Langsam reisen- ja nich so einfach.

Ich habe Zeit. Irre. Nix Urlaub und zurück müssen – an einem bestimmten Tag. Geh damit um. Aber wie? Indem ich den Druck rausnehme und nicht denken muss, dass ich jeden Tag was ‚tun‘, erleben und besuchen muss. Ganz einfach. Ich hatte mir den Satz gesagt: Ich will überall mal gelebt haben. Und das versuche ich jetzt. Ja, ich bin kein Local. Arbeite nicht vor Ort und bin nicht eng an den alltäglichen Dingen gekoppelt. Ist ok. Nicht immer diese Perfektion. Oder besser der Anspruch. Ich kann es mir leisten einfach zu sein und zu chillen. Ich kann aber auch irgendwo hin und etwas entdecken. Und das mache ich ja auch. Da kann ich mir zu 100% vertrauen. Langsam reisen heißt nicht zu müssen, sondern auch mal in einer alten Wohnanlage in Seoul, was jetzt als Kulturzentrum genutzt wird, 2 Stunden zu sein und zu lesen. Hier ein Tee und da ein Snack. Zwischendurch ein Wikipedia-Artikel über die Geschichte der Stadt. Und ja, ich habe jetzt einen Dauerauftrag an Wikipedia laufen. 5 EUR sind es mir Wert, dass ich Informationen zu den Themen bekomme, die mich interessieren. Und das jetzt und hier.

Ich kann schlendern und habe kein vollgestopftes Tagesprogramm. Das muss man auch im nicht Urlaub haben. Jede*r geht Urlaube anders an. Die einen planen, die anderen lassen den Tag auf sich zukommen. Ich hatte immer den Anspruch Dinge zu sehen, wenn ich nur 4 Wochen Zeit hatte. Aber ich habe mich auch auf diesen ‚kurzen‘ Reisen nicht gestresst. Jetzt ist es nochmal etwas anders. Ich ‚lebe‘ jetzt so und hier. Es ist erst eine Woche her, seitdem ich angekommen bin. Und in Berlin würde ich auch nicht jeden Tag etwas aufregendes machen. Ihr kennt mich. Ich verbringe sehr gerne viel Zeit mit mir alleine in meiner Wohnung.

In meinen Recherchen vor Abflug bin ich auf etliche ‚Weltreise‘-Blogs gestoßen. Hat mir geholfen. Ich bin nicht einzigartig. Mist! Stimmung, Tipps und Tricks abgegriffen. Aber! Zum Einen ist es keine Weltreise, wenn ihr 4 Länder (Thailand, Vietnam, Neuseeland und Peru) bereist. Es ist einfach nur: Ich war in Thailand, Vietnam, Neuseeland und Peru. Sorry. Und meist reisen Pärchen – zu zweit ist einfach alles besser, oder? – und dann irgendwann wandelt sich das ‚Ich berichte meiner Familie und Freunden‘ auf einer Website und bei Instagram von unserer Reise in ‚Wir werden Reiseblogger & Content Creater‘ um. Is ok! Wirklich. Macht. Aber dann musst du deine Tage ganz anders planen, denn du willst Content kreieren, dann musst du was dafür tun: Orte besuchen, am besten besondere Orte, Videos drehen, Fotosessions auch noch, Informationen zu diesen Orten recherchieren, ganz wilde Fun Facts am besten, gut drauf sein, Videos schneiden, Fotos bearbeiten und interessante Texte schreiben und dann alles hochladen. Dann sagt dir Meta, wenn du Reichweite haben willst, dass du an bestimmten Uhrzeiten und am besten jeden Tag (?) posten musst. Na klar ihr Mäuse, ist das dann ein Vollzeitjob. Was dachtet ihr denn? Und das für 867 Follower und die Hoffnung auf ein Reel, was viral geht? Lohnt sich das? Denn dann hat man zu tun und reist anders. Getrieben von den Likes und Follower. Manchmal geht es auf, aber oft ist es nur Hoffnung.

Ja, ich schicke auch Storys bei Insta an meine Crowd. 80 Leute. 60 davon kenne ich nicht und die haben sich garantiert bei mir verlaufen. Grüße gehen raus.

Also das kommt für mich nicht in Frage. ‚Frau Klamm guckt lächelnd und voller Euphorie auf dem Streetfood-Markt in die Kamera, als sie in ein frittiertes Schwein beißt‘ – niemals. Ich will meine Ruhe und bin faul.

Gut. Haben wir das auch geklärt. Aber was mache ich dann? Der Tag hat 24 Stunden. Klingt komisch? Ist aber so!

In der letzten Woche war und ist immer noch die Dachterrasse mein PlaceToBe. Ich stehe neben meinem aufgeräumten Spind im Zimmer und kann mich in dem/jedem Moment fragen, was ich heute/jetzt machen will. Na klar, ich kann auch einfach 48h im Bett liegen bleiben. Darin bin ich Profi. Aber wir wollen es nicht übertreiben. Aber ein Ziel/eine Idee am Tag reicht.

Und dann kommt ja auch die Erfahrung – hast du einen Tempel gesehen, kennst du sie alle. Isso. Sorry. Ja, dieser Tempel ist aus der Dynastie XY und der andere wurde schon 200 Jahre vorher gebaut. Und da lebte der Cousin von dem Kaiser. Ok, verstanden. Es geht darum, in diesem Fall, die Architektur live zu sehen und sich vorzustellen, wie das Leben in dieser Zeit war. Tempel, Tempel, Tempel, Tempel, Tempel ….ey dit reimt sich. Und im Radio? …

Treiben lassen – ein Ziel. Check und dann einfach weiterlaufen und dann stehst du auf einmal vor einem Stück der Berliner Mauer, das Wowi 2005 Seoul als Symbol für Hoffnung auf eine friedliche Vereinigung geschenkt hat. Geht doch. Also Hoffnung und die Stadt ohne Druck entdecken.

Eigentlich habe ich in China in den 4 Wochen auch nichts anderes gemacht. Aber was beschäftigt mich gerade so? Ich glaube es ist die Freiheit (Zeit und Geld), die ich mir genommen habe und nehmen werde. Mehr nicht.

‚Das pendelt sich ein‘ – haben jetzt schon zwei meiner Freunde gesagt. Sehr guter Satz. Jetzt einfach mal das Projektmanager-Hirn ausschalten und nicht zu viel denken. Einfach erleben und machen. Das wollte ich doch. Genau das. In den Tag leben. Was zerdenkst du das denn jetze? Meine Güte!

Heute sitze ich auf der Dachterrasse (Ach was?!) und habe mich durch Google und die vielen Touriflyer gewühlt. Eine Liste (Ich kann nicht ohne?!) geschrieben, was ich in der Zeit, wo ich noch in Seoul bin, sehen möchte. Bissl vorbereitet sein – heißt aber nicht es ‚erledigen‘ zu müssen! Gleich ziehe ich mir noch eine Doku zu Korea rein. Da kommt ja dann auch der Moment, wo du sagst: Das will ich sehen.

Ich erinnere mich an die Doku vom WDR ‚Mit dem Zug durch Kanada‘. Ich liebe Zugreisedokus (ist das ein Wort?). Mindesten 5 Mal habe ich die geguckt und dann saß ich auf meinem Balkon und hab laut gesagt: Das mach ich! Und das habe ich auch.

Also Doku startet in 4 …3 …2 …

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1 Kommentar

  1. Wikipedia-Dauerauftrag, love it!

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