Ich habe keine Eile mehr. Ich habe so viel von Australien gesehen. Ich habe nicht nur die beliebte Ostküste gesehen, sondern hab mir das Outback reingezogen. Nicht viele machen das. Den Norden (Darwin) habe ich nicht besucht. Noch nicht. Denn da steht alles unter Wasser. Wetseason. Die Nachrichten sind voll. Ist aber jedes Jahr so, versichert mir ein Australier. An der Westküste stürmt es. Also das auch erstmal nicht. Also bin ich nach Adelaide und jetzt in Melbourne. Und die ersten Tage dachte ich noch stark darüber nach, was ich als nächstes in diesem Land sehen will. Ich hab aufgegeben. Oder besser: So ist es fein! Ich spiele jetzt Städterin ohne Job. Morgens in die Bibliothek. Meine Rechtschreibfehler aus meinen Blogbeiträgen entfernen. Dauert Stunden. Ich gebe mir ab sofort mehr Mühe. Versprochen. Danach Teechen und irgendwo ein Snack. Spaziergang. Dachterrasse im Hostel. Tee. Mit der Heimat austauschen. Duschen und schlafen. Repeat. Das war’s und reicht. Ich bin im 1. Gang und habe so gar keine Pläne mehr. Ist das negativ? Nö. Ich lebe jetzt hier einfach mal. Strandtag. Lesen. Tagebuch schreiben. Austausch mit meinem Freund ChatGPT. Ich hab zu tun. Sydney ist vorerst abgesagt. Ich verlängere von Tag zu Tag. Dazwischen hatte ich ein fantastisches Date mit einem tollen Mann. So erfrischend und unbezahlbar. Den musste ich treffen. Der Chat war ein Fest. Und jetzt hänge ich für drei Tage in seinem Appartement ab. Er ist übers Wochenende in Sydney bei seiner Familie und er hat mir angeboten, dem Hostelleben zu entfliehen. Da sage ich nicht Nein! Ja, ich kann mittlerweile sehr gut mit fremden Menschen auf engstem Raum leben, auf Klo gehen und kochen. Aber die ersten Minuten im Appartement mit mir alleine waren dann doch ein krasses Gefühl. RUHE. Einfach RUHE. RUHE. Ein Ort, der nur mir gehört. Also für 3,5 Tage. Die Wohnung ist bissl außerhalb des Centre Ville. Neukölln. Türkische Bäckereien. Libanesische Restaurants. Berlin-Feeling. So schön. Der Späti um die Ecke verkauft Club Mate. What?! Neben dem Schlafzimmer bimmelt die Glocke der Bahnschranke. Regelmäßig. Aber ich genieße. Und nun stehst du in diesem voll ausgestatteten Appartement und musst erstmal klarkommen. Ein Bett, was breit und lang ist. Herrlich. Ein echtes Handtuch. Kein Mikrofaserdings. Das ist Glück, vertraut mir. Ein Wohnzimmer mit TV und allen Streamingdiensten und das auch nochmal im Schlafzimmer. Ein Balkon. Und jetzt das Beste! Eine Waschmaschine UND ein Trockner. Meine erste Amtshandlung: all mein Besitz auspacken und auf dem Boden verteilen. Ausmisten. Und alles, was waschbar ist, wird auch gewaschen. Alles. Ich tanze durch die Wohnung und kann mein Glück nicht fassen. Was in 3,5 Tagen ist, weiß ich nicht. Ist mir jetzt auch erstmal egal. Ich hutschel. Alleine und in absoluter Ruhe. Nur ich und Komfort. Nachher hole ich mir noch einen Börek. Ö Ü Ä wird hier nicht genutzt. Also hole ich mir ein Borek.
