4 Tage in Christchurch, Neuseeland. Kalt wird es ab 17 Uhr. Aber richtig. Winter Is Coming. Ein Apartment nur für mich. So ganz echt. Alleine. Weiße Bettwäsche. Weiße echte Handtücher. Nur 20 Minuten von der Innenstadt entfernt, wo es ja ganz schön sein soll  – ich habe sie nicht gesehen. Aber inmitten von großen Hallen mit Waren, die keiner braucht und neben Autohäusern ist es in meinem neuen zu Hause auch auszuhalten.

Schöne Gegend ist anders. Mir ejal.

Ich hatte einen Blick auf einen Parkplatz einer großen Drogeriekette von Neuseeland und Australien. Mir war das egal. Ein Apartment für mich. Jünstich geschossen. Waschmaschine und Trockner in EINEM. Der Himmel. Der krönende Abschluss in Neuseeland waren 5 Tage am Mount Cook in den Alpen. Ich war satt und wollte nicht mehr. Ich brauchte jetzt eine neutrale Oase. Amazon Prime, Torte am Stück und chillen – ohne Eindrücke und Neues. Genug. Und genossen. Neu gepackt. Aussortiert. Gewaschen, bis zum Schluss. Jetzt passen meine Wanderschuhe, die ich in die Tropen mitnehme, auch in den Rucksack und baumeln nicht mehr außen rum. Ja, ich habe Zeugs nach Deutschland geschickt. Nicht günstig, aber das war es mir wert. Mein zweites Paket in 7 Monaten.

Es war keine Toilette von der Marke TOTO aus Japan. Aber ich war trotzdem beeindruckt.

4 Uhr morgens hab ich mich von einem Taxi abholen lassen und ab nach Singapur. Also zuerst zum Flughafen. Warum dahin? Also Singapur?! Weiß ich noch nicht. Was ihr mir immer für Fragen stellt. Unerhört. Am Mount Cook habe ich beschlossen, meine Wohnung weiter unterzuvermieten. Auch wenn ich keinen Plan habe, was ich mache, wenn mir das Geld ausgeht. Ist mir aber egal. Ich will erstmal nicht zurück. Also nach Berlin. Auch diese Entscheidung musste ich sacken lassen. 3 Stunden Flug nach Melbourne. Die Erinnerungen an Australien kamen hoch. Schnief. Dann 8 Stunden im Billigflieger nach Singapur in der Holzklasse, aber einen Platz mit Beinfreiheit ergattert. Vorher noch ein Gang durch die Parfumabteilung. Na gut, dann schlendere ich doch mal zu meinem CHANEL. Mein Parfum, das ich mir vor 7 Monaten in Korea gekauft habe, ist mir in den letzten Tagen ausgegangen. Ich hatte also kein Parfum mehr. Seit 20 (?) Jahren trage ich diesen Duft. Ich habe mich schon damit abgefunden, einfach mal ohne Duft zu sein! Und dann sehe ich, dass es eine Travelvariante von meinem Twist and Spray-Parfum gibt. CHANEL in Mini. 3 x 7 ml. Perfekt. Verkleinern ist immer gut. Aber CHANEL auf meiner Haut muss dann doch sein. Gekauft. 

Glücklich und ich rieche wieder gut. Kann ich in Singapur auch gebrauchen.

Irgendwie muss ich bei der Buchung von den Flugtickets irgendwas richtig geklickt haben, dass ich Gutscheine für Essen und Trinken hatte. Nö, ein Tee reicht. Aber Sie haben einen Gutschein, erklärte man mir. Ja, das habe ich verstanden. Nach dem dritten Versuch, mir meinen Reichtum an Bord zu erklären, habe ich gesagt, dass die Kinder hinter mir bitte mit Süßigkeiten überrascht werden sollen. Geht auf mich! Aber bitte vorher die Eltern fragen! Wird erledigt. Weiter geht’s! Entertainment muss man extra buchen. 15$ für eine Flatrate Filme und Serien. Dafür durfte ich den Gutschein nicht einlösen. Ich entscheide mich dagegen. Ich mit meiner Koala-Schlafmaske janz entspannt eng an eng entspannen. Ich hatte einen Mittelsitz. Man muss auch mal verlieren können im Leben. Ein kotzendes Kind genau hinter mir. So tapfer. Oh je. Meine Koala-Maske hat ein bisschen aufgeheitert, als ich mal nach den Kotzgeräuschen umgedreht habe. Ich überlebe diesen Flug. Es sind Momente, wo so gut wie gar kein Input kommt. Das kann ich gut gebrauchen. 

Guten Abend, Singapur! Ich bin bissl neben der Spur. Generell gerade. Positiv. Ich formiere mich immer mehr zu mir selbst und entwickle eine neue und sehr schöne Beziehung zu mir. Und das muss ich manchmal selbst erst wahrhaben und sacken lassen. Alles unaufgeregt, aber sehr bewusst. Jeder Schritt, den ich mache und jede Überlegung, die ich habe, ist bewusst. 

Ich wurde am Flughafen rausgepickt und musste mein Gepäck nochmal checken lassen. Nicht anders erwartet. Meinen Beobachtungen nach musste jeder Backpacker das machen. Die schicken Rollkoffer wurden durchgewunken. Stereotypen. Ich nehme es nicht persönlich. An der Gepäckausgabe zottel ich mir meine Sandalen raus. Krempel mir meine Hose hoch. Es wird heiß. Vor 24 Stunden noch in Schichten in Neuseeland auf Nahrungssuche im Industriegebiet. Das wird sich jetzt alles ändern und ich werde leiden.

Ich stehe am Flughafen 20 Minuten für eine SIM-Karte an. Ich habe Zeit. Südostasien für einen Monat abgedeckt. Ich liebe es. Alles wird für einen erledigt. Wie in Korea. SIM-Karte und Einstellungen am Smartphone. Vor seinen Augen …in wenigen Sekunden. Bin ich schon drin? Ja! Busverbindung zum Hostel rausgesucht und mit der Kreditkarte einfach bezahlen. BVG, macht hinne! Und dann mit fettem Rucksack vorne und hinten durch die Hitze zum Hostel. 20 Minuten. Die Suppe läuft mir durch jede Ritze. Es ist einfach die Wahrheit. Ich versuche nicht zickig zu werden. Klima im Hostel. Gut. Ich pumpe. Ein abgerocktes Hostel. Versifft. Aber alles, was man braucht. Ich gönne mir einen Schlafsaal mit nur 5 Betten!

Weil ich es kann. Luxus. 5 Betten in einem Raum. Hinten links ist mein neues zu Hause in Singapur.

Ich gehe an dem Schlafsaal mit 20 Betten auf 20 qm vorbei. Viel Spaß in dieser Hölle. Ich gehe jetzt in die Luxusetage. Die Klimaanlage läuft von 19 Uhr bis 10 Uhr morgens im Schlafsaal. Ansonsten ein Ventilator, der die warme Luft einfach nur verteilt. Ich beziehe mein Bett und ich denke nochmal kurz an mein Apartment in Neuseeland. Ich habe nur 15€ mehr für das ganze Appartement pro Nacht gezahlt. Willkommen in Singapur! Ich liebe mein Leben und das meine ich ernst. Jut, ich sitze vor meinem Haufen Klamotten und ich kann davon in dieser Klimazone nur 7 Kleidungsstücke gebrauchen. Jetzt weiß ich auch, warum die Backpacker alle mit 90 Litern reisen. Die haben alles dabei! Ich entschuldige mich für meine Kommentare darüber noch vor 7 Monaten. Ihr habt recht. Also Modenschau kann ich nicht machen, aber ich kann in jeder Klimazone der Welt überleben. Außer auf den Mount Everest. Was mich besonders ärgert, da ich ja jetzt nicht nur eine Fuktionsmausi geworden bin, sondern auch eine ausgezeichnete Bergewanderin. Ich ziehe mir also jetzt meine Klamotten an, die ich jeden Tag in Australien getragen habe. Leinenhemd für 2$ aus einem Billigladen. Wir lieben Fast Fashion.

Ich entscheide mich, wie immer nach meiner Ankunft, für einen kurzen Spaziergang im Kiez.

‚Nicht hinsetzen!‘ Würde mir bei dieser Hitze hier auch nicht einfallen.

Danach krame ich in der Hostelküche all meine Nahrungsmittel, die ich aus Neuseeland eingeschmuggelt habe, raus. Man hatte die Chance, mich bei der Kontrolle darauf aufmerksam zu machen. Ich setze mich neben zwei ältere Frauen. Und na klar kommen wir ins Gespräch. Ü60. Eine hat 7 Kinder, die andere 8. Ach du meine Güte. Ich bin ehrlich und frage, wie sie das geschafft haben und zeige auf meinen Unterleib. Beide sind von den Philippinen und haben herzlich gelacht. Warum ich nicht verheiratet bin, fragen sie mich. Das weiß ich auch nicht und mache ein dramatisch trauriges Gesicht. Sie haben mich durchschaut. Ich schneide das Gebäck in kleine Teilchen und schiebe den Teller zu meinen neuen Freundinnen rüber. Fassungslosigkeit. Wieso? Ich teile mein Essen? Ja. Ich bekomme dafür philippinische Kräcker. Ich werde darüber aufgeklärt, dass sie aus der Mittelschicht kommen. Es klingt wie eine Rechtfertigung. Okay, ich hatte aber nicht danach gefragt. Und es ist mir egal. Wir sehen uns die nächsten Tage öfter im Hostel und fragen uns immer, wie unser Tag war. Dann richte ich einer noch das WIFI ein. Und dann macht es nur noch BING BING …Die Nachrichten flattern rein ….sie wussten nicht, wie sie sich mit dem WLAN im Hostel verbinden. Und jetzt kleben sie am Smartphone. Fotos an ihre 1000 Kinder und Enkelkinder verschicken. Und na klar, es gab auch ein gemeinsames Selfie. Mein letztes hatte ich mit einer jungen Frau aus Malaysia, die in Singapur arbeitet und ich in Neuseeland, im Hostel getroffen habe. Es ist so kalt im Schlafsaal. Ich muss mir nach der Dusche einen Pullover zum Schlafen anziehen. Also doch gut, dass ich Winterklamotten mithabe. Die Dusche und das Klo sind übrigens ein Raum. Das kannte ich schon aus China. Sobald du das Zimmer verlässt, steht die Hitze. Es ist so eklig und eine Frechheit. Eine Niederländerin, die nachts noch eingecheckt hat, fragte mich, wo die Toiletten sind und ich nur trocken aus meiner Ecke im Raum: ‘Der Hitze nach!’ Sie hat gelacht, denn sie ist seit 3 Monaten in Südostasien unterwegs. Wir hatten dann noch einen Mitternachtstalk. Keine Namen ausgetauscht. Einfach 30 Minuten kurz das Leben erzählt. Sie ist dann ganz früh raus zum Flughafen. Singapur ist für viele nur ein Ort für den Transfer. Ich schlafe aus. Naja, bis die Klimaanlage um 10 Uhr automatisch ausgeht. ES IST SO SCHWÜL und HEISS. Es ist einfach ekelhaft. In den kommenden Tagen steht nur die Akklimatisierung im Fokus. Überleben. Miami hat mich vorbereitet. Alice Springs und Cairns in Australien auch. Ich liebe es so gar nicht. Nix 7 Stunden wandern und danach noch lächeln.

PS: Ich habe diese Zeilen in der Hostelküche geschrieben und dann hält mir nach einer Stunde jemand ein Smartphone vor die Nase. Es wurde eine Nachricht vorgeschrieben auf einer Translator-App. Das kenne ich schon. Okay, bevor man dieser Person in die Augen guckt, wird der Text gelesen: ‘Hallo, ich habe keinen Hunger mehr. Möchtest du noch meine Weintrauben essen?’ Natürlich habe ich diese Person neben mir wahrgenommen. Ich bekomme alles um mich herum mit. Ich nehme meine Kopfhörer raus und sage Ja zu den Trauben und natürlich kommt es zu einem Gespräch. Ein junger Mann mit 15 Tagen Urlaub im Jahr aus Taiwan. Er hat letztes Jahr Schloss Neuschwanstein besucht. Mir wurde auch stolz ein Foto davon gezeigt. Er war verwundert, dass ich wusste, wo Taiwan ist. Also ich gebe das nur hier zu. Ich weiß das erst seit meiner Reise. Hätte man mich vor 8 Monaten gefragt und ich hätte Taiwan auf der Weltkarte zeigen müssen, dann hätte ich keine Million gewonnen. Jetzt kann ich die Umrisse im Schlaf. Reisen bildet.