Ich komme nicht zur Ruhe. Was in Japan zu kurz kam – Begegnungen. Wie auch. Hostels waren keine Social-Places. Ich habe die Party-Hostels gemieden. Und das bereue ich auch nicht. Ich hatte schöne und wichtige Begegnungen auch in Japan. Aber nicht so intensiv wie ab Australien. Und jetzt sitze ich mit koreanischer Feuchtigkeitsmaske (Skincare ist sehr wichtig in Korea!!!!) in meinem Bett in Singapur auf dem gekühlten Zimmer. Klima ist von 19 Uhr bis 10 Uhr morgens an. Danach nur noch Ventilator. Ich pflege meine Blutblase vom Wandern. Darf nicht platzen, dann kann ich auf jeden Fall eine Pause einlegen, denn die ist direkt auf der Fußsohle. Ich mache mir mein Probeabo Amazon Prime an. Leichte Kost brauche ich jetzt. Ich hatte schon so viel Input in Singapur. Diese Stadt, ey. Das Essen, die Hitze, die vielen Kulturen. Das ist ein Zirkus. Herrlich. Eine Nacht war ich alleine im Zimmer. Whoop! Jetzt wohne ich mit einer Nepalesin zusammen. So ganz einfach ist unsere Kommunikation nicht. Es hakt. Nicht am Akzent, den ich ganz schwer verstehen kann. Meiner ist für sie vielleicht auch nicht besser. Es gibt immer zwei Seiten!! Irgendwie funkt es nicht. Muss es ja auch nicht. Aber wir sagen uns Hallo und fragen, wie der Tag war. Wenn man fühlt, dass das nichts miteinander ist, dann belässt man es manchmal dabei. Bringt ja nichts. Und hat ja auch manchmal seine Gründe. Kummer. Kein Bock. Müde. Oder man findet die Person einfach unangenehm. Unangenehm finde ich sie nicht, aber beste Freundinnen werden wir auch nicht. Ich entschließe mich trotzdem, meine Kopfhörer rauszunehmen, als sie ins Zimmer kommt und meine MeTime-Session zu unterbrechen. Ich frage, wie ihr Tag war. Man schläft und lebt 30 Zentimeter nebeneinander. Ich finde, dass man da auch kommunizieren kann. Ich hätte es wissen müssen. Frau Klamm, du bist jetzt 7 Monate auf dieser Reise in Hostels. Ja, es gab Tage, wo ich nur mit mir war. Ruhe. Mal freiwillig und manchmal auch nicht. Aber ich war nach 3 Monaten Australien und 2 Monaten in Neuseeland eigentlich schlauer. Ich quäle mich nicht. Ich bin durchaus in der Lage, mich abzugrenzen und Begegnungen abzubrechen. Aber ich habe gelernt trotzdem noch einen kleinen Schritt entgegenzugehen, denn die ersten Vibes müssen nicht stimmen. Ich will nicht wissen, wie oft man mich in den ersten Minuten für ‘Die will ich nicht weiter kennenlernen’ abgestempelt hat. Sie erzählt mir von ihrem Tag. Also ich hab es nicht so mit Namen, aber diesen Namen konnte ich mir nicht mal eine Millisekunde nachdem sie ihn mir gesagt hat merken oder verstehen. Vielleicht ist es ein Name unter den Top 10 der beliebtesten weiblichen Vornamen in Nepal. Sie kommt aus Nepal. Kathmandu. Seit meiner kurzen Everest-Faszination, weiß ich Bescheid. Sie teilt ihre Früchte vom Markt mit mir. Ein No Go! Nicht das Teilen (Köstlich!), aber bei den Temperaturen in Schlafsälen essen. Kakerlaken freuen sich. Ich war an Little India in Singapur interessiert und sie an der Arab Street. Sie hat genug Indien. Ich habe genug Arab in Berlin. Wie unterschiedlich. Wir lachen. Ich verrate euch jetzt schon, dass ich 4 Stunden mit ihr gequatscht habe. Ich kann nicht mehr. Ernsthaft. Wo soll ich denn diesen Input verstauen?? Also ich bin jetzt zu 50% Nepalesin. Ich weiß alles. Die Hochzeitsfotos habe ich jetzt auch alle gesehen. Freiwillig, wirklich. So interessant. Es gibt verschiedene Hochzeitspakete. Von LowBudget bis Anant Ambani. Ich bekomme die Rituale erklärt. Gold und Rot spielen eine große Rolle. Füße küssen. Essen, Bling Bling. Anstrengend nur beim Zuhören. Ich erkundige mich nach Homosexualität in Nepal. Gibt es, aber man redet nicht darüber. Aber, ob es verboten ist, weiß sie gar nicht. Ich frage, ob sie verliebt ist. Es kam falsch rüber. Sie stellte sofort klar, dass das eine Liebeshochzeit ist. Ich erkläre, dass ich das so nicht gemeint habe. Sie versteht mich jetzt besser. Ihr Ehemann studiert in Texas. Er kam für die Hochzeit kurz nach Kathmandu. Sie haben sich in ihrer Clique kennengelernt. Er ist der beste Freund ihrer Schwester. Kennen sich schon Jahre. Und dann datet man offiziell. So haben sie sich kennengelernt. Sie ist Ärztin. Mit 28. Läuft bei dir. Aber darf nicht in die USA. Sie ist seit einem Jahr von ihrem Mann getrennt und das wird die nächsten 4 Jahre auch so bleiben. Ich kann das alles nicht einordnen. Diese Hoffnung. Diese Liebe. Dr. machen und noch viel mehr geplant. Karriere nennt sie es. Sie fragt viel über die Kultur in Deutschland. Richtig detailliert. Ich komme an meine Grenzen meines englischen Wortschatzes. Arbeitslosengeld I und II. Entscheidungen von Bund und Ländern. So genau will sie es wissen. Ich gebe alles. Wie Familien miteinander umgehen. Joah, das läuft definitiv ein bisschen anders als bei euch. Also alle leben friedlich in einem Haus, bis sie 40 sind und teilen sich Sorgen, Geldprobleme und ihr Glück. Komm mal nach Marzahn oder Lichterfelde Süd zu Manni, 52 und Petra, 55. Die Erbschaftsstreits und Geschwisterliebe, die vor Gericht landet. Mietwohnungen und Altersarmut. Ich verstehe die Frage nicht …genau so sieht ihr Gesicht aus. Aber die Regierung in Nepal ist korrupt. Aber so richtig eklig. Die Kinder der Regierungsbeamten sind die Kardashians von Kathmandu. Sind von heute auf morgen Besitzer von Luxushotelketten und machen was sie wollen. 

Dass ich mit 42 nicht verheiratet bin und aus dem Koffer lebe, macht sie ein wenig verlegen. Ist ok, ich schaffe das. Ich bekomme eine ehrliche Einladung nach Kathmandu. Angenommen. Es ist 3 Uhr nachts und ich kippe gleich um. Die Feuchtigkeitsmaske ist steif und leichte Kost war das auch nicht. Ich träume zum ersten Mal in Englisch und von Nepal. Schönen Dank auch. Namaste!, das ist nepalesisch und heißt ‘Ich grüße dich’ oder auch ‘Tschüssi!’.