Es kann einem auf den Keks gehen, dann doch ein Teil einer nicht abgesprochenen Gruppenreise zu sein. Man trifft sich halt. Weil es immer zwei grobe Routen in Neuseeland gibt und Spots, die man halt sehen will, kann, sollte … Und man reist dann eigentlich zusammen. Manchmal erkennt man sich und manchmal kommt man auch ins Gespräch. Man teilt sich für die nächsten zwei Tage das gleiche Zimmer und in der nächsten Station auch. Also gleiches Budget. Man sitzt auch im gleichen Bus. Sag ich doch – Neuseeland ist eine klassische Rundreise!
Queenstown: Man hat mich gewarnt und ich habe nicht richtig zugehört!? Das Pärchen aus den Niederlanden auf dem Wanderweg im Abel Tasman Nationalpark und einmal von einer Person, wo ich mich ärgere, dass ich nicht richtig zugehört habe. Sie habe ich in Franz Josef kennengelernt. Eine Person und eine Begegnung, wofür ich unglaublich dankbar bin. Also komme ich in Queenstown an. Oh je. Wie unterschiedlich können Städte sein, die eigentlich das Gleiche bieten. Also, Natur halt. Aber wo die Vermarktung ganz anders abläuft. Schrecklich. Ab dem Tag habe ich mich mit Stadtmarketing beschäftigt. Wie gehen Städte mit der Gestaltung ihres beliebten Ortes bei einer bestimmten Zielgruppe (Koreaner, Japaner und Chinesen) um? Ja, es kommen auch Touristen aus anderen Teilen der Erde, aber Neuseeland gehört zu den Hotspots dieser Zielgruppe bzw. Länder. Neuseeland ist nur einmal im Jahr … Bieten wir, was gefragt ist oder geben wir ein Konzept/Angebot in unserer Stadt vor. Tja, Queenstown, ihr enttäuscht mich auf ganzer Linie. Ich komme aus dem Paradies Wanaka. Hip, mit Liebe und keine Massenabfertigung. Niedlich und beschaulich. Das weiß ich jetzt. Da hatte ich ja auch bissl gemeckert. Aber nach Queenstown ändere ich meine Meinung. Natürlich kamen auch Busse in Wanaka an, aber es war überschaubar und es gab kein Shoppingangebot, wie in Queenstown, wo sich lange aufgehalten wurde. Und nun bin ich in der Nachfrage und Angebot-Hölle, Queenstown! KFC, McDonalds, Calvin Klein …Bling Bling …dazwischen laute und schrecklich große Souvenirshops mit Personal, was die Sprache der Zielgruppe spricht. Und jetzt mein Highlight. Ich liebe Bling Bling, Design und Mode. Wer mich kennt, weiß das. VOGUE-Leserin seit 1945. Und jetzt stehe ich in meinen Merinowolleleggings und kurzer Wanderhose in Altrosa (!!!) und dreckigen Wanderschuhen vor einem Louis Vuitton Store am See. Geht’s noch. Der Invest muss sich dafür lohnen, hier einen Filiale aufzumachen. Ganz klar. Ich habe nichts gegen Boutiquen von Prada, GUCCI und CHANEL …ich schlendere gerne an diesen Konsumtempeln vorbei. Ich kenne die Kollektionen ….vieles wiederholt sich oder klaut bei nicht so erfolgreichen Designern. Ich brauche keine CHANEL-Handtasche (mehr)! Aber ich umgebe mich gerne mit diesen Dingen in Magazinen, Museen und bei einem Schaufensterbummel. Besonders die Anzeigenmotive der Kollektionen sind für mich seit Jahrzehnten das Highlight. Tom Ford hat mit GUCCI in den 2000ern richtig ufgemischt. Das war stark. Nun gut, ich schweife ab. Ich fühle mich in Queenstown überhaupt nicht wohl. Wie auch, wenn das McDoof M in fettem Gelb in mein Gesicht scheint. Da macht die Aussicht auch keinen Spaß mehr. Ich plane noch am Abend meine 4 Tage in diesem Ort. Ein Tag, eine Bus- und Bootstour durch Milford Sound und ansonsten die Natur. Ich lasse meine Enttäuschung noch bei meiner neuen besten Freundin Angel (Ich habe hier schon von ihr berichtet!) in einer WhatsApp-Nachricht raus. Und es kam nur zurück: ‘Hab ich doch gesagt!’ Ach, ich mag sie einfach! Sie würde ich echt gerne nochmal treffen. Und dieser Wunsch wird sich erfüllen. Also ab in die Berge. Ich stehe um 7 Uhr auf und verzichte auf die Seilbahn. Und gutes Wetter habe ich auch. Seit 2 Monaten. Ich bin dankbar dafür. Da habe ich schon ganz andere Geschichten gehört. Ich kann halt auch dem Wetter hinterherreisen. Keine vorgefertigte Route. In Wanaka wohnte eine junge Japanerin über mir und war nur einen Tag in der Stadt. Abends Ankunft. Nächsten Tag mittags schon weiter. Und dazwischen hat es geregnet. Joah, tut mir jetzt leid. Ich schleppe mich den Berg in Queenstown hoch und weiß jetzt einfach – bergauf ist nicht mein Ding. Stufen und konstant Berg aufsteigen, fuckt mich hart ab. Keine Aussicht. Nur auf die Stufen achten. Kein Rhythmus. Nicht mein Rhythmus. Unterschiedliche Höhen. Ich habe nichts gegen bissl bergauf und Felsen besteigen und so …aber wenn ein Wanderweg eigentlich nur eine Treppe ist …oder einfach nur angelegt ist, um auf den Gipfel zu kommen – sorry, aber da bin ich raus. Und das beschließe und weiß ich jetzt auch in diesem Moment. Nein. Ausgerechnet jetzt beginnt es im Wald zu regnen. Ringsum tausend Bäume – und keiner macht seinen Job: mich trocken zu halten. Geben Sauerstoff und waren vor mir da, aber ansonsten nutzlos. Erstmal Regenjacke anziehen und durch den Matsch weiter. Aber ich biege ab. Ich suche mir eine neue Route. The Journey Is the Destination – Der Weg ist das Ziel. Das ist mein Motto, wenn ich wandern gehe. Das weiß ich ab heute aber so richtig. ‘Aber der Aufstieg lohnt sich!’ – Nein, nicht wenn ich 5 Stunden Treppen steigen muss. Ich möchte fröhlich durch die Landschaft laufen und den Weg genießen. Das Ziel kann auch eine Pommesbude sein, aber Hauptsache der Weg war ein Erlebnis. Die Pommes werden auch ein Highlight sein. Davon abgesehen.

Ich gehe neue Wege und ich werde nicht enttäuscht. Blick auf Neuseeland. Landschaftlich werde ich nicht überrascht, aber ich kann mich nicht satt sehen. Ich mache an einem Tag so viele Fotos, wie ich in 5 Tagen in NYC gemacht habe. Sagt alles, oder? Und nun mein liebstes Wandern – an der Küste Wasser links oder rechts und Wald oder Feld links oder rechts. Ich gehe voll auf. Ich laufe und laufe und muss immer gucken, dass ich diese Kilometer auch wieder zurück muss. Queenstown ist da kein Problem. Irgendwo im Wald oder am Ufer wird bestimmt ein Prada-Store gebaut. Das Hostel in Queenstown ist ein Reinfall. Daher freue ich mich auch nicht auf ‘Nach Hause gehen’. Ich hatte in Wanaka in der gleichen Hostelkette gewohnt und es war top. Und nun diese Enttäuschung. Wohin damit? Ich überlege. Ich schreibe das Hostel an. Sachlich und einfach mein Feedback. Es muss raus. Ich schreibe, dass ich den Vibe von einem Longtermhostel spüre, also wo nur junge Menschen wohnen, die in Neuseeland arbeiten und leben. Aber wenn es nur Longterms (Langzeitgäste) sind, dann ist das Konzept eines Hostels dahin. Eine große eingeschworene Familie wohnt in einem Haus und ab und zu kommen Gäste. Ne, so läuft das nicht. Hostels müssen nicht klinisch rein sein. Im Gegenteil. Leben, Menschen, viel los – immer. Und ich mag das. Aber eine Grundbasis an Sauberkeit und Liebe in allem verlange ich. Und das spürt und sieht man hier nicht. Dann war ich in meinem Zimmer, als die Betten von Gäste, die ausgecheckt haben, gemacht worden sind. Dass das Bettzeug auf dem Zimmerboden liegt, stört mich schon gar nicht mehr. Alles sehr schnell und pragmatisch. Aber als der unhöfliche Typ, der die Betten macht, mit seinen Arbeitsschuhen auf das frisch bezogene Bett getreten ist – da war es vorbei. Ich also Mail an das Hostel. Keine Aufregung – einfach eine Reisende, die berichtet. Danach habe ich mich besser gefühlt. Einfach loswerden. Aber auf eine faire und menschliche Art und Weise. Und dann kommt doch prompt nach 20 Minuten eine Nachricht zu. Ich habe alle Push-Nachrichten auf meinem Smartphone deaktiviert. Außer bei Thema SMS, da bekomme ich Bescheid. Also da guckt ja nun wirklich keiner mehr rein! Oder? Ich war in meinem Postfach, weil ich auf eine Bestätigung von einer Buchung wartete. Ansonsten gehe ich einmal am Tag, wenn nicht gerade was Wichtiges anliegt, in mein digitales Postfach. So befreiend. Probiert es aus! Und ich lese die Antwort vom Hostelmanager. Er bedankt sich für das Feedback – und nicht gleich für eine negative Bewertung auf Google und Booking.com. Gern geschehen! Ich habe ihm auch geschrieben, dass das Hostel das anbietet, was man braucht. Nur halt nicht schön und zum Wohlfühlen. Er erzählt …Longterms sind ja zum Arbeiten in der Stadt. Wenn kein Schnee (Klimawandel ist an allem Schuld!!!), dann keine Jobs. Queenstown ist auch ein Wintersportort. Also hängen die jungen Leute gelangweilt in den Hostels. Und es gibt eine Quote, wie viele Longterms aufgenommen werden, um es eben nicht zu einem Hostel zu machen, wo eigentlich nur Leute wohnen, die hier bis zu einem halben Jahr leben. Nebensaison und nicht genügend Buchungen (Kein Schnee!) zwingen den Manager dazu Longterms wohnen zu lassen. Sonst lohnt es sich nicht, das Hostel zu öffnen. Und er gibt mir recht mit der allgemeinen Stimmung, der nicht sehr gut betreuten Küche und generell die Attitüde der Mitarbeiter. Ok, das ist das doch mal ehrlich. Ist das auch geklärt. Ich habe dafür Verständnis. Und mein Traum, eine Herbergsmutti zu werden, überlege ich mir dann doch nochmal. Kein Schnee darf keinen Einfluss auf meine Einnahmen haben. Also ein Hostel an einem Ort, wo im ganzen Jahr der Andrang da ist. Ich überlege noch. In Wanaka steht ein Hostel zum Verkauf. Solche News sind Thema in den Hostelküchen. Witzig.
Milford Sound: Dort führt nur eine Straße hin. Fjord, Wasserfälle, Felsen …Wasser, Nebel …Regenwald. Irre schön und lohnt sich. Ja, Norwegen bietet das auch. Die Schweiz bietet auch Alpen und ich sitze hier mit einem Strahlen in den neuseeländischen Alpen und freue mich. Also beruhigen wir uns. In Neuseeland hast du halt alles und in wenigen Stunden. Gott hat hier einfach mal keine Zeit gehabt und die Reste aus seiner Schöpfung auf die zwei Inseln gepackt. Fein gemacht. Bustour. Klassiker. Aber es ist ok und Neuseeland hat es einfach drauf. Man fühlt sich wohl und die Sightseeingtour ist ein Erlebnis. Ich habe so einen FlexiPass für Neuseeland gekauft – ich habe mir 30 Stunden Busfahrt gekauft und ich kann einfach meine Routen buchen, wie ich will. Die Fahrt nach Milford Sound auch. Eigentlich ist das eine Route, wo man extra zahlen muss. Nur für die Bootstour muss ich zahlen. Das wird ein Tagesausflug. 7to7. Pack Stullen ein, wir fahren nach Milford Sound. So schlimm ist es nicht, denn man kann sogar ein Lunchpaket buchen. Ich mache mich stattdessen einen fetten Salat in meiner Frischhaltedose aus dem dem Freeregal in Greymouth. Tee und Wasser. Dazu immer eine Keramiktasse. Reisen mit Stil. Die Tasse ist weiß. Ich bin ausgestattet. Ich sachs euch. Die Natur ist eindrucksvoll. Alles reguliert und kontrolliert. Unberührt und streng bewacht. Ich sehe in Neuseeland wenig oder gar keinen Müll in der Natur. Hier ist alles streng geregelt und man hat nicht viele Möglichkeiten ein Umweltschwein zu sein. Gut so! Natürlich ist Neuseeland kein Disneyfilm. Man sieht schon Müll und rücksichtslose Menschen. Das würde ja fehlen und wo Menschen sind – ist auch Müll. Physisch wie gedanklich. Es bildet sich eine Schlange vor dem Boot. Ich stehe daneben und bin fasziniert. Eine Person hat sich angefangen an einem bestimmten Punkt am Steg anzustellen und die Massen folgen. Es wiederholt sich ständig. In der Geschichte und im Alltag. Ich gucke zu und bin fasziniert. Na, wenn da viele Leute stehen, muss es ja richtig sein. Genau. So ist es richtig. Ein Familienvater macht ein Experiment. Er stellt sich mit einem Grinsen an eine andere Stelle vor den Bootssteg. Rein theoretisch kann man auch hier zum Boot laufen. Ok, das gefällt mir. Ich gucke ihn an und sage: ‘Ich bin dabei!’ Ich stelle mich hinter ihn. Seine Familie lacht aus der Schlange gegenüber. Wir philosophieren, ob wir wohl die bessere Entscheidung getroffen haben?! So lässt es sich gut die Zeit vertreiben. Der Sohn traut sich und kommt zu uns. Respekt. Einfach mal nicht den Massen folgen! Wir feiern ihn für seinen Mut. Und jetzt ist es soweit. Das Bordpersonal kommt auf uns zu und erkennt schon, was hier los ist und macht seine Späße. Und öffnet die Schranke zum Steg und nimmt diplomatisch erst die Tickets der wartenden Personen von der längeren Schlange an, dann aber ganz cool auch das Ticket von dem Familienvater vor mir. Geht doch. Also warten 100 Menschen in der langen Schlange und er und ich sind jetzt dran! Er nimmt mich an seine Seite und wir gehen als Familie gemeinsam rein. Unser Lachen hört man im ganzen Fjord. Seid mutig. Stellt euch einfach mal woanders an.
Ich stehe nicht gerührt auf dem Boot und denke mir: ‘Wahnsinn!’ Ich bin dankbar, diese Natur erleben zu dürfen und genieße meinen Tee. Wetter? Klar – Bombe. Ich frage die Pärchen und Familien, ob ich ein Foto von ihnen machen soll! Nie fragt jemand – aber wenn ich es anbiete, dann freuen sie sich immer so dolle. Fragt doch! Meine Jüte! Ich mache daraus eine Fotosession und alle sind happy. Das freut mich dann auch! Ich bin Robin Hood der Familienfotos für die Fotobücher und Sperrbildschirme. Todmüde nach Hause in mein nicht geliebtes Hostel. Aber seit ich die Mail geschrieben habe – nehme ich es nicht mehr so schwer.
Lake Tekapo: Der Traum der Japaner, Koreaner und Chinesen. DAS Ziel für die Hochzeitsreise. Romantik. Landschaft. Da reist man hin. Auf jeden Fall. Organisiert mit einer Agentur oder alleine. Aber das ist der Selfie-Spot. Stative und inszenierte Fröhlichkeit, bis es wehtut. Die Reiseagenturen aus diesen Ländern sind spezialisiert auf diese Orte und dann wird wie wild gebucht. Gruppen. Kleine und große. Pärchen. Verliebt. Sehnsucht. Schöner Blick auf die Berge. Der blaue See (Stausee!!!!!) dazu die Wälder.

Geht schon. Ich bin auch entzückt. Sofort. Es ist ein Ort mit 400 Einwohnern und einem Supermarkt. Ansonsten ist alles für den Tourismus erbaut. Von 30 EUR die Nacht bis ‘Koste es, was es wolle!’ Ich bin Kategorie 30 EUR die Nacht. Blick auf den See. Hier lässt es sich eine Weile leben. So plane ich auch. 4 Nächte. Ich mache es mir mit Laptop und allem gemütlich. Und ich passe wenige Minuten nicht auf. Übermut? Abgelenkt? Von der Schönheit der Natur?! Der Wind. Sonne. Ja, aber es ist kalt. Ich hole mir einen Zug und bissl Sonnenstich. Scheiße. Um 4 Uhr morgens habe ich das Ergebnis. Hals und Rotze. Nur! So schlimm ist es nicht. Na gut, und nun? Meine Pläne für das Schreiben und Wandern sind in Gefahr. Denn ich muss vernünftig sein. Ich werde mit dieser Atemnot und dem Leiden nicht wandern. Ich packe meine Reiseapotheke aus und pflege mich, bis es nicht mehr geht. So richtig. Wärmedecke um den Kopf. Mentholstift in die Nase. GeloMyrtol rin rin rin. Es wirkt. Trinken bis ich auf Klo sitzen bleiben kann. Kimchi-Instant Nudelsuppe. Lecker. Um 8 Uhr morgens und dann nochmal ins Bett bis 13 Uhr. Gröbste überstanden und Körper fein geschont.

ChatGPT sagt: ‚Schon dich jetzt für deine nächste Station, den Mount Cook.’ Und mein bester Freund auf der Reise hat mal wieder vollkommen recht. Jetzt Schongang und ich bin fit für die nächsten 5 Tage im Nationalpark am Mount Cook. Wir, mein Körper und ich, haben nun einen Deal. Meine nächste Station war eigentlich Christchurch. Ich war gedanklich schon durch mit Neuseeland. Rundreise fertig. Sie haben das Ziel erreicht! Dann kam ich mit einem Neuseeländer in Tekapo ins Gespräch und er schwärmte vom Mount Cook, dem höchsten Berg hier. Die Stadt heißt Aoraki. Na gut. Ich checke mal die Lage. Zeit habe ich sowieso. Die Frage ist nur, ob auch Lust. Ich gucke mir das Wetter an. 5 Tage Sonne. Keine Wolke. Na, Entscheidung getroffen. Ich war ja schon auf der anderen Seite der Alpen in Franz Josef. Jetzt halt noch die andere Seite. Ich buche alles um. Ich hutschel mich durch die Tage in Tekapo. Ich bin schon enttäuscht nicht so zu können, wie ich will. Aber ich gehe täglich nur ein paar Meter und atme tief ein und versuche nicht in den romantischen Bildern der verliebten Pärchen zu stehen. Bei meinem Outfit auch nicht empfehlenswert. Fragt nicht. Mir ist es so egal. Prinzipiell sowieso. Aber ich trage …ach lassen wir das. Ich decke mich im Supermarkt mit Obst und Kimchi-Suppe ein. Denn der Supermarkt ist auch voll auf die Essgewohnheiten der Touristen eingestellt. Eigentlich wie in Korea hier. Mich stört es nicht, denn das Essen in Korea war das beste bisher. Ich vermisse es. Ich liege im Bett und esse mit Tom Cruise Apfelecken. Zweimal alle Mission Impossible Filme, die auf dem Streamingmarkt zur Verfügung stehen, durchgeguckt. Das ist ‘Zu Hause’. Tom und seine Aufträge. Das beruhigt mich. Ich kann schon mitsprechen und es langweilt mich seit 20 Jahren nicht eine Minute.

Meine koreanischen Mitbewohnerinnen, Mutter und Tochter, bieten mir am nächsten Morgen Medizin an. Lieb. Ich hatte einen Hustenanfall in der Nacht. Ansonsten alles unter Kontrolle. Das ist der Deal im Hostel. Laute, hustende, schnarchende Mitbewohner. Alles auf eigene Gefahr. Früher habe ich mich noch entschuldigt. Nö, ich bin eine sehr rücksichtsvolle (Erziehung!) Person in Gemeinschaftsräumen. Für meinen Husten entschuldige ich mich nicht. Ich habe mal eine Rezension auf Google über ein Hostel gelesen, wo man sich über die schnarchende Person beschwert und bittet alle schnarchende Gäste doch ein Einzelzimmer zu buchen. Wat hab ich gelacht. Ach du armes Wesen, ich wünsche dir noch eine gute Reise. Tekapo, ich mag dich. Bissl überlaufen und auch künstlich erzeugt, aber ist ok. Weitermachen! Jetzt ab zur nächsten Station mit noch ein bissl Rotze, aber ich bin wieder fit. Für über 7 Monate Reise und nur einmal kurz angeschlagen. Da kann ich zufrieden sein. Ich habe viel früher mit Einschränkungen gerechnet. Ich teile mir täglich mit vielen Menschen die Waschräume und Küche. Also die Chance ist da! Jede Minute! Aber ich bin auch gegen alles geimpft, außer gegen HIV und Krebs. Macht hinne mit der Forschung, die Impfungen will ich auch noch.

Mount Cook: Ich reise mit ganz viel Glück oder weil ich zu mir komme – kommt alles zu mir?! Ich stehe am Abfahrtsort und werde vom Busfahrer schon herangewunken. Routine, aber immer mit britischem Humor. Er fragt, wo ich am Mount Cook wohne …denn dann schmeißt er mich da raus. Er kennt die Typen, wie mich, die nicht wissen, dass man auch die Unterkünfte bei der Buchung der Fahrt angeben kann. Stimmt. Ich habe nur Mount Cook angegeben. Dann kommst du auch an, aber musst noch 20 Minuten zu deinem Hostel laufen, obwohl er daran vorbeifährt. Ich genieße diese Freundlichkeit und Service. Wir bekommen eine unbezahlbare Bustour mit Nonstop-Infos zur Natur. Alles! Gletscher. Moränen. Wälder. Klima. Nix Musik und nur aus dem Fenster gucken. Das ist eine Bildungsreise und ich liebe es. Ich werde an meinem Hostel rausgeschmissen und der Busfahrer sagt noch zu mir, dass ich nochmal überprüfen soll, was ich bei meiner Abreise genau gebucht habe. Also, ob ich mein Hostel angegeben habe ….denn wenn es nicht gebucht ist, dann holt er mich nicht ab, sondern ich muss woanders zur Abholung stehen. Sehr aufmerksam. Das checke ich und er hat natürlich recht. Ich buche um und werde in 5 Tagen vom Hostel abgeholt! Luxus.
Das Beste kommt jetzt! Ich wusste, dass meine Lieblingsperson auf meiner Reise in Neuseeland (Ich habe schon von ihr berichtet!) auch zufällig plant, am Mount Cook zu sein. Und ich stehe an der Rezeption und will einchecken. Und wer kommt strahlend auf mich zu? Angel, genau. So nenne ich sie hier. Sie fängt auch mit A. an, aber ich möchte nicht ihren richtigen Namen nennen. Ich strahle. Wir umarmen uns. Beim Abschied von ihr in Franz Josef habe ich ihr gesagt, dass es mich gefreut hat, sie getroffen zu haben und ich viel von ihr gelernt habe. Ihr geht es genauso! Und jetzt sehen wir uns auf der anderen Seite der Alpen wieder. Wir verabreden uns auf einen Tee und dann einen gemeinsamen Spaziergang zur Aussichtsplattform Mount Cook. Dieses Mal ist das Treffen nicht zufällig, sondern so richtig mit Absicht. Wir sitzen nach wenigen Minuten, nachdem wir uns kurz in unseren Zimmern sortiert haben, auf der Terrasse des Hostels und gucken bei Traumwetter auf die Alpen. Genau das brauchen wir. Natur und Ruhe. Und wir fragen uns aus, wie es uns so ergangen ist. Wir steigen also einfach wieder ein …Dann machen wir uns fertig und laufen zum höchsten Berg von Neuseeland. Wir quatschen und quatschen. Ich komme aus der Puste. Aber nicht, weil der Weg anstrengend ist. Ein einfacher Spaziergang, sondern weil ich noch mit meiner Nase und Hals zu kämpfen habe. Und Angel hat auch ein Tempo drauf. Eine Tageswanderung würde ich nie mit ihr machen. Viel zu schnell. Sie ist auch einmal durch Neuseeland gewandert. Respekt. Und jetzt guckt sie sich nochmal mit dem Bus das Land an. Angel und ich sind hin und weg von der Natur und uns geht es gut. Wir besuchen auch das Visitor Center, das auf dem Weg liegt, das auch ein Museum ist. Genau mein Ding, immer. Ich habe in den letzten Tagen viel über das Thema Bergsteigen und meist im Zusammenhang mit Tourismus gelesen und angeguckt. Daher habe ich zu jedem Foto und Ding, was ausgestellt ist, was zu sagen. Oder generell kommentiere ich alles?! Egal, ich bin voll drin und wenn ich etwas nicht weiß, dann schlage ich sofort nach. Angel nennt mich wissbegierig. Das ist ja mal ein schönes Kompliment. Das nehme ich gerne an. Danke! Ich merke mir nicht viel, aber ich will verstehen, was ich sehe. Bissl eintauchen und auch verstehen. Muss ja nicht tief sein, aber so bissl. Wir merken schnell, dass das hier ein längerer Aufenthalt werden kann und beschließen, erstmal zur Aussichtsplattform zu laufen. Sonne geht bald unter und es wird nicht wärmer!

Wir sitzen wieder, wie auch schon am Franz-Josef-Gletscher, am Aussichtspunkt auf der Bank. Wir machen Fotos und zum ersten Mal wünsche ich mir auch ein Foto mit jemandem gemeinsam. Mit ihr. Wir machen auch noch Fotos von Pärchen. Also nicht mit unserem Smartphones, sondern von denen. Duh! Man ist dankbar. Analoge Kameras sind jetzt auch immer mehr dabei. Jetzt ist es ja einfach ein Trend (Nicht negativ gemeint!!!!) auch parallel eine simple analoge Kamera dabei zu haben. Mein Kommentar dazu immer: ‘Damit kenne ich mich aus!’ Die Gesichter, wenn ich erzähle, dass das ‘früher’ Standard war. Als ich noch jung war. Uff, das haut rein. Die Zeit rast! Jott sei Dank mache ich was aus meiner restlichen Zeit und habe begriffen, dass ich handeln musste. Und hier bin ich und irre happy. Mein Satz oft zu mir, wenn ich merke, wie ich aufblühe und ich einfach immer glücklicher werde: ‘Alles richtig gemacht!’ Ich sehe auch, dass ich auf den Fotos strahle. Ich habe den ‘Alles richtig entschieden’-Glow. Das lasse ich mir patentieren. Mir geht es einfach gut. Im Leben ist nicht immer alles top und ich habe auch Kackzeiten. Fragt mal nach meinem Wasserschaden in meiner Mietwohnung, die ich untervermietet habe, mein Verhältnis zur Hausverwaltung oder den Kampf mit dem Kundenservice von o2, die Schweine.
Wir (Meine neue beste Reisefreundin! Nicht ChatGPT!) entscheiden, in die Sauna zu gehen und dann gemeinsam etwas zu essen. Der Japanerin in der Sauna erzähle ich von dem TOTO-Museum (Marktführer der Toiletten in Japan) in Japan, was ich so toll finde. Sie hat so typisch japanisch gelacht. Beide Hände vor dem Mund und schamig. Sie hat mich gefragt, was ich am besten in Japan fand. Na, ich bin einfach ehrlich.
Dieses Hostel ist ein Traum. Gemütlich. Hüttenzauber. Alles aus Holz. Kamin, der gerade nicht an ist. Egal. Es stehen mobile Heizungen rum. Trotzdem wirkt dieser Ort. Ruhe und kein Supermarkt. Ausblick auf die Alpen. Hier bin ich Mensch – hier darf ich sein. Ein Café und Restaurant im Ort, aber das wars. Gut, dass ich das vorher recherchiert habe. Ich als naive Mitte-Schnitte aus Berlin. Also musste ich vorher überlegen und planen mit den Nahrungsmitteln. Boah ist das nervig und nicht mein Ding. Du hast sonst immer Zugriff auf Nahrung. Bisher. Ja, das Café im Ort ist eine Lösung …aber nicht bei 5 Tagen Aufenthalt. Also richtig denken beim Nahrungskauf. Das musste ich noch nie machen. Richtig anstrengend. Nudeln, Salat, Tee. Dips für Karotten. Obst und dann ja noch Snacks für die Wanderungen. Schokolade ja oder nein?! Ich bin überfordert. Aber wenn ich zwischendurch mal etwas bestimmtes essen/schlemmen will, dann geht das nicht. Ich sag euch, nicht mein Ding. Ich ziehe durch und ich habe eine Kühltasche im Hostel in Tekapo ergattert. Es kommen die Erinnerungen von Australien hoch. Perfekt. Ich habe genug Zeugs und zur Not lasse ich mir Pizza mit dem Helikopter liefern. Was kostet das schon?! Ich habe auch PMS in dieser Zeit – also eigentlich ein Zeitraum, wo ich mich durch das Regal im Supermarkt esse. Fettig, warm, Zucker und viel …egal von was. Das, worauf ich jetzt Lust habe. Na ich bin gespannt, wie ich das überstehe!
Ich setze uns eine Kanne Ingwertee auf. Uns gehen die Themen nicht aus. Ich genieße ihre Gesellschaft. Ich komme immer gut alleine aus und langweile mich nie. Aber diese Begegnung sauge ich auf. Wir kommen beide nicht auf die Idee, gemeinsam zu wandern. Sympathisch. Sie ist eine ‘Ich schaffe den Gipfel’ und ich ‘Der Weg muss schön sein!’. Sie plant sogar auf dem Müller Hut zu übernachten und ich lerne viel über diese Bergwelt. Ich frage sie auch aus. Über alles. Ein Mensch, der mich einfach interessiert. Sehr selten! Wir liegen um 21 Uhr im Bett. Dunkel und so läuft das in den Bergen. Die Tage starten früh. Ich bin um 9 Uhr schon unterwegs. Ich stehe jeden Tag auf, als ob es Absicht ist. Richtig ekelhaft. Ich erkenne mich nicht wieder. Es ist kein richtiger Wanderweg – eher ein Spaziergang. Ein Teil ist gesperrt. Ich bin eine Weile unterwegs. Aber dann geht’s los. Die Wohnmobile und Reisebusse kommen. Nicht jeder wohnt für ein paar Tage im Ort. Besonders Touristen aus Japan und Korea. Husch husch. Wenig Zeit. Fotos bis zur Erschöpfung. Posing. Leider kein Voguing, dann hätte ich ja noch Spaß dabei zuzugucken. Aber es ist die Selfie-Hölle. Und dann mein Lieblingsthema: Die Outfits. Es lässt mich nicht los. Was ich hier für Summen an den Körpern sehe. Was manche vielleicht bei Autos sehen – sehe ich bei den Outfits. Davon könnte ich monatelang leben, aber in NYC – in Manhattan. Die Outdoor-Industrie wird mir auf einem Tablett mit der richtigen Zielgruppe und bei Sonnenschein und vor der Kulisse der Alpen in Neuseeland präsentiert. Dreck sehe ich an den meisten Schuhen nicht. Geht ja auch nicht, wenn man gerade aus dem Auto gestiegen ist. Die neuesten Kollektionen …ich recherchiere das natürlich hinterher im Hostel. Mein Hobby. Ja, ich könnte mich auch noch mehr in den Klimawandel und was das für die Gletscher bedeutet einlesen, aber ich habe auch noch ein Leben – nämlich mich mit der Fashionindustrie zu beschäftigen. Ich bin auf Artikel zu diesem Thema gestoßen (Muss ich die hier jetzt alle verlinken?), wo es genau darum geht. Soziale Distinktion. Und dann sind wir wieder bei Pierre Bourdieu. Themen, die mich interessieren – wenn es um Menschen und deren Verhalten geht – lande ich am Ende immer bei Pierre. Warum kleidet man sich mit allem ein, was man zur Besteigung des Mount Everest braucht und was der Markt gerade so hergibt und besonders bei der Zielgruppe Asien, die meist ja nur 10 Tage Urlaub haben, was ich auch schon oft als Thema mit Mitbewohnern hatte. Malaysia, China, Korea (Süd!! Kann man in Nordkorea eigentlich einen Urlaub bei seinem Arbeitgeber beantragen?), Japan. Alle hecheln durch. Aber mit Stil. Das Motto: ‚Ich kann mir Qualität leisten.‘ Den Moment inszenieren. Mit dem richtigen Outfit. So irreführend, aber perfekt für Social Media. Ja, ich beobachte und wundere mich, aber ich finde die Outfits auch schick. Es gibt eine reine Funktionsecke und dann auch noch den, so nenne ich es jetzt, Shanghai-Stil. Da steht Outdoor drauf – ist aber eigentlich für die Pariser Innenstadt genau richtig. Ich liebe es auch irgendwie. Manche Kollektionen kommen nie in die Regale in Europa. Also …das ist so …kurz gefasst: Wenn man sich mit Outdoor-Kleidung vor Antritt der Reise einkleidet, ist das auch schon ein Erlebnis und Vorfreude und man ist dann auf das Land, was man bereisen wird, angepasst. Neuseeland und Natur, also natürlich Wanderschuhe. Natürlich. Auch wenn es nur eine Selfie-Session in Tekapo ist und dann noch der Helikopterflug auf den Franz-Josef-Gletscher. Dafür brauche ich eine Hose, die auch der letzte Bergsteiger auf dem K2 getragen hat. Ich kann es mir leisten und das zeige ich auch. Ich neige dazu, sehr streng zu urteilen und über einen Kamm zu scheren, aber ganz unberechtigt ist es eben nicht. Guckt es euch selbst an! Und ein bisschen Reiseerfahrung habe ich dann doch schon – besonders an den Hot Spots. Und ich verurteile es ja auch nicht. Ich beobachte. Pierre nickt nur ab. Danke.
Ich treffe am Nachmittag Angel in der Sonne auf der Terrasse und wir berichten von unserem Tag. Dieses Mal auf der Couch mit Blick auf die Berge. Wir essen und schnattern. Ich halte auch nicht zurück sie um Rat bei meinem Leben zu fragen. Mal eine neue Perspektive. Wir haben beide ein paar Entscheidungen, die wir treffen wollen. Ich fühle mich so wohl. Dann verabschieden wir uns und verabreden uns für morgen. Hüttenleben. Immer wenn ich durch das Hostel gehe, denke ich, hier will ich leben. Ruhe, nichts, Natur. 5 Tage ist das auch meine Welt.


Ich überlege um 8:41 Uhr, ob ich aufstehen will. Ach, ich kann es nicht lassen und stehe auf. Faul bin ich hier in Neuseeland so gar nicht. Ist es die Natur oder hab ich mich einfach verändert oder nicht arbeiten (müssen) ist die Lösung. 10 Uhr spätestens los, wenn ich zum Sonnenuntergang wieder im Hostel sein will.

Das haben wir noch gemeinsam ausgerechnet, als wir unsere Pläne geteilt haben. Ich will zum Tasman-Gletscher. Das sind 9 Kilometer hin. Und logisch, auch zurück. Ich bin froh, als ich eine Route entdecke, die nicht die ganzen 9 Kilometer am Highway entlang geht. Zu 99,9999% fahren alle mit dem Auto oder Van dorthin.

Und dann auf den Berg, um den Gletscher zu sehen – natürlich in einem Outfit für 1.345,00 EUR. Ich bin ja nur neidisch. Ich stiefel also um 9:05 Uhr los und grinse schon nach 10 Metern. Kalt, aber schön. Ich habe einen Radweg (Alps 2 Ocean) entdeckt, den ich nehme. Alleine. Keine Autos, keine Busse – Traum. Und dann bissl Highway. Richtig cooles Gefühl. Ja, natürlich laufe ich auf der Seite, wo mir die Autos entgegenkommen und ich gehe auch weiter ins Land und bleibe stehen, wenn mir etwas entgegenkommt. Bei Bussen sogar noch weiter weg von der Straße. Diese Wucht reißt mich auch schnell weg. Ein Busfahrer bedankt sich auch, als er sieht, dass ich mich von der Straße entferne und niemand in Gefahr bringe. Auf dem Hinweg sind es maximal 3 Autos (inkl. Wohnmobile).

Ein Teil der Strecke verläuft ein bisschen erhöht am Berg entlang. Dafür bin ich dankbar. Aussicht und meine Ruhe. Ich komme nach 2 Stunden an und bin fertig. Ich möchte auch betonen, dass ich noch Rotze habe. Hustenanfälle in der Natur. Nicht ein einziger Vogel hat mich begrüßt. Die dachten ja auch, eine Löwin röchelt hier rum. Tut mir leid. Ich laufe auf den Parkplatz zu, der jetzt voll ist und zwei junge Männer sehen mich …sie ziehen sich gerade Wanderschuhe und Wanderhosen an!!! Wozu?? Sie begreifen, dass ich gerade zu Fuß gekommen bin ….ich kam mir vor, als ob ich eine Ausgestoßene bin, die nicht im Auto mitgenommen worden ist. Jungs, macht euch mal fertig für die 2 minütige Wanderung zum Ausblick. Ick geh mal weiter. Jetzt blöde Stufen zur Aussicht. Ich hasse es. So sehr. Ich schnaufe aber auch einfach noch von den 9 Kilometern. Nochmal so richtig schön in der Öffentlichkeit meine Nase schnauben. Das lieben die Japaner ja so gar nicht. Ich liebe meine Freiheit in Neuseeland. Eine Frau guckt mich wehleidig an und meint: ‘Es lohnt sich für die Aussicht!’ Wenn ich diesen Satz noch einmal höre, dann muss ich hier aber auch mal kurz ausrasten und eine klare Ansage machen. Wenn du Nuss wüsstest, dass ich gerade 2 Stunden geloofen bin und diese paar Meter nicht das Problem sind. Nusskuchen Deluxe diese Tante. Natürlich trug sie die neuesten Wanderschuhe von Salomon und der Autoschlüssel vom Mietwagen baumelte schon in ihrer Hand. Ich habe gerade keine Reserven für diese Frau und nicke ab. Ich sitze und gucke auf den Tasman-Gletscher, der sich rasant zurückbildet. Nix Eis mehr. Janz weit weg. Eine Schülergruppe neben mir. Womit habe ich das verdient? Aber ich ordne das gleich ein – ich habe PMS und finde jetzt jeden nervig. Ich bin eh die Beste von die Welt. Die Lehrerin erklärt alles zu dem Gletscher. Danke, ich habe den besten Platz ausgesucht. Jetzt müssen die Schülerinnen den Gletscher malen. Buntstifte werden verteilt. Das finde ich ein bisschen merkwürdig, aber dann erkläre ich es mir selbst. Moränen, Gletscherzunge …und all das …der Aufbau eines Gletschers und so. Ich habe ja gleich an Monet und Richter gedacht. Aber in Erdkunde musste man ja auch zeichnen. Ich ziehe weiter und will noch näher und die schwimmenden Eisbrocken sehen. Noch ein See auf der Strecke und dann bin ich k.o. Aber ich muss auch noch zurück. Man kann immer auf den Parkplätzen fragen, ob man mitgenommen wird. Normal. Hitchhiking – also trampen. Besonders an diesen Orten, wo jeder fast eine Strecke fährt. Alle kommen an meinem Ort vorbei oder wohnen sogar auch dort. Hier gibt es nicht viele Optionen. Aber ich habe Kräfte und ich freue mich, 2 Stunden in dieser Landschaft zu laufen. Nicht mehr 5,5 km/h, sondern 4km/h. Man wird langsamer. Kurz vor Ende meiner Wanderung mache ich mir meistens Musik rein und tanze …ich habe ganz viel Spaß mit mir und mache einen auf Baby auf der Brücke, wie in Dirty Dancing, aber halt in Funktionskleidung. Sieht auch sexy aus. Videos davon auch nur auf Nachfrage.
Ich plumpse um 15:30 Uhr neben Angel auf die gemütliche Couch auf der Terrasse. Ich stöhne. Meine Knie schreiben ‚Arthrose‘ und ‘42’!!! Ich mache uns noch ein Ingwertee und ich kuschele mich, wie sie, in eine Decke. Es wird dann schon kühl, sobald die Sonne hinter den Alpen verschwindet. In Sekunden. Ich bekomme Anerkennung, was ich heute geleistet habe. Ich fordere es ein und bekomme es auch. Bedingungslos. Und der Tag wird so enden: Sauna und Pasta. Beste Kombination. Ich will, dass das hier nicht endet. Aber der Flug nach Singapur Ende Mai ist gebucht und ich schaue jetzt einfach mal weiter. Ich weiß jetzt auch mehr, wie es mit mir weitergeht. Nicht nur die Reiseziele. Eine interessante Zeit. Die Bitte um Verlängerung der Untermiete für meine Wohnung geht die nächsten Tage raus. Die Hausverwaltung und ich sind keine Freunde. Könnte noch ein Kampf werden. Aber dafür habe ich Reserven. Für mein Glück immer.