You Happy Life

Scheiße. Ich weine nicht – ihr weint. CheckOut um ölf. Ich muss schon früher raus aus dem Hostel. Abfahrt Schnellzug 11:31 Uhr. Gestern war ich nur in meinem Büro und habe gelesen. Wusstet ihr, dass der Autor vom Fänger im Roggen veranlasst hat, dass sein Werk nicht digital vertrieben werden darf. What?! OK, dann muss ich auf dieses Meisterwerk, was mir empfohlen wurde, wohl warten. Ich checke das Goethe Institut in Tokio ab. In Rumänien war es normal Bücher aus der Bibliothek im Copy Shop komplett zu kopieren. 0,10 EUR x 200?! 2 Kommastellen? 20 EUR? Günstiger als es mir aus Deutschland schicken zu lassen. Ich lese mehrere Bücher gleichzeitig. Je nach Laune. Bissl Siddhartha hier. Bissl Algorithmen da und jetzt ganz frisch Der Kinogeher. Also ich müde in mein Büro geschlendert bin, habe ich den Typen aus dem Hostel getroffen, der dort die Frühschicht übernimmt. Er hatte mich vor 2 Tagen in der Küche angesprochen. Sehr schüchtern. Aber zu neugierig, glaube ich. Auf Japenglish haben wir uns ausgetauscht. Ihn habe ich gestern  in Kokura auf der Straße getroffen. Wir haben uns richtig gefreut. So sind halt Kleinstädte, was?! Also, dass man sich öfter über den Weg läuft, nicht die Freude darüber. Verbeugung (Boah bin ich froh, wenn das durch ist!!! Die Schaffner in Zügen verbeugen sich, wenn se den Wagen betreten und nochmal, wenn se ihn verlassen. Die machen keine Pause. Laufen immer hin und her. Schleudertrauma auf Raten.). Wir strahlen und wünschen uns irgendwie nonverbal einen schönen Tag. Ich hoffe, dass er ihn hatte.

Heute morgen also Tee kochen für die Zugfahrt und mich fertig machen. Und da ist er wieder. Er hat Schicht. Er räumt auf. Er fragt, ob es jetzt losgeht und wohin. Ich berichte, dass ich mir jetzt den Fuji angucke und danach nach Tokio. Er meinte, dass dort viele Menschen sind. Denkt nicht, dass wir doof sind, aber die Gespräche laufen sehr simple ab. Hauptsätze. Langsam und mit der Übersetzungsapp. Er spricht wenig Englisch, aber es reicht. Ich verstehe alles! Ich spreche kein japanisch, fürs Protokoll. Ich frage, ob es stimmt, dass viele zum Neujahr zu ihren Familien in die alte Heimat fahren. Und Tokio vielleicht leerer ist. Er lacht und sagt: Vielleicht?! Wir lachen beide. Ich koche meinen Tee. Er kramt unter der Theke und überreicht mir Schokolade. Für die Zugfahrt. Ach, so süß. Danke. Croissant und jetzt das. Ich schnalle mir mein Monster aka Rucksack auf und sage ihm, dass es mich gefreut hat ihn kennengelernt zu haben. Und jetzt kommt’s. Er sagt strahlend und mit zwei Händen in der Luft (Keine Ahnung, warum!) und zeigt dann auf mich (ungewöhnlich für einen Japaner. Macht man hier eigentlich nicht!): Y O U     H A P P Y      L I F E!

Scheiße, ja! Das habe ich und werde ich habe. Ich war kurz verlegen. Das saß. Was für ein Timing. Millisekunden. Und dann realisiere ich und sage laut: Hei (Ja, auf japanisch.) Happy Life!!!

Er hat so Recht. Ich struggle hier privilegiert rum, denke rum, rätsel …nichts ist genug. Ich habe ein Happy Life. Und werde ein Happy Life haben. Hol dir das mal öfter hoch, mein Fräulein. Muss dir das erst ein Fremder in Japan sagen, der dich erst 10 Minuten kennt. Reiß‘ dich zusammen.

Happy Life! Euch allen. ❤️

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1 Kommentar

  1. .. schleudertrauma. ..🤣😅🤣😅so lustig ich muss sofort lachen, wenn ich an eure Verbeugungen denke. Was ist wenn man den Zug kriegen muss trotzdem noch eine Verbeugung….

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