Ich chille auf der Dachterrasse und lese mich ein, was man hier in Seoul so machen kann. Jetzt komme ich so langsam rein. Man kann ja auch was machen und nicht nur im Nachthemd in Restaurants gehen und danach ein Verdauungsspaziergang machen.
Zu 99% bin ich alleine auf dem Dach. Jetzt kam jemand direkt auf mich zu. Dan ist sein Name. Hello?! So zögerlich. Ich nehme meine Kopfhörer raus. Er fragt, ob ich Zeit hätte mich mit ihm zu unterhalten. Er bräuchte das jetzt. Okay, WOW. Natürlich. Ich versuche vorher noch herauszufinden, ob er eine Panikattacke hat. Das muss dann anders verarztet werden. Ich frage ihn das direkt. Nein, er fühlt sich nur alleine und ist es nicht gewohnt alleine zu reisen. Braucht jemand zum reden. Na, da bist du mir richtig. Setz dich, Dan. Ich bin Frau Klamm (Hab ich nicht gesagt!).
Ich drehe meinen Stuhl so, dass ich ihn besser sehen und angucken kann. Ich habe ja gechillt, als ob ich am Pool liege. Einen neuen Tee eingegossen. Zigarette angeboten. Er hatte eigene. Na dann los. Erzähl‘ …
So frei zu kommunizieren, dass man jetzt Gesellschaft braucht finde ich sehr mutig und wichtig. 25, aus Belgien und hat einen Arbeitsvertrag ab November. Frisch seinen Master abgegeben. Sein Traumjob. Aber will nochmal reisen. Seine Eltern machen sich Sorgen, das etwas schief laufen kann. Ich Frage ihn: Was genau? Und jetzt kommt’s: all seine Freunde und sein Umfeld zeugen Kinder, bauen Häuser und verschwinden in die 9to5 Bubble. I Feel You, Dan. Er hadert mit sich, warum er das alles nicht fühlt und will. Ich erzähle von mir. Dass er OK ist und auf sein Herz hören soll. Meine Worte kommen an. Er freut sich auf seinen neuen Job. Muss nicht für die Ewigkeit sein. Gut erkannt! Das wusste ich noch nicht mit 25. Das alleine reisen ihm dann doch nicht so einfach fällt. Ich erzähle ihm von meinen Erfahrungen in China. Dass ich auch begriffen habe eine Community um sich zu haben, die Englisch spricht, wichtig sein kann. Stichwort in Hostels einchecken. Und dann kann man allein sein – muss man aber nicht. Er nickt und versteht. Seine Aufregung legt sich.
Ich erzähle ihm, dass man herausfinden muss/kann, was man auf seinen Reisen erleben will. Ich muss ja nicht, wie viele, die Instagram Hot Spots besuchen. Ich will fühlen, sehen und erleben, wie die Menschen vor Ort Bus fahren, essen, einkaufen und sich generell in ihrer Kultur verhalten. Mehr nicht. Und das reicht (für mich!). Mach dein Ding draus, sage ich ihm noch. Höre auf dein Herz. Er bedankt sich und will jetzt schlafen gehen. Jetlag.
Danke. Von beiden Seiten. Alles Gute!
Mutti
Dan will sich schon entscheiden, aber er braucht es doch noch nicht. Bis 30 Jahren hat er Zeit, sagte Opa Walter schon immer. Immer bei sich selbst bleiben. Was sicher manchmal schwer ist. Toll, dass er das Gespräch gesucht hat, auch dass gehört dazu, sich zu finden, andere Meinungen andere Blickwinkel sehen und dann für sich entscheiden. Perfekt.