Hostelleben III

Ich habe einfach eine gute Zeit in den Hostels. Man begegnet unterschiedlichen Menschen aus aller Welt.

Gaby*, die aus dem Trumpland kommt, für das Militär arbeitet und in Japan stationiert ist. Jetzt macht sie Urlaub in Osaka und wird als Harry Potter Fan die Universalstudios hier besuchen. Sie überlegt noch, ob ein oder zwei Tage. Ich rate ihr 2 Tage. Mach es dir schön! Sie findet das auch und hat sich entschieden. Sie regt sich über die lauten Mitbewohnerinnen auf und ich frage sie, ob sie mich auch als laut empfindet. Wir sind im gleichen Zimmer. Nein, keine Sorge, sagt sie. Ich bin unsichtbar. Schönen Dank auch.

Brian* ist der Typ, wo man nicht so richtig erfährt, woher er kommt und was er so macht. Aber er ist klug und lebt in seiner eigenen Welt. Er sitzt täglich im Aufenthaltsraum und guckt bis 7 Uhr morgens Serien. Hat dann um 8 ein Businesscall. Ihm geht es nicht um die Kultur und das Erleben. Er will hier nur abhängen und shoppen. Auch einer, der dann zwischen Korea und Japan hin und her fährt, damit er in Japan bleiben kann. Davon gab es auch viele junge Menschen in Korea.

Susi*, die über mir schläft und heute Nacht fast erstickt ist. Reicht mir jetze. Ich stehe auf …klopfe an ihr Bett und frage, ob ich ihr etwas anbieten und/oder helfen kann? Sie guckt wehleidig und nickt. Ich frage, ob sie mal eine meiner Wunderlutschtabletten ausprobieren will. Gerne. Nach 3 Minuten war Ruhe. Ich treffe sie heute in der Küche und sie unterbricht ihr Telefonat und bedankt sich sehr für meine Hilfe. Ihre Rettung. Ich drücke ihr noch zwei neue Lutschtabletten in die Hand. Denkt mal nicht, ich bin Mutter Theresa. Hier geht’s um meinen Schlaf.

Petra* sitzt irgendwie unbequem auf der Couch. Jeden Abend und redet nicht. Guckt nicht hoch. Grüßt nicht. Und schlürft so mit den Hausschlappen, dass ich sie nur zu gerne einfach nur schubsen möchte. Hört die das nicht????? Regt mich uf.

Heidi* ist die junge Frau, die hier viel Zeit am Morgen mit Makeup verbringt. Voll ausgestattet. Spiegel 30 x 30 cm im Koffer mit Beleuchtung. Sie grüßt nicht, sie ist nur kurz im Zimmer.

Karin* ist jung und Messie. Wahnsinn. Wie geht das? Ist Koreanerin und ist aufgekratzt, dass es mir schon leid tut. Am ersten Abend ist sie alleine im Zimmer. Am nächsten Abend sitzt sie mit einer Freundin vor dem Bett. Also 10 Zentimeter vor mir und neben meinem Bett und sie schminken sich und drehen sich Locken. Der Lockenstab wird auf dem Bett vergessen und brennt ein Loch in die Matratze. Am nächsten Abend sitzen drei Mädels vor meinem Bett. Und wieder Partyvorbereitungen. Am nächsten Morgen verschwinden alle um 7 Uhr.

Kerstin* ist frisch angereist mit Taschen, die in den 90er Jahren mal schick waren und Fußballer heute als Trainingstasche nutzen. Sie fragt, was man hier so machen kann. OK, du bist hierher gekommen und sie erzählt mir, dass sie gar nicht weiß, was sie hier machen soll. Alles sehr komisch und wirr. Sie hat am ersten Abend bei dem großen M gegessen. Warum? Sie wusste nicht, wo man Essen herbekommt. Bei manchen Leuten frage ich mich, wie die bisher überlebt haben.

*alle Namen geändert.

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1 Kommentar

  1. Tough dass du das aushältst so auf der Pelle zu sitzen aber gleichzeitig genießen kannst. Das mit dem Schlürfen kann ich exakt so nachempfinden 😂😂✌️

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