Ein Bad aus den 60er Jahren. Bezahlbar. Vor 10 Jahren habe ich mit der Warmmiete nicht geprahlt. Mittlerweile ist das mein Thema #1 bei einem SmallTalk im Club. Eine Einraumwohnung (Ratet, wo ich geboren bin!). 100 Meter entfernt das Intercontinental Hotel mit einem Schwimmbad und Spabereich. Hamam-Massagen kann man dort buchen und Saune ist in der Tageskarte inkl. Sehr oft surfe (sagt man das noch? Ratet, wie alt ich bin!) ich auf der Website und überlege.

Es stellt sich die Frage, ob man weiter einen Mindestbetrag monatlich in ETFs investieren will oder sich in dem kalten, dreckigen und teuren Berlin eine Auszeit gönnt. Altersarmutvorsorge vs. Selfcare auf hohem Niveau.

Ich entscheide mich seit 12 Jahren für meinen 60er Jahre Wellnesstempel. Heißes Wasser (Kein Boiler! #TheNewRich!) Badewanne. Laptop aufs Waschbecken und die Kerze darf nicht fehlen. Was braucht man mehr? Genau, ein System, wo das für jede*n möglich ist. Es muss nicht das Interconti sein. Ich bin privilegiert (Adel verpflichtet!) und das weiß ich auch. Ich genieße ohne schlechtes Gewissen meine überteuerte Wohnung und seife mich selbst ein, lasse es schäumen und schrubbe mich ab. Hamam by Myself.

Diese Stories über den EINEN Wannentag im Osten, wo dann alle Familienmitglieder nacheinander rein mussten sind für mich immer wieder verstörend. Wer hat die Reihenfolge festgelegt? Bei uns war das nicht so. Ich hab das nicht erlebt. Oder doch und es ist so ein krasses Trauma, das meine Seele es ganz tief vergraben hat. Ich verzichtet auf die Aufarbeitung.

Ich lehne mich zurück, genieße meinen bezahlbaren Tempel und dass ich mir mit niemanden mein Badewasser teilen muss.