegel (natürlich vegan und zuckerfrei!) für den kleinen Hunger zwischendurch habe ich auch immer dabei. Denn nichts ist frustrierender, als wenn man Hunger hat und die bestmögliche Nahrungsquelle nutzen muss. In China kein Problem. Alles ist gesund und lecker. Aber in Amerika und Irland ist das schon eine Herausforderung. Also mit einem RAW Bite Riegel den Hunger stillen und mehr Zeit haben, etwas Vernünftiges zu essen zu besorgen.
Was ist mit Souvenirs? Nur weil man mit wenig Gepäck reist, bedeutet das nicht, dass man es sich nicht leisten kann, sich selbst etwas zu gönnen und etwas mit nach Hause zu nehmen. Wenn ich in Großbritannien oder Irland/Nordirland bin, kaufe ich mir am letzten Tag immer Tee und das VOGUE Magazin.
Früher, als ich in meinen Zwanzigern war, fand ich es aufregend, Kleidung in anderen Städten zu kaufen, aber das ist vorbei.
Auf Vancouver Island, Kanada habe ich mir eine Trinkflasche von Hydro Flask gegönnt. Bis dahin hatte ich mir immer eine große Plastikflaschen vor Ort gekauft und immer wieder mit Wasser aufgefüllt. Nachteil: Nicht immer kann man das Leitungswasser vor Ort trinken oder es war ungenießbar (Chlor-Aroma!). Daher habe ich das Wasser abgekocht und bin auf Tee umgestiegen. Und wenn es Abfüllstationen gibt, dann darf es auch mal kaltes Wasser sein – ohne Chloraroma.
Ich hatte die Wander*innen und Einwohner*innen beobachtet. Viele hatten für längere Strecken immer ein große Trinkflasche mit einem Tragegriff dabei. Um nicht zu verdursten oder sich gegen Bären zu wehren. Man weiß es nicht. Ab in den nächsten Outdoorshop und bis heute mein täglicher Begleiter.
Im Büro erinnert sie mich täglich an meine Kanadareise. Top verarbeitet. Qualität. Sie ist dicht und hält meine Getränke optimal kühl oder warm.
Mein Rucksack löst sich so langsam auf und für meine nächste längere Reise mit Handgepäck brauche ich einen neuen Rucksack.