Ich halte hier jetze keinen Vortrag. Ich möchte mich mitteilen. Was sonst auch?! Auf der Insel Tioman bin ich 3 Personen im Hostel begegnet, die Freediver sind. Ich hab mir alles erzählen lassen. Okay. Das probiere ich auch aus. Man macht eigentlich so ein janzes Programm, bis man ein zertifizierter Freediver ist. Aber man kann den ersten Kurs auch als Schnupperkurs buchen. Na dann. Los geht’s. Wieder alles via WhatsApp. Was vermisse ich die ‚Buchen‘-Buttons auf irgendwelchen Webseiten oder in einer App. Hier muss man sich erstmal so richtig unterhalten. Zwei Tage später bin ich schon dran. Theorieunterlagen werden mir auch vorher zur Verfügung gestellt. Muss ich nicht vorher lesen, mach ich aber trotzdem. Atmung. Bauch. Brustkorb. Druckausgleich. Physik oder wat. Ich hasse Schule. Aber ich liebe es mittlerweile einfach zu machen und auszuprobieren. Also geh ich diese PDF durch. Vorbildlich mache ich auch schon die Atemübungen. Und Pilates hat mich wieder gut vorbereitet. Wie auch für das Surfen. Wenn ich bewusst atme, dann immer mit dem Bauch. Bissl aufgeregt bin ich schon. Aber auch richtig neugierig. Natürlich habe ich mit der Schnorchelbrille auch versucht, meinen Atem anzuhalten. 5 Sekunden. Da kann ich mir das alles noch nicht vorstellen. Ich bin alleine mit dem Trainer. Wie toll. Privatunterricht. Ich komme bei der Tauchschule an. Ich musste dafür 300 Meter am Strand entlang laufen. Das ist bisher die schönste Anreise zu einer Verabredung. Ich komme mit drei Plasteflaschen vom Strand an. Ich kann daran nicht vorbeigehen. Umweltschweine, wenn ich euch erwische. Ich bin da und werde herzlich begrüßt. Wie überall in diesem Land. Es geht los. Theorie. Ich bekomme ein Lob, dass ich schon die Unterlagen durchgegangen bin. Aber wartet ab. Da kommt noch mehr Feedback vom Trainer während und am Ende der 5 Stunden Schnupperkurs Freediving. Ich bekomme erklärt, dass wir nur denken, Luft zu brauchen. Aber es ist genügend, was wir eingeatmet haben, bevor uns die Luft ausgeht. Und ich bekomme Methoden vorgeschlagen, sich von diesen Gedanken jetzt auftauchen zu müssen, um zu atmen, abzulenken, zu befreien. Faszinierend. Wir machen am Strand auf einer Pilatesmatte Atemübungen. Entspannung ist das Wichtigste. Boah, darin bin ich ja mittlerweile richtig gut. Gestresst bin ich nicht mehr. Die Zeit der Entspannung ist wichtig, um dich auf das Anhalten des Atems vorzubereiten. Ich hab’s nichts geglaubt. Wir üben das Einatmen und Luftanhalten. Und es stimmt. Je mehr Zeit ich mich für die Entspannung vor dem ‘letzten’ Atemzug genommen habe (An Land und im Wasser!), um so länger konnte ich den Atem anhalten. Ich bin noch an Land total fasziniert davon, was alles möglich ist. Und es ist natürlich eine mentale Sache. Dazu auch gleich mehr.
Jetzt der Druckausgleich. Meine rechte Seite von oben bis unten ist die ‘sensible’ Seite. Mein Ohr … rechte Hüfte …allet lahm, wenn es will. Das war mal. Seit 7 Monaten hatte ich keine Rückenschmerzen mehr. Mein Ohr lahmt manchmal. Es ist mein Kompass, wenn ich Ruhe brauche. Mein Stressohr. Ich weiß Bescheid und kann damit arbeiten. Beim Schnorcheln hab ich keine Probleme. Das musste ich aber alles berichten. Wir üben den Druckausgleich im Trockenen. Es lahmt eher das linke, weil da nichts passiert. Dann lege ich meinen Kopf auf die rechte Seite und nochmal. Zack. Das ist hier seit 2 Stunden eine Osteopathie-Session an einem Traumstrand. Kein Scheiß. Jut. Das ist auch geklärt und gelernt. Jetzt ab ins Wasser.
Wetsuit anziehen. Also in diese Dinger reinkommen ist Kunst. Oder sogar eine Olympische Disziplin. Geduld. Boah. Aber ich habe es geschafft. Und ich wollte das Ding erst nicht tragen. Mein Sonnenbrand nach der Tauchsession auf den Händen beweist eindeutig, wie sehr die Sonne ballert. Da habe ich anscheinend zu wenig Sonnenschutz aufgetragen. Ansonsten bin ich da seit Australien sehr gründlich.
Taucherbrille. Flossen. Und Gewichte für den Gürtel. Zuerst üben wir ‘Tote Frau’. Und es ist erstaunlich, wie lange ich mit der Entspannung vorab und dem richtigen Einatmen des letzten Atemzuges die Luft anhalten kann. Der Trainer verrät mir erst am Ende die Zeiten. Weil er die Menschen kennt und es darum nicht geht. ‘Tote Frau’ kann ich. Next. Ab ins tiefe Wasser. Es wird eine …Rope? Ich betone, dass ich das alles auf Englisch hatte!!! Ich träume mittlerweile auf Englisch. Bin ich jetzt offiziell Lisa aus Australien? Bitte nicht!!! Mein Trainer macht alles fertig. Eine Leine mit Gewichten ins Wasser lassen. Ich also, noch ohne Flossen, Atemtechnik und dann runter und am Seil runterziehen. Und nach jedem ‘Pool’, also wenn ich mich am Seil runter ziehe, den Druckausgleich mit den Ohren. Der erste Versuch ist Chaos. Diese Traumkulisse. So viel Input. Nochmal. In einer Gruppe kann ich mir diesen Kurs, ehrlich gesagt, nicht vorstellen. Er ist sehr geduldig. Und jetzt fällt DER Satz zum ersten Mal von meinem Trainer, was auch sein einziges Feedback an mich ist am Ende des Tages: Frau Klamm, Stop Overthinking!!!! Neeeeeeiiiinnn! Er hat so Recht. Mahhhhn ey. Er sagt auch und das war wichtig für mein Ego, dass ich schnell lerne und umsetze, wenn er mich korrigiert. Na immerhin etwas. Ich kann ja doch etwas. Und nochmal. Füße am Seil. Entspannen. Das mache ich viel zu kurz. Da ist er auch nicht zufrieden mit. Ich mache alles zu schnell! Dann Hand an das Seil. Und runterziehen. Und Druckausgleich. Ich mache das …10 x ? Ich bin so fokussiert und vergesse das Tauchen zu genießen. Egal. Ich will Technik lernen. Brauche Checklisten. Klappt. Lerne schnell. Ich konnte als ‘Tote Frau’ viel länger die Luft anhalten. Aber mit diesem Job, mich auf den Grund zu ziehen, ist das eine ganz andere Sache. Ich genieße es. Ich habe Spaß. Was Neues. Obwohl ich alles als ‘Job’ sehe. Ich bleibe mir dann auch manchmal treu. Nochmal und nochmal. Ich gebe zu schnell am Grund auf, weil ich ‘denke’, dass ich Luft brauche. Was Quatsch ist. Und da kommt es wieder: STOP OVERTHINKING!!!!!! Jaha!!! Maaaahnn ey. Und nochmal. Es ist anstrengend. Weil ich auch so konzentriert und ehrgeizig bin. Dann die nächste Übung. Kopfüber. Man greift das Seil, liegt mit den Flossen waagerecht im Wasser und zieht sich dann kopfüber am Seil an den Grund. Vorher natürlich Entspannung und den letzten Atemzug nehmen. Und beim Tauchen auf dem Weg zum Grund den Druckausgleich nicht vergessen. Sonst läuft hier nichts. Das ist so ungewohnt. Aber es ist so cool, überkopf. Bin ich jetzt James Bond? Aber lange halte ich es unten nicht aus. Aber auch hier lerne ich schnell, nachdem ich es theoretisch nochmal laut durchspiele. Wie eine Projektmanagerin. Step 1 Step 2 ..dann das. Dann das. Und jetzt im Chor: DENK NICHT SO VIEL, Frau Klamm!!!! Er hat noch nie eine Person in seinem Kurs gehabt, die so viel gedacht hat. Hahaha. Also, das nehme ich als Kompliment. Aber ja, es kann auch behindern. Ich arbeite dran. Seit 42 Jahren.
Und weiter geht’s. Duck Diving. Ich lerne noch schnell das richtige Atmen mit dem Schnorchel. Ich habe zu aggressiv geatmen. Geht das? Und dadurch bin ich untergegangen. Irre, oder? Ruhig also. Wieder was gelernt. Dann im Wasser floaten und dann 90 Grad abtauchen. Flossen zweimal bewegen und Druckausgleich. Und Zack ist man unten. Der erste Versuch war ein Arsch nach oben und irgendwie nicht runterkommen. Das will keiner sehen. Und dann aber ….sehr gut. Danke! Mein Trainer beruhigt mich nochmal, dass das hier ein Kurs ist, um das alles auszuprobieren. Und das haben wir getan. Weil er gemerkt hat, wie ernst ich das alles nehme. Er hat das alles sehr gut erkannt. Das Overthinking kann ich ja mal bissl einstellen, aber das wissbegierige behalte ich. Das hält mich am Leben.
Und nun? Will ich ein Zertifikat im Freediving? Kurse belegen. Nein. Ich habe jetzt ein anderes Körpergefühl im Wasser. Jetzt bin ich noch sicherer und weiß, was möglich ist. Und jetzt kann ich den Schnorchel auch mal weglassen und Nemo zwischen den Korallen näherkommen. Auch habe ich die Angst vor dem Druckausgleich und das angebliche platzen der Lunge verloren. Alles gut. Alles in Ruhe und ohne das alles zu sehr mit unnötigen Gedanken zu begleiten. Und Zack saß ich nach 5 Stunden Pause nach dem Kurs wieder auf dem Brett mit Schnorchel und Taucherbrille und bin dem Sonnenuntergang entgegengepaddelt. Mit den Armen. Das beste Workout für mich. Und dann faul auf dem Brett und Kopf ins Wasser. Riff gucken. Kann man sich nicht satt sehen. Ja, auch wenn das Riff am Great Barrier Reef viiieeel bunter und aufregender ist. Aber ich nehme, was ich kriegen kann. Und das nur wenige Meter vom Ufer.