‚Wie war das eigentlich so früher‘? Wenn du diese Frage gestellt bekommst, weißt du, dass du die älteste Person in der Bar bist. Der Barbesitzer ist 36. Die Jugend um dich herum fragt, wie das früher so in Berlin war. Scheiße. DAS Zeichen, dass du raus bist. Keine*r will mehr mit dir nen 3er. Keine*r will mit dir knutschen. Und wenn jemand an dir vorbei will heißt es ‚Sie‘ und ‚Könnten Sie bitte …‘. Ok, ich habs kapiert. Ich schreibe diese Zeilen hacke und in einem Taxi von der Sonnenallee Richtung City West. Du bist raus. Definitiv.

Empfinde ich Missgunst? Neid? Nachholbedarf? Ja, sexuell klar. Ungelogen. Ich hab zu wenig diesbezüglich gelebt. Aber ich empfinde vor Ort keinen Neid. Ich genieße. Ich strahle. Grinse. Die Jugend. Die Gespräche. Die Offenheit. Macht weiter so. Wir sind auf dem richtigen Weg. Ich bin so erleichtert. So schön. Dankbar. Alles ist gut. Ich freue mich.

Ich vermisse nichts, außer meine bezahlbare 1Zimmerwohnung. Ja, es hätte immer noch mehr Action in meiner Jugend geben können, aber es war ok.

Jetzt ist der Preis für Alkohol, Tabak und chemische Droge hoch. 3 Tage Unwohlsein und der Körper ist durch. Ich brauche diese Betäubung nicht mehr. Aber ich finde sie weiterhin eine berechtigte Methode, um eine gute und intensive Zeit in Berlin zu haben.

Ich bin so dankbar, wie frei die Jugend heute konsumiert und kommuniziert. Ich sitze da mit meinem Moscow Mule und einer Kippe. Es wird sich beraten, wann und mit wem es in den Tresor geht. Die Sorgen habe ich nicht mehr. Und das ist auch okay so.

Ich bin dankbar, dass ich nicht verbittert den Gesprächen folge. Gibt es auch. Ich liebe es und schmunzel. Macht. Lebt. Ich bin raus. Ich hab erlebt. Ich habe experimentiert (Definitionssache!). Jetzt kommt ihr.

Ein Iraner, vor 5 Jahren nach Berlin gekommen, erzählt mir seine Geschichte und versteht mich, wenn ich vom Père Lachaise Schwärme. Schöne Momente.

Ich bin erleichtert über die Offenheit und Freiheit der jungen Menschen.

Ich fühle keine Wehmut oder ‚das habe ich vermisst‘! Bißchen stutzig am Anfang, aber nein. Es ist ok. 41 und ich habe so viele Pläne und Ideen. Bei mir startet eine neue Lebenshälfte. Außerhalb von Berlin. Next Step.

Taxi schmeißt mich raus. Erdnussflisp und Mad Men. Danke. 41 und happy. Ich denke an euch und bin in meiner Ü40-Bubble happy. Der Preis ist mir zu hoch. Betrunken. Mein Darm. Mein Kopf. Mein Magen. Nein. Lohnt sich nicht.

Gute Nacht, Berlin.

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Dieser Text wurde ehrlich und betrunken geschrieben. Wiederholungen kann ich.