Halbzeit von was, frage ich mich?! Von der geplanten Auszeit. Auszeit von was? Von meinem alten Leben. Von meinem alten Ich? Hab ich gelebt oder war ich nur am Leben. Ja, so tief steigen wir heute ein. Anfang Oktober 2024 gestartet. Von Berlin nach Seoul und jetzt in Taupo, Neuseeland. Ich habe sehr viele Gefühlslagen durch. Chaos. Unsicherheit. Ungewissheit. Vergleiche mit anderen. Druck richtig zu reisen. Leere gespürt, die sich aber nicht falsch angefühlt hat. Raus aus den alten Strukturen. Raus aus den sich festgesetzten Werten, die ich gar nicht mehr vertrete. Das schmerzt. Wachstumsschmerz. Verhaltensmuster kamen so stark raus, weil ich nicht durch einen 9to5 Alltag abgelenkt war. Nix mehr mit Selbstbetrug. Konfrontation. Wer bist du, wenn keiner guckt? Was willst du? Wie geht es dir? Und was mache ich hier eigentlich? Und wie? Bewegung. Jeden Tag. Über 10KG verloren. Und immer ausgeglichen und gute Laune, wenn ich körperlich aktiv war. Ach was. Das möchte ich beibehalten. Irgendwas. Gehe eine Runde. Surfen, wenn möglich. Kajak mieten. Irgendwas, aber mach was! Keine Tage mehr, wo ich frustriert ins Bett flüchte und irgendetwas kompensieren muss. Mit was auch immer. Essen, Alkohol, Wut, Verbitterung, Social Media oder WhatsApp Dauerdialoge …Viel nachgedacht nach meinen Aktivitäten. Meist ging es um mich. Ach was. Und meistens waren es meine Probleme und meine Einstellung zu der Situation und zum Leben. Gott, gib mir die Gelassenheit … Ach was. Aber eines hatte ich nie …bis jetzt. Sehnsucht nach meinem Zuhause. Was das ist, kann ich jetzt auch gar nicht definieren? Berlin? Meine Wohnung? Ist ja alles Quatsch, machen wir uns nichts vor. Mein Zuhause ist dort, wo ich Arbeitslosengeld I beantragen kann?Also die Arbeitsagentur Berlin-Mitte. Ja, das passt. In Berlin bin ich gemeldet. Anders. Meine Sicherheit und mein Geld ist zurzeit in Berlin. Mein Zuhause ist da, wo ich im Jetzt bin. Das wird mir hier jetzt selbst zu schmalzig und schwammig …

Ich habe bis jetzt sehr gut gelebt. Auf nichts verzichtet. Im Gegenteil. Ich war mein eigener Robinson-Club. Jeden Tag Programm, mit Ausnahmen versteht sich. Einzelzimmer, wenn ich es gebraucht habe. Und ich habe das eingekauft und dort zugegriffen, was ich haben wollte. Ob das CHANEL-Parfum, was mir ausging, gutes Essen, Klamotten oder Erlebnisse am Fließband. Kaufrausch. Und genau so habe ich mir das auch vorgestellt und davon habe ich in den letzten 20 Jahren geträumt. Meine Tagträume. Einfach mit der Kreditkarte und einem Rucksack durch die Welt. Check.

Und jetzt? Es fühlt sich alles so ‘normal’ an. Schwer zu erklären. Ich habe das Gefühl, als ob ich schon immer so lebe. Das, was war, wird sich nicht wiederholen. Als ob das mein Leben ist. Ist es ja auch. Aber für immer? Man muss ja auch nichts definieren und planen. Das, was kommt, das kommt. Und es geht immer danach, was ich will. Nicht was gut aussehen würde oder sich gut anhören wird. Oder das beste wäre. Sicherheit zum Teufel. Spannende Zeit und ich freue mich auf alles, was kommt. 

Nun bin ich in Neuseeland und starte ja erst und bin so richtig im Reisemood. Kann man das so erklären? Ich bin halt in Neuseeland und ich genieße meinen Alltag. Meine Routine, aber das halt hier. Ich lasse meine Schrauben von meinen Brillen nachziehen. Brauche Zahnseide. Habe jetzt einen Account bei den öffentlichen Rechtlichen von Neuseeland und die haben ne richtig jute Auswahl. Und nebenbei mache ich ne Kajaktour auf dem größten See von Neuseeland, eine Wanderung zu den Huka Falls. Oder einfach einen Tag, an dem ich meine Füße in heiße Quellen halte und danach einen Kuchen essen gehe. Und ganz viel lesen, schreiben und lernen in den öffentlichen Bibliotheken. Aber eines hat sich grundlegend geändert in meinem Leben. Ich mache jeden Tag etwas. Ich bin in Bewegung. Ja, ich weiß. Ich habe keinen Job und komme nicht geschlaucht und genervt, wenn es schlecht läuft, abends von einem Job nach Hause und hab das Bedürfniss mich zurückziehen zu müssen. Essen und TV. Davor bin ich ja geflüchtet. Das hat mich fast zerstört. Fakt ist, dass ich irgendwann wieder Geld brauche. Arbeitslosengeld, Hartz 4 oder mir das Erbe von meinen Eltern auszahlen lassen …alles möglich. Oder ich suche mir einen Job. Mehr ist es nicht. Was mich diese Frage und diese Aussicht früher gestresst hätte und jetzt ist es für mich einfach eine Möglichkeit wieder an Geld zu kommen, was ich nun mal zum Leben auf dieser wunderschönen, aber kranken Welt brauche. Die Frage, die ich interessant finde, ist, wie und in welchem Modell? Teilzeit? Befristet? Unbefristet? Freelance. Oder ein Mix. Oder mache ich eine Herrenboutique in Wuppertal auf? Tastaturaffe oder irgendwas, was mich nicht wieder vor Langeweile platzen lässt. Oder sehe ich eine einsame Hütte auf einem Berg in Neuseeland und mache einen Späti auf? Rette ich Koala vor den Touristen, die dieses niedliche Wesen gegen Geld anfassen wollen? Meine Lottoscheine überprüfe ich jede Woche penibel. 12 Millionen $ sind im Jackpot. Und ich werde sowas von absahnen! Und dann investiere ich in ein Hostel und werde Herbergsmutti. Wo? Ideen? Definitiv da, wo ich surfen und wandern kann. Das steht fest. 

Auf in die nächsten 6 Monate.