Ich bin auf dem Gletscher Franz Josef gewandert. Aber das Wichtigste zuerst! Wetter Wetter Wetter. Strömender Regen bei der Ankunft in Franz Josef. Aber den Blick auf die Berge und den Gletscher hat man immer. Aber dann! 5 Tage Bombenwetter. Der Ort ist so klein und absolut nichts los. Die Saison startet Ende Juni so richtig. Ich liebe es. Meine Ruhe. Und weil das Wetter so gut ist – verlänger ich bei der Ankunft auch gleich beim Check-in. Meine Kreditkarten glühen. Nach dem dritten Versuch und der dritten Karte hat es geklappt. Die junge Frau an der Rezeption, auf jeden Fall Work & Travel, hat dafür Verständnis. Sie nickt nur und hofft mit mir. Danke! Jetzt haben wir es. Passt. Ich also in mein 8 Bettzimmer gemischt. 10 EUR die Nacht. Günstig. Ich komme rein und sehe eine Hongkong-Käfig-Situation. Auf keinen Fall. Das Hostel ist top, aber ich kann mich nicht umdrehen oder bewegen. Das könnte nicht mal ein Mensch, der 1,50 Meter groß ist und 30 Kilogramm wiegt. Eine Frechheit dieses Zimmer. Und dazu noch das Reisegepäck von 8 Menschen. Ich bin noch bis zu meinem Bett ganz nach hinten gelaufen. Das muss man sich ja auch mal aus der Nähe angucken. Naja, ich bin über Menschen, Müll und Gepäck gestolpert. Aber ich wusste nach 3 Millisekunden: Auf gar keinen Fall! Von der Luft in diesem Zimmer möchte ich nicht anfangen zu berichten. Ich lasse meinen Rucksack noch im Zimmer stehen und gehe sofort raus und verabschiede mich. Ich zur Rezeption und sage: I am not happy! Ein Upgrade bitte! Ich zahle auch. Aber da werde ich nicht schlafen und leben. Und unter Frauen teile ich ihr auch mit, dass ich meine Menstruation haben werde und ich es bequem und einfach schön brauche. Hätte ich das auch einem Mann an der Rezeption erzählt? Weiß ich nicht. Keine Sekunde zögerte meine neue Freundin hinter der Rezeption. Alles klar, kann ich verstehen, sagte sie und guckte schon in das Buchungssystem. Sie gibt mir meine Zimmerkarte zurück und nennt mir meine neue Zimmernummer. Ich erwähnte noch frech, dass ich gerne für die nächsten Tage alleine wohnen möchte. Sie nickt. Ok, jetzt bin ich aber gespannt. Ich hole mir aus meinem alten Zimmer noch meinen Rucksack und hoffe auf den wenigen Metern zu meinem neuen Zimmer, dass ich jetzt ein Paradies vorfinde. JA! 1. Unteres Bett! 2. Ich war eine knappe Woche alleine in einem Zimmer mit 6 Betten! Meine lieben Leser! Das ist Travelglück! Für einen Zehner die Nacht in einem Ort, wo ich keine Ohrenstöpsel zum Schlafen brauche. So eine Ruhe hatte ich lange nicht mehr. Nochmal: Alleine in einem neuen Hostel. Sauber. Alles neu! Licht am Bett. Steckdose direkt am Bett! Ablagefläche am Bett! Weiße Bettwäsche! Vorhang! Aber brauchte ich ja nicht. Dekadenz. Die Toilette und Dusche waren nur wenige Meter vom Zimmer im Flur entfernt.

Neben meinem Zimmer ein Balkon, wo ich meine Sachen lüften konnte. Und ich habe in dieser Woche keinen Gast auf meiner Etage gesehen. Danke! Ich packe aus und packe wieder so, dass ich erstmal spazieren gehe. Ich gehe an der Rezeption vorbei und gucke meiner Heldin an der Rezeption in die Augen und sage mit einer Träne im Auge: Thanks! You Made My Day! Und ich war so stolz auf mich, denn ich habe mich nicht durch die Hongkong-Hölle gequält. Ich wäre so unglücklich gewesen. Einfach fragen und Bedürfnisse und in diesem Fall Unzufriedenheit äußern. Aber freundlich! Du bist für dein (Reise-)Glück verantwortlich.
Und jetzt zum Gletscher! Ich mache mich schlau, wie immer, was man hier so erleben kann. Alles ist ausgerichtet auf ‘Mit dem Helikopter auf den Gletscher fliegen’ …zig Anbieter. Die 4 Wanderwege, neben dem Gletscher und der kurze Weg zum Gletscher-Ausblick sind nebensächlich. Ab 7 Uhr bis 14 Uhr Nachmittags fliegen die Touris auf den Berg. Alles klar. Du hörst es. Es gibt auch die Möglichkeit, auf dem Berg für zwei Stunden mit einem Glacier-Guide zu wandern. Aha?! Ok. Preis? Ok, joah. Ich weiß noch nicht, wie ich das alles mit dem Helikopter-Tourismus finde. Und was ist eigentlich ein Gletscher? Ich finde eine Kindersendung auf YouTube. Das der Typ eine Jeans bei einem Ausflug auf dem Gletscher getragen hat ist ein NO GO! Das ist das erste, was du hier in Neuseeland lernst. Nicht beim Kanufahren und bei allem, was mit Wasser zu tun hat. Keine Jeans. Ok, mein Wissen ist wieder aufgefrischt. Moränen hatte ich noch in Erinnerung und dass das graue janz unten im Tal auch Gletscher sein kann. Nur eingefärbt durch Gestein. Überrascht mich selbst, dass ich das noch wusste. Ist aber auch ein witziges Wort. Moräne. Ich mache mir einen kleinen Plan, was ich die Tage erleben will. Wanderweg I, Wanderweg II, Wanderweg III und dann mal gucken. Der Blick auf die Berge ist ein Traum. Reicht schon. Ist schon schön hier. Neuseeland, du kannst was. Die Nordinsel darf jetzt nicht beleidigt sein. Aber die Südinsel rockt! Unschlagbar. Am nächsten Tag mache ich mich auf den Weg – Wanderweg I. Herrlich. Ein kurzer Weg – eher ein Spaziergang. Denn mein Fokus liegt darauf, dass ich meine Menstruation überlebe. Blutsturz auf einem 20 km Wanderweg ohne Toiletten. Nicht zu empfehlen. Also bestimmt mein Unterleib, wie hier die Tage gestaltet werden. Am zweiten Tag laufe ich morgens los, um zum ‚offiziellen‘ Ausblick auf den Gletscher zu kommen. Vor 100 Jahren konnte man den Gletscher noch wenige Meter neben dem Parkplatz sehen. Jetzt braucht man einen Feldstecher. Den leihe ich mir auch von einem älteren Argentinier am Aussichtspunkt. Männliche Boomer haben sowas immer dabei?! Lustig.

Eigentlich Quatsch diese Aussichtsplattform. Da siehst du mehr, wenn du vor dem Supermarkt im Dorf stehst, nachdem du dein Pesto im Angebot in deinen Rucksack gepackt hast. Ich laufe los – man braucht vom Hostel eine knappe Stunde. Vor mir auch noch eine Fußgängerin. Sonst rauschen die Autos an einem vorbei, die direkt zum Gletscher-Gucken-Parkplatz fahren. Morgens ist weniger los. Geht dann ab 11 Uhr los. Zig Informationstafeln auf dem Weg. Vor 100 Jahren sind die Einwohner und Touristen ohne Funktionskleidung auf die Gletscherzunge und auch zum Gipfel gewandert. Und jetzt kommen wir. Plastik. Bunt und machen Fotos, bis der Speicher voll ist. Wir können uns freuen, dass damals ein paar Fotos gemacht worden sind. Hut hat Frau 1915 auch auf dem Gletscher getragen. Schick.

Ich hole die Person vor mir ein und wir laufen nebeneinander. Sie sagt etwas auf Englisch und ich höre raus, dass sie Deutsche ist. Ich unterbreche sie, als ich das feststelle. Das erwähnt sie später dann auch nochmal beiläufig, dass ich sie unterbrochen habe. Respekt. Sehr sympatisch. Wir kommen ins Gespräch. Vorab! Eine der schönsten und wichtigsten Begegnungen auf dieser Reise für mich! Eine tolle Frau! Ich nenne sie Angel. Sie fängt auch mit einem A an, aber ich will nicht ihren richtigen Namen nennen. Gleiche Kindheit. Kaum fingen wir an zu reden, war klar: Parentifizierung at it’s best. Das bemerke ich sofort. 32. Ihre Mutter ist nur 8 Jahre älter als ich. Wir gehen gemeinsam zum Gletscher und es ist kein Standard-Hostel-Bekanntschafts-Gelaber. Ich bin entzückt! Wir stehen vor dem Gletscher, der jetzt schon ganz weit weg ist. Klimawandel gibt es ja nich. Alles Lüge. Ich setze mich auf eine Bank. Ich habe keine Eile und gucke auf den Gletscher. Sie setzt sich zu mir. Nicht eine Sekunde ist das Gespräch anstrengend oder langweilig. Wir sitzen über 3 Stunden auf dieser Bank und nehmen unser Leben auseinander. Alles! Ich mag sie sehr! Wir beide wollten diesen Spaziergang heute machen und dann um 13 Uhr im Hostel zurück sein. Und jetzt ist es schon 16 Uhr und wir entscheiden uns, weil es jetzt auch kühler wird, wieder gemeinsam zurückzugehen. Dafür brauchen wir ja auch noch eine Stunde. Sie merkt sich alles, was ich sage und stellt Fragen. Ist aufmerksam, witzig und eine Powerfrau! Wir leben im gleichen Hostel und sie ist auch alleine in einem 6 Bettzimmer. Wir hoffen ab sofort jeden Abend, dass wir weiter alleine ein Zimmer für uns haben. Wir haben es einfach verdient!!! Wir machen uns Abendessen und setzen uns gemeinsam an den Esstisch. Wie eine Familie. Wir checken gemeinsam das Free-Regal ab. Sie war schneller. Aber ich habe am nächsten Tag Glück. Wir tauschen uns aus. Aber nicht diese Dialoge, die ich schon auswendig kann. Sie ist vom Norden in den Süden in Neuseeland gewandert. Ich will alles wissen. Alles. Ihr höre ihr gerne zu. Keine Show. Absolute Selbstgenügsamkeit. Absolut anziehend. Projektmanagerin. Klar! Ist mit 18 pünktlich von zu Hause ausgezogen. Alles klar! Du bist definitiv meine Freundin! Wir haben viel gemeinsam. Sie nimmt Bezug auf Erzählungen von mir vom Vormittag. Wow. Sie hört zu. Nicht immer gesund und freiwillig. Eher eine Überlebensstrategie als parentifiziertes Kind. Wir kommen auf dieses Thema auch zu sprechen. Ich spreche es direkt an. Sie kann damit umgehen. Sie nimmt es an. Ich bin mit einer anderen Deutschen am gleichen Tag angekommen und wir haben uns kurz an der Rezeption kennengelernt. Sie kommt zu uns an den Tisch. Dann kommt eine ‚ältere‘ Frau an unseren Tisch und fragt schüchtern, ob sie sich zu uns setzen kann. Also, was haben wir denn jetzt hier? 4 Deutsche Frauen: 32, 52, 42. So war mein Tag aber nicht geplant. Aber was ist auf dieser Reise schon geplant. Nichts. Eben! Wir quatschen. 3 Stunden. Bis wir alleine in der Hostelküche sind. Hier in den Bergen und in der Natur gehen die Tage früh los. Tageslicht ausnutzen. Eine sehr angenehme Runde. Themen wie ‘Wie bekommen wir unsere stinkenden Wanderschuhe wieder in eine neutrale Richtung’ und ‘Was will man eigentlich im Leben?’. Auf vieles gibt es keine konkrete Antwort und Lösung. Ich bin entspannter. Anders. Ich weiß nicht warum! Die Reise macht was mit mir. Wachstum. Gelassenheit. Aber ich denke auch, dass mir die Begegnung mit Angel wichtig war. Sie beruhigt mich. Sie sitzt natürlich neben mir. Ich habe einen Mensch getroffen, der mich versteht und das Gleiche durchgemacht hat und durchmacht. Ich bin nicht alleine. Die Gesprächsrunde ist auch Breitseite. Angel und ich sind direkt und sprechen Themen an. Die 52 jährige ist aus Düsseldorf und teilt ihre aktuelle Situation. Klassiker. Ihr Bruder, der noch in der Nähe der Eltern wohnt, wirft ihr vor, dass sie sich nicht um die pflegebedürftigen Eltern kümmert. Lehrerin. So ganz aus sich raus kommt sie nicht. Aber sie hat sich getraut, uns anzusprechen. Gut! Wir teilen zum Schluss noch unsere Pläne für die nächsten Tage. Und verabreden uns lose. Man sieht sich definitiv in der Küche die nächsten Tage. The Place To Be. Gute Nacht!
Ich mache am nächsten Tag nichts. Na gut, ich schreibe. Das ist auch etwas. Angel kommt nach ihrer Wanderung zu mir an den Tisch in der Küche. Ich freue mich, sie zu sehen. Wir wohnen beide immer noch alleine in unserem Zimmer. Am Nachmittag checken neue Gäste im Hostel ein und wir beten, dass keiner von ihnen in unser Zimmer kommt. Oh, wie sehr wir das hoffen! Angel hat ihren Aufenthalt in Franz Josef auch verlängert. Sie reist auch mit dem Wetter. Sie hat ihre Wanderstöcke dabei und ich lasse mich lange beraten und ich wandere durch die Küche. Niemals die Schlaufen an den Stöcken nutzen – also die Hände durch die Schlaufen, wenn der Abstieg ansteht. Ja, gute Idee! Zu gefährlich. Stöcke aus Carbon verbiegen sich schnell, wenn man im Matsch damit stecken bleibt oder die Stöcke am Rucksack befestigt hat. Die Griffe am besten aus Kork. Ungeniert gibt sie mir eine Unterrichtsstunde zwischen den essenden Gästen. Wir sind in unserer Bubble. Ich bekomme noch mehr Tipps und ihre herrlichen Geschichten von ihrer langen Wanderung. Ich kaufe ein Handtuch, was sie mir empfiehlt. Das kannst du auf 10 x 10 cm knüllen. Perfekt. Wenn ich noch einmal dieses Mikrofaser-Handtuch von Decathlon auf meiner Haut spüre – raste ich aus. Das Spa in der Nähe von Christchurch, was ihr so gut gefallen und gut getan hat – speicher ich auch ab. Von ihr nehme ich Tipps gerne an.
Ich berichte ihr, dass ich spontan dann doch die Tour auf den Gletscher gebucht habe. Helikopterflug und anschließende Wanderung. Ihr erzähle ich das gerne. Bei den anderen war das bisher immer so ein Prahlen, was man erlebt hat und noch so vor hat. Einfach unangenehm. Ihr kann ich es einfach erzählen, um meine Vorfreude zu teilen. Mehr nicht. Ich habe lange überlegt, ob ich das buche. Mache ich das nur, weil es cool ist oder weil man einfach was cooles machen will. Ich überlege 3 Tage heimlich für mich. Natürlich ist es Thema im Hostel, wer den Helikopterflug gemacht hat. Mich hat das gar nicht interessiert. Blutsturz auf dem Gletscher war auch keine Option. Aber an meinem ‘freien’ Tag und meinem Besuch im Touristeninformationszentrum, wo ein Imagevideo zu dieser Gletscherwanderung lief, kam die Idee wieder auf. Ich stelle mich auf eine Personenwaage im Informationszentrum. Denn du kannst definitiv zu schwer für einen Flug sein. Zu schwer für den Heli! Ich bin es nicht. Der Typ von dem Anbieter sagte mir, dass ich es, wenn ich mich dafür entscheide, den Sonntag wählen soll. Bestes Wetter für einen Ausflug in den Himmel. Hm, ok. Ich überlege … Und dann bin ich am Ende meiner Menstruation und habe keine Bedenken mehr, dass ich mich einschränken muss. Und ich drücke 2 Tage später auf ‘Buchen’. Geschafft. Ich bin sogar ein bisschen aufgeregt, weil ich keine Ahnung habe, was mich erwartet, obwohl alles bis ins Detail beschrieben ist. Angel freut sich für mich und wünscht mir morgens per WhatsApp einen guten Flug. Süß! Helikopterflug auf den Gipfel am Fließband. Wir werden im Tal komplett eingekleidet. Jacke, Hose, Handschuhe, Socken und fette Boots. Die Steigeisen packen wir uns in unsere Umhängetaschen, die wir bekommen. Ich quetsche da auch meinen Apfel, Trinkflasche und Taschentücher rein. Wir werden nochmal gewogen. Meine Umhängetasche ist 0,345 (irgendwie so) l zu schwer! Die Gruppe wartet auf mich. Also trinke ich etwas aus meiner Trinkflasche. Ich lege die Tasche nochmal auf die Waage. Es fehlen noch 0,136 l …das geht dreimal so. Ich lasse mir Zeit. Ich brauche etwas zu trinken. Auch auf dem Gletscher.

Dann haben wir es und wir stiefeln zum Abflugplatz. Ich bin viel geflogen. Aber der Helikopterflug fühlt sich ganz anders an. Du hast das Gefühl, nicht richtig voranzukommen. Vielleicht liegt das daran, dass der Antrieb nicht seitlich wirkt wie bei einem Flugzeug, sondern von oben kommt. Da muss ich mich nochmal schlau machen. Dazu wird es doch einen Beitrag in leichter Sprache oder für Kinder geben?! Alles ist durchorganisiert. Aber mit Liebe und authentisch. Die Sonne knallt. Auf dem Gletscher bekommen wir noch einen Helm und einen Wanderstock. Anweisungen, wie man sich mit diesen Steigeisen am besten fortbewegt. Kaum aus dem Helikopter raus und es geht schon los. Einfach dem Guide hinterher. Der Guide ist eine Frau. Eine Australierin. Sie hat den Traum, in der Antarktis zu arbeiten, und dazu ist es sehr hilfreich, vorher in Neuseeland auf den Gletschern gearbeitet zu haben. Das unterstütze ich doch gerne. Wir gehen los. Ein Wunder. So schön. Wir können das Meer sehen. So eine gute Sicht.

Sie hackt uns noch ein paar Wege frei. Beeindruckend. Wir bekommen Aufgaben: Wie viele Gletscher gibt es in Neuseeland? Wie alt ist das Eis unter uns? Wir staunen und gehen ihr hinterher. Durch das Eis. Blau. So schön. Ja, so schön.
Jetzt auf allen Vieren durch ein Loch im Eis. Was mache ich hier eigentlich? Ich genieße und bin im Hier und Jetzt! Den Wanderstock und sein Smartphone sollen wir vorab unserem Guide durch das Loch durchschieben. Sie nimmt alles entgegen und filmt jeden, wie er durch diesen eiskalten Geburtsskanal durchkriecht.

Fotos macht sie auch. Das entdecke ich aber alles erst im Hostel. Sie ist routiniert. Es fühlt sich nicht komisch an. Authentisch. Man lässt es zu, dass es ein Event ist. Sag ich doch, die Australier haben das mit dem Tourismus drauf. Auch in Neuseeland. Dann schlürfen wir Gletschereis und ich fülle meine Thermosflasche auf. Ha, es hat sich doch gelohnt, diese mitzuschleppen. Wir gehen über Gletscherspalten und man muss auch sehr auf den Weg achten. So einfach ist das auch nicht. Diese klobigen Boots. Ich fühle mich so mächtig und sicher mit diesen Dingern an meinen Füßen. Dann kommen wir an einem Pool vorbei. Also ein Loch mit Gletscherwasser. Der Guide taucht sein Gesicht ein. Das will ich auch! Dabei filmt sie mich auch. Haha! Ich ermutige die anderen, das auch zu machen! Jetzt will es jeder machen. Wir nehmen uns die Zeit. Eine coole Gruppe. Hongkong, Australien, Deutschland und Taiwan. Alles dabei.

Wir sind weniger als 2 km gelaufen, aber es ging nicht um Strecke, sondern um das Erlebnis. Körperlich anstrengend war es nicht, aber der Muskelkater kickt einen Tag später bei meiner Wanderung. Aber so richtig. Da bin ich um 8 Uhr los und 2 Stunden später habe ich die Gletscherwanderung gespürt. Mit einem Lächeln habe ich dann die Wanderung abgebrochen und bin mit Muskelkater zurück ins Dorf. War dann doch zu viel. Grenzen, Frau Klamm.
Ich komme selig im Hostel an. Und Angel kommt von ihrer Wanderung zurück und direkt auf mich zu. Sie will alles wissen. Ihr erzähle ich gerne alles ganz genau. Den anderen erzähle ich es anders. Warum? Darüber denke ich nochmal nach. Ich schüttel meine Trinkflasche und sage: Ich habe uns Gletschereis zum Anstoßen mitgebracht! Ich mache uns zwei Gläser fertig. Wir stoßen an. Auf uns und das Leben! Und das Eis knackt zwischen unseren Zähnen! Ein schöner Abschluss mit der richtigen Person!

Schöne Erinnerungen an den Ort Franz Josef in Neuseeland: Meine Session mit Angel am Gletscher-Aussichtspunkt im Tal und die Wanderung auf 350 Jahre altem Eis inkl. Helikopterflug auf den Gletscher.