CheckOut. 10 Uhr. NYC. Viele packen und machen sich fertig. Ich muss mir nur meine zurecht gelegten Klamotten schnappen und bin fertig. Teebeutel liegt auch schon bereit. Die Milch von Tom ist jetzt fast alle. Ab auf die Dachterrasse. Ich habe noch eine Stunde, bevor ich mich in das Subway-Abenteuer bis zum Flughafen JFK stürze.

Oh, da ist ja jemand. Ich bin nicht allein. Bin ich ja gar nicht gewohnt. Sie raucht. Sophie. ‚Das traust du dich?‘, frage ich. ‚Klar. Hier ist kein Schild, was das untersagt!‘. Kluge Frau. ‚Aber die Kameras?‘, frage ich zurück. ‚Hier sieht man mich nicht!‘. Ich traue mich auch und hole meine letzte Kippe raus (Ja, ich hatte eine übersehen! Nach dem Broadway dachte ich, das wäre meine letzte!) und frage, ob ich mich zu ihr setzen darf. Klar. 33, Französin und reist allein. Immer schon. Ich fühle mich wohl bei ihr. Das kommt nicht oft vor. Ich meine damit nicht Französinnen. Sondern Menschen. Auf meinem Zimmer wohnte ein Ami, der mir random erzählt, wie er jetzt mit dem Bus zum Stadion kommt. Schrecklich. Habt ihr keine Freunde, bzw. warum reist ihr dann allein, wenn ihr euch so zwanghaft austauschen wollt??! Schreib es in dein Tagebuch bzw. poste es online. So unangenehm.

Bei Sophie entspanne ich sofort. Ich bin ich. Sie versteht mein Humor. Sie lacht laut. Ich auch. Sie reist auch immer schon allein und zieht sich jetzt mal 12 Tage NYC rein. Sie spart und gönnt sich dann. I Feel You. Es sind die gleichen Themen, die einen beschäftigen: Einsamkeit auf Reisen?, zu viel Gepäck?, Ernährung, Vor- und Nachteile vom aktuellen Hostel und man gibt sich über den aktuellen Ort Tipps. Ich rate ihr mal bei amtrak (Zuganbieter) nochmal nach cheap seats (Sitze ohne Platzreservierung in der economy) zu gucken. Zug ist geiler als Bus. Sie will einen Tagesausflug nach DC machen. Mein Lieblingsmotto zurzeit: Jede*r weiß was. Und so ist es auch. Sie empfiehlt mir in Neuseeland ein Auto/Van zu kaufen und so die Insel zu entdecken. ‚Aber ich habe keine Ahnung von Autos! Da kann man mir ja alles andrehen.‘, teile ich mit ihr meine Sorgen. Sie macht mir Mut. Ein gutes Gefühl. Wir rauchen noch eine Zigarette, tauschen uns über unsere vergangenen und zukünftigen Reisen und Lebenskonzepte aus und lachen laut. Tut so gut. Ich sage ja immer, ich brauche keine neuen Menschen/Freunde in meinem Leben. Ja, auf die Inderin in DC kann ich verzichten. Aber eine Sophie wäre ab uns an gut für mich. Sie hat mich sofort erkannt und war offen. Auch für mich. Ich habe Fragen gestellt! Ein gutes Zeichen bei mir. Ich habe versäumt sie nach ihrem Instagram-Account zu fragen, dass muss ich mir ab jetzt echt angewöhnen. Sophie, wenn du das hier liest. Danke. Das war ein schöner Abschluss für mich mit dir auf dem Dach des Hostel. Du hast mir ganz viel Mut für meine nächsten Reisen gemacht und mir gezeigt – ich bin nicht allein mit meinem Lebenskonzept. Du hast mich inspiriert. Das schafft man nicht so schnell. Selig und motiviert bin ich mit einem Strahlen in Richtung Subway gelaufen.