Das ist keine Bewertung, Verurteilung und ich mache mich nicht lustig. Ich beobachte.
Hosteltypen:
- Pärchen, was sich öfter Zuneigung zeigt, in dem es sich beim Essen zubereiten in der Küche den Rücken streichelt und später ein Brettspiel im Aufenthaltsraum spielt. Ich kann mein Entsetzen nicht gut beschreiben.
- Der einsame Wolf. Er bleibt auch mehrere Tage, länger als der Durchschnitt. Redet nicht. Sitzt jeden Tag am gleichen Platz, ob in der Küche oder im Gemeinschaftsraum. Trägt Kopfhörer und schreibt ununterbrochen in ein Buch oder sitzt am Laptop. Du hoffst, dass er einfach nur introvertiert ist.
- Der Typ, der Anschluss sucht und alles dafür tut, aber kein Englisch spricht oder versteht. Sieht schlecht aus mein Freund.
- Der ältere Typ, der unaufgeregt seinen Snack isst und dabei gelassen den anderen Gästen zuguckt.
- Die Person, die total stolz ist jetzt Backpacker zu sein und das mit Gestik und Mimik versucht jedem zu erzählen. Laut und deutlich kocht und mit jedem redet, auch wenn der gegenüber nur Müll erzählt. Anstrengend.
- Die Unauffällige. Man sieht sie. Aber sie zieht ihr Programm durch. Meist ab 8 Uhr morgens. Still, aber überzeugte Körperhaltung und der Botschaft: ich hab einen Plan und 90% hab ich schon erledigt. Im besten Fall summt sie im Bett und redet mit sich selbst.
- Der Undurchschaubare, aufgekratzte Typ. Du erfährst nie so richtig, woher er kommt und was er noch vorhat. Aber er stellt die richtigen Fragen und hat Humor.
- Die Verirrten. Ja, das ist ein Hostel. Erstarrt stehen die Ü40 Frauen, die auch ein Aperol Spritz in der Hand halten könnten, in der Lobby und gucken uns am Essenstisch an. Wir wetten alle stillschweigend, ob sie einchecken oder wieder gehen.
- Die, die denken, sie wissen wie alles läuft. Sie haben den richtigen Bus rausgesucht. Wissen, wo was ist und was interessant ist. Dass man mit denen dann auch unaufgeregt an der Bushaltestelle wartet, um den ach so geheimen Bus nimmt. Die kann ich leiden.
- Die, die 7 Tage unterwegs sind und Equipment für 8 Wochen Antarktis dabeihaben. Den gucke ich am liebsten im Zimmer zu. ASMR.
- Der Typ, der immer JunkFood ist. Jeden Tag. Subway. Das große M. Respekt. Auch an deine Mitbewohner und das Klo, wo man alles hört.
Und ich? Na, ich bin die, die selbstsicher und cool mit einem 45l-Rucksack geplant hat 12 Monate sich die Welt anzugucken. Nie das ToastbrotJamErdnussbutterFrühstück in Hostels anfässt. Nie vor 9 Uhr aufsteht. Bei Konversationen mit anderen Gästen ganz ehrlich sagt, dass sie keine Lust mehr hat, wenn der Dialog langweilig wird. Die, die für 32 gehalten wird. Zu 90% immer die älteste ist. Und im Zimmer immer das Fenster aufreißt für frische Luft und Diskussionen darüber führt, warum man das auch in der Nacht aufzulassen hat. Gewalt ist eine Lösung.
Mutti
Schön geschrieben…
Lea
Der glasklare Blick und die spitze Feder!