Ich habe aber sowas von keine Ahnung, was ich gebucht habe. Es geht irgendwie in den Regenwald. Ich wusste ja nicht mal, dass der hier zu finden ist. Ick dachte ja nur rote Erde. Jeremy, der Guide, soll ein Exzentriker sein. Man warnt mich lieber vorher. Es ist eine Tagestour und ich lasse mich auf alles ein. Gebucht habe ich das beim Herbergsvati. Er ruft an und reserviert und kassiert auch gleich ab. So easy. 6:45 Uhr Abholung. Bei diesen Temperaturen ist das aber sowas von kein Problem so früh aufzustehen. Sehr gerne! Proviant. Also Wasser ohne Ende und eine Banane. Ein Typ (der Sexist!) aus meinem Hostel wartet auch schon vor dem Hostel. Wir werden abgeholt. Service. Guten Morgen! Meine Zimmergenossin macht heute auch eine Tour. Sie ist definitiv keine Frühaufsteherin. Oh, wie sie mich anguckt, weil ich übertrieben fröhlich bin um 6:00 Uhr und mich fertig mache. Ich provoziere das natürlich, da ich schnell merke, dass sie da anders drauf ist. Sie hat Humor. Gott sei Dank. Wir haben das am Abend nochmal geklärt. Alles gut! Sie kennt mich ja nun auch schon 2 Nächte. Der Exzentriker steigt aus und begrüßt mich definitiv sehr dominant und nicht BlaSmallTalkmäßig. Also ich mag das. Ich war pünktlich. Bin ja auch aus Deutscheland. Die anderen bei der nächsten Abholstation nicht, das haben die auch zu spüren bekommen. Schon bei der Fahrt durch die Stadt bekommen wir 5 im Bus volle Dröhnung an Infos. Jeremy ist ein Local und weiß alles. Jetzt Konzentration bei der Hitze. Musik zwischendurch aus den 80ern. Wir sammeln noch weitere Menschen ein …auch aus Luxus-Resorts außerhalb der Stadt. Da kostet eine Nacht mindestens 300 AUSD. Davon kann ich 13 Tage in meinem Hostel schlafen. Dann sind wir vollständig und es geht weiter. Zu allem, was man durch das Fenster vom Van sehen kann, kommentiert Jeremy. Er redet so schnell und hat so viel zu erzählen. Ok, 8. Klasse Erdkunde ‘Australien’ habe ich jetzt schon durch. Weiter so. Ich habe einiges nachzuholen. Die Landschaft ist irre. Dieser Wald. Die Strände. Ich kann nicht so richtig körperlich entspannen, weil meine Beine zu lang für den Fußraum sind. Ich strecke sie in den Raum der anderen aus. Ja, kann ich ja jetzt auch nichts für. Die Zuspätkommer schlafen. Also stört die meine Beine im Gang nicht. Was für Nullen. Nun gut, jeder wie er will. Jeremy haut raus und liest uns gefühlt alle Artikel auf Wikipedia über Australien vor. Ich entscheide mein 2. Brain aufzumachen und eine Liste anzufangen. Vieles geht so schnell, dass ich das später nochmal nachlesen möchte. Mit Tempo auf der linken Spur durch den Regenwald. In die Berge. Die Wolken. Bisher hat mich noch kein Tag mit langem Regen erwischt. Ist aber offiziell Regenzeit. Erster Halt an einem Fluss. Wir werden mit British English Tea empfangen. Schon ein Grund hier zu leben. Wir warten und dann bekommen wir eine klare Ansage. Es geht auf ein Boot. Programmpunkt 1: Krokodilse gucken. Also versuchen. Ich betone nochmal, dass es so scheiße heiß und schwül ist. Nur wenige Sekunden in der Sonne fetzen dich weg. Wir fahren den Fluss aufwärts. Sagt man das so? Darüber informiert sich noch ein Typ aus der Gruppe. Wir bekommen von dem Kapitän (Sagt man das auch von der Person, die ein Krokodilsenboot steuert?) Infos zu der Population, Verhalten und generell alle Fakten. Und wie bestellt, sehen wir ein Stück müffelndes Fleisch am Ufer treiben und ein Krokodil knabbert genüsslich daran. Wie viel Glück kann man denn haben? Ja! Wir fahren 1h und die Natur ist faszinierend. Mehrmals macht man uns darauf aufmerksam, nicht die Hände oder irgendwas über Bord baumeln zu lassen. Ich habe in den 90ern mal einen Film gesehen. Als Kind. In Sepia. Ein Boot in einem Fluss und der Arm der Frau wurde von einem Krokodil abgebissen. Ich erinnere mich wieder und die Geschichten von dem Kapitän machen es nicht besser. Wir legen an und Jeremy wartet schon auf uns. Alles durchgetaktet. Er freute sich für uns, dass wir so viel Glück hatten. Über Funk hat er die Infos schon bekommen. Alle vernetzt. Wahrscheinlich wurde abgefragt, ob wir noch vollständig sind. Jeremy macht das seit 20 Jahren und ich habe nicht gefragt, ob er schon mal einen aus seiner Gruppe verloren hat. Er beschreibt auch die Hippiebewegung in den 90ern ohne Social Media im Regenwald. Legendäre Partys. Drogen sind in Australien illegal, aber eigentlich ist es legal. Weil es jeder konsumiert. Interessant. Ab in den Bus. Vogelkunde aus einem Buch. Der eine große Vogel ist auf den Warnhinweisen abgebildet. Und wir sehen ihn tatsächlich live. Der Kasur. Jeremy kann es selbst nicht fassen. Erst ein Krokodil und dann dieser Vogel. Läuft doch gut. Programmpunkt 2: Wandern im Regenwald. Wir werden, wenn wir einen Vortrag von Jeremy hören, mehrmals sehr streng von ihm gebeten, aus der Sonne zu kommen. Er nimmt das sehr ernst. Es ist auch kaum zu beschreiben, wie sehr die Sonne sticht. Es zeckt richtig. Nur wenige Sekunden nachdem du in der Sonne stehst. Und ich glaube, als Tourist unterschätzt man das und ich bin dankbar für diese klare Ansagen. Natur, Natur, Natur …alles, wovon ich keine Ahnung habe. Ich schreibe mit: Mangrove (Ökosystem). Ich hole das alles nach. Versprochen. Weiter. Gympie Gympie. Eine Pflanze, die dich so richtig leiden lässt. Brennnessel ist nen Witz dagegen. Monatelang kannst du Schmerzen haben. Wenn du Pech hast, sogar dein Leben lang. Ich habe das Gefühl, nein, es ist Fakt, Australien ist gefährlich. Wie können die dann hier so gut drauf sein? Vielleicht gerade deswegen. Es kann jederzeit soweit sein. Programmpunkt 3: Australisches Eis. Papaya. Ich habe jetzt nicht einen auf Alexander Marcus gemacht. War kein Deutsche dabei. Aber in meinem Kopf lief der Song. Ab in den Bus. Wir haben keine Zeit. Next. Programmpunkt 4: Lunch, wo der Regenwald den Strand trifft. Alles traumhaft schön und unberührt. Es wurden sogar Tischdecken ausgebreitet. Alles mit Liebe. Wirklich. Keine Abfertigung.  Ein Typ aus Prag hat die Lunchbox von jemand anderem gegessen. Man musste das bestellen. Wusste er nicht. Kann passieren. Ein anderer Typ sagte zu dem Prager – fand ich richtig gut: Versuch es trotzdem zu genießen. Jeremy hat geregelt. In der Gruppe viele Australier. Also seitdem ich weiß, wie groß das Land ist, verstehe ich, dass die Urlaub im eigenen Land machen. Brauchst du ja auch deinen Jahresurlaub für. Deutschland passt 22 x in Australien. Im Einkaufszentrum ist eine Weltkarte an der Wand und nicht eurozentriert. Also Europa ist ein kleiner Witz. Programmpunkt 5: Strand gucken – Aussicht. Einfach stark. Dieses Land fotografiert man nicht, sondern besucht es. Boah, wie arrogant? Das ist noch nicht das Ende. Programmpunkt 6: Baden im Frischwasser mitten im Regenwald. Das war sooo geil!! Jeremy sagt noch: Ihr seht euch nie wieder. Also macht es nicht so kompliziert mit dem umziehen. Rein jetze! (Freie Interpretation bzw. Übersetzung von mir!). Als er das sagte, war ich schon drin. In Schlüppi. Nach diesem Tag war das die Krönung. Dieser Ort ist touristisch erschlossen. Aber auch hier sehr gut organisiert. Man darf nicht alleine im Regenwald zu dieser Badestelle. Ein Shuttle bringt die Menschen zu einem bestimmten Ort und dann springt man rein. Wir waren alleine. Top! Man kannte sich jetzt schon 10h und man war eine Gruppe. Ich versuchte mit meinen Sandalen, die man auch im Wasser tragen kann, auf die großen Steine zu krabbeln – ja, so würde ich es beschreiben. Die Strömung war heftig. Einem wird klar, was das bedeutet, wenn man hier reinfällt und sich nicht halten kann. Ja, es ist alles erschlossen und unter Beobachten, aber irgendwie schaffen die Australier das sehr gut. Ich recherchiere mit ChatGPT. Was ich meinen Freund gefragt habe, verrate ich nicht. Mein Hirn ist bei dieser Hitze jetzt auch nicht mehr so in Form.

„Staged Authenticity“ (inszenierte Authentizität): Ein Konzept, bei dem touristische Erlebnisse so gestaltet werden, dass sie authentisch wirken, auch wenn sie teilweise künstlich hergestellt oder angepasst sind.

„Geoparkettierung“: Eine gezielte Gestaltung von Orten, damit sie für den Tourismus geeignet und trotzdem als ursprünglich empfunden werden.

„Cultural Commodification“ (Kulturelle Kommodifizierung): Dabei wird Kultur kommerzialisiert und so aufbereitet, dass sie für den Tourismus zugänglich ist, aber gleichzeitig authentisch bleibt.

Damit werde ich mich nochmal auseinandersetzen. In Australien fällt mir das so zum ersten Mal auf. 

Nach der Abkühlung ab in den Bus. Wir sind fix und fertig und ich kann kaum meine Augen aufhalten. Morgen geht’s weiter. Wieder in den Regenwald, ach was!