Die Guesthouses und Hostels in Japan sind sowas von nicht sozial. Um so mehr in Australien. Innerhalb von wenigen Tagen wieder ein Schlag Mensch abbekommen. Ein Mikrokosmos. Wenn ich diese Reise schon vor 20 Jahren gemacht hätte – mir wären so einige soziale Katastrophen erspart geblieben. Da haben die wenigen Ferienlager nicht ausgereicht. Warum habe ich eigentlich nicht mit 24 so eine Reise gemacht? Ach ja, GELD! Da war ja was. Unabhängigkeit so schnell wie möglich. Geld verdienen und nicht ausgeben. Um so mehr genieße ich das jetzt hier mit Ü40. Das könnten hier meine Kinder sein. Aber manche hätte ich abgegeben.
Es gab für mich eine sehr interessante und wichtige Szene im Dschungelcamp. Jetzt weiß ich auch, wie die dort schwitzen und ich weiß, dass es solche Tiere hier überall gibt. Aber die haben doch nie die Penisse von Koalas gegessen, oder? Ab jetzt gucke ich das wieder.
Harald Glööckler und Anouschka Renzi 2022. Sie legte sich ein wenige mit der Jugend im Camp an. Kam halt auf deren Aussagen, Werte, Verhalten und alles nicht klar. Versteht man. Ich auch. Aber so zu reagieren …ok, Renzi wurde dafür vielleicht auch extra bezahlt. Was ich nicht glaube. Sie konnte einfach nicht mehr. Und hat sich nur angegriffen gefühlt. Glööckler machte Renzi eine Ansage, nachdem er das eine Weile beobachtet hat und sich das Gejammer nicht mehr anhören konnte. So ungefähr: Darlin‘ die sind über 20 Jahre jünger als du und du projizierst deine Lebenserfahrung, Weisheit, Ansprüche in diese jungen Menschen und konfrontierst sie damit. Die können doch erst ihre 25 Jahre auf dieser Welt vorweisen. Was machst du denn für ein Theater. Du bist über 25 Jahre älter. Vergiss das nicht und benimm dich auch so. Ein bisschen Abstand, Respekt und Verständnis.
Wenn ich das schreibe bekomme ich Gänsehaut, denn diese Ansage saß auch bei mir. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Das erste Mal umgesetzt habe ich das, als ich im Flieger nach irgendwo saß. Nach Covid das erste mal über den Teich. US oder Kanada. Die jüngeren Menschen haben sich bissl dämlich bei allem angestellt und ich habe die Augen verdreht. Und da habe ich mich erwischt. Bin ich doof? Ja! Definitiv. Die fliegen vielleicht, besonders nach 3 Jahren Pandemie, zum ersten Mal und ich mit meinen Platinmeilen vergleiche mich mit denen und verurteile. Wie schwach, Frau Klamm. Jaha, hab es ja jetzt auch verstanden. Danke, Glööckler!
- Lisa,* die hier arbeiten, also ein Work & Travel macht und nicht Deutsch spricht, aber alles nach Deutsch schreit. Ich lasse sie. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst.
- Ein älteres Paar aus der Schweiz. Tiefstes Schweizerdeutsch. Und so naiv zu denken, man versteht sie nicht. Er hörig und fragt alles dreimal nach. naja, vielleicht in einem Spectrum. Kann alles sein. Ich verstehe ihre langweiligen Dialoge, leider. Aber nochmal ein dummer Spruch über das Hostel und ich habe einen Klammschen Auftritt. Wie hohl muss man sein, zu denken, man wird nicht verstanden. Naja, er trägt 3/4 Hosen, da ist einem ja eh alles klar. Und diese Klapphandyhüllen. Ich schreibe diese Zeilen und sehe, dass die jetzt abreisen. Na geht doch.
- Junge Frauen aus den US. Ich erfrische mich im Pool. Geht nicht anders. Es zischt. Ich lausche den Dialogen. Wow. Ganz andere Welt. Nicht das Alter. Die Prägung. Es geht darum, wann man mit der Familienplanung startet. Man aber die Dating- und Verlobungsphase mit bedenken muss. Und es Zeitverschwendung ist eine lange Zeit den falschen zu daten. Ok, wow. Kinder kriegen defintiv vor 32. Ich sage nichts. Ich bin ja auch die alte Frau, die auch im Pool chillt. Am liebsten würde ich ‚Cancer‘, ‚Therapie‘, ‚Lebenskonzepte können sich auch ändern‘ ‚Unfruchtbarkeit‘ in die Dialoge schreien und mich einmischen, aber wir haben ja gelernt …
- Die Chilenin, die auf ein Dauervisum für Australien wartet und schon Jahre hier wohnt, arbeitet und studiert. Geld verdient sie sich in den Minen. Beliebte Jobs. Gefährlich und heiß, aber Kohle. Sie zieht ihr Ding durch, kann nicht schlafen und gibt ihr hart verdientes Geld für die Klimaanlage im Zimmer aus. Sie besucht Freunde hier in der Stadt, die schon länger hier arbeiten und leben. Vor 5 Jahren haben ihre Freunde ihr noch alles erklärt und übersetzt. Beim Wiedersehen auch. Aber, dass sie jetzt perfektes English spricht, damit haben die Freunde nicht gerechnet. Lustig. Ihr müsst mir jetzt nicht alle Schilder übersetzen! Sie hat auch in Hostels und Hotels gearbeitet und die Betten gemacht und wurde richtig gut darin. Sie war stolz. Kann man auch. Sie war dann auf Reise und man fragte sie, was sie so kann und macht. Sie stemmt ihre Hände in die Hüften – sie machte uns das im Zimmer vor – und sagte stolz vor den Männern in ihrem Zimmer: I Am A Master in Bed! Es war schon 23 Uhr und wir haben schallend gelacht. Sie macht es immer und immer wieder vor und wir haben Spaß. Ja ja, Sprache kann manchmal auch zu Missverständnissen führen.
- Birgit*. Sie sehe ich jeden Tag am selben Platz chillen und telefonieren. ich höre sie Deutsch reden. Ich mache meinen Tee, wie immer. Sie sitzt immer neben der Küche. Ich rede einfach auf Deutsch mit ihr. Sie freut sich und merke, dass sie nicht entspannt ist. Aber nicht negativ. Ok, Step by Step. Ich gebe Menschen mittlerweile ein bisschen Zeit mit mir warm zu werden, bevor ich hart einsteige und knallharte und direkte Fragen stelle. Ich fange an mich zu öffnen und erzähle von meinem harten Cut – Japan und Australien und ich hier jetzt gar nicht weiß, was ich als erstes machen soll. Sie findet tolle Worte und versteht mich. Reden und mitteilen – so wichtig. Ekelhaft, aber so wahr. Alle, die ich hier treffe sind Traveller. Viel gesehen, viel unterwegs. Man spricht die gleiche Sprache. Kinder, Familie und Haus kaufen – alles uninteressant. Birgit arbeitet im öffentlichen Dienst in der Personalabteilung. Ach, wir hatten zu diesem Thema mindestens eine Stunde Spaß. Aber kein lästern, sondern was sich ändern muss, geändert hat und das Leistung in diesem System besser vergütet werden muss. Da waren Geschichten dabei, die behalte ich definitiv für mich. Aber ausdenken kann man sich das nicht. Ich sage nur Stuhlproben im Büro nehmen. Man versteht sich. Lebenskonzepte. Das Thema Liebe lässt sich aber nicht wegmoderieren. Das kommt bei jedem vor. Sie reist früher ab, weil sie Sehnsucht nach ihrer neuen Liebe hat. Die Reise war schon geplant und dann kam dieses eine Tinder-Date und es hat Zoom gemacht. Sie rechtfertigt sich hart, dass sie jetzt für einen Mann die Reise verkürzt und sie doch auch ohne einen Mann leben kann. Sie dachte, sich nie wieder an einen Mann zu binden. Genau, so läuft das Leben ja auch. HALT STOPP! Auftritt von Frau Klamm. 1. Birgit, ja, man kann ohne einen Mann leben. Sollte man auch können. Aber man muss ja nicht auf Menschen in seinem Leben verzichten, die einem gut tun! Kannst du, aber du hast eine Person gefunden mit der du sehr happy bist. Dann stürze dich rein. So hat sie das noch gar nicht gesehen. Sich rechtfertigen verknallt zu sein. Ich glaube es hackt! Wir haben eine gute Zeit miteinander. Reden Deutsch und motivieren uns gegenseitig. War ein gutes Timing. Ich geschockt von meinen Erfahrungen in Japan bzgl. soziale Kontakte und sie traurig nicht bei ihrer Liebe zu sein. Wir umarmen uns sehr herzlich zum Abschied und sagen uns, dass diese Begegnung uns sehr viel gegeben hat. Danke, Birgit.
- Eine Französin, die nicht mein Fall ist. Ab Sekunde eins. Eine Show. Irgendwas geht da ab. Und hier sitzt Glööckler auf meiner Schulter und flüstert mir zu: Wie warst du mit 26? Genau! Unsicher, kein Plan und am ausprobieren, wie man die Welt sehen will. Glööckler hilft mir. Ich finde ja dann auch heraus, dass sie sich für 2025 vornimmt auf die Meinung der anderen (Das Außen!) zu scheißen. Sehr gut. Zeitverschwendung. Das ist mir erst mit Anfang 40 eingefallen.
- Peter* und Hans* aus den Niederlanden. Hübsche und große Männer. Könnten aus einem Volleyballteam sein. Klischee. Oder Phantasien? Hoffe nicht der, der mit 18 eine 14 jährige vergewaltigt hat und dafür nur 2 Jahre saß?! Ich bin übrigens genauso groß wie die Buben. Boah bin ich groß. Dumme Sprüche von den Boys, aber nicht wie in den 90ern verletzend. Einfach nur alles kommentieren. Hat sich echt viel geändert. Ich liebe das zu beobachten. Boah war das alles gemein vor 30 Jahren. Der eine raucht immer schnell auf unsere Tagestour wie ein Gangsta. Wisst ihr, was ich meine. Die Kippe zwischen Daumen und Zeigefinder und in die Handfläche gedreht. Ich fühle mich wie auf einem Ausflug im Ferienlager. Wir sitzen zusammen beim Lunch und ich erzähle, dass ich immer an den einen geilen Song denken muss, wenn sie in ihrer Muttersprache sprechen. Ich finde den Song nicht in meiner Playlist. Der eine fragte, ob es Old School Hip Hop ist. Ich antworte, dass das davon abhängt, wie alt er ist. Ruhe. Die waren auch die einzigen, die sich verabschiedet haben, als wir von dem Guide bei unseren Unterkünften abgesetzt worden sind. Have A Nice Life! Ihr auch!
Wenn das so weiter geht mit diesen Begegnungen, die mich so sehr fördern und motivieren ICH zu sein, dann halte ich das hier nicht lange aus. So viel Liebe und Ermutigung ist kaum zu ertragen, also für da, wo ich herkomme.