Ach, davon reden immer alle, wenn sie benebelt aus Südostasien kommen. Hat mich nie interessiert. Muss es ja auch nicht. Die Kommentare, wie billig alles ist, hasse ich aber immer noch. Das wirkt für mich immer sehr unsympathisch und gierig. Das Beste für ganz wenig. Unangenehme Menschen, die das betonen. Ja, wenn du jung bist und wenig Budget hast, dann ist das alles geil. Verstehe ich. Ich bin jetzt halt mal hier und nehme das mit. Keine Erwartungen und keine Insta-Bubble. Der Australier aus Kluang meinte, dass es hier in Malaysia eine Insel gibt, die himmlisch ist. OK, dann machen wir das doch. Fahren wir in diese Richtung. Die Ostküste von Malaysia. Also die eine Hälfte von Malaysia. Das Land ist ja auch noch woanders verankert. Dahin will ich auch noch. Aber jetzt erstmal nach Tioman. Fähre raussuchen. OK, Wochenende ist hier Sylt. Aber ich hoffe ohne Nazis. Ich entscheide mich trotzdem für die Anreise an einem Freitag. Selbst schuld, Frau Klamm. Nein, ich habe mich überhaupt nicht vorab über die Insel schlau gemacht. Warum? Hat doch bisher in den letzten 8 Monaten (!!) auch gut geklappt. Keine Erwartungen. Einfach mal angucken. Ich habe 7 Nächte gebucht. Warum auch nicht?! 10-Bettzimmer. Tee und Wasser inklusive. Und Frühstück und das am Meer. Jut. Ab zur Fähre. Chaos. Für mich. Aber ich bin tiefenentspannt. Ich bin die Größte. Also von der Körpergröße. Die Angeln peitschen mir in meinen Dutt. Massen. Alle wollen Ferien. Wochenende. Wo geht’s denn hier zum Strand? Mal so richtig schön entspannen. Viele auch aus Singapur, um mal so richtig runterzukommen. Abschalten. Ich gehe nochmal zum Ticketschalter, obwohl ich mein Ticket schon habe. Das habe ich mir in einem Laden für Werkzeuge ausgedruckt. 0,034 Cent. Hier muss man ein Papierticket vorzeigen. Aber ich spüre, dass ich noch nicht alles habe. Richtig gefühlt. In 20 Minuten legt meine Fähre ab. Ich musste noch die Kurtaxe bezahlen. Sag ich doch. Ich hab’s gespürt. Dann kam eine Durchsage, dass es an Gate C losgeht. Es gibt das Schild Gate A und Gate B, aber kein Gate C. Ich frage. Na, daaaa?!? Man zeigt auf eine leere Wand über einem Gitter mit einer Tür. Da könnte mal ein Schild mit der Aufschrift Gate C gehangen haben. Und das muss auch so gewesen sein. Ich stelle mich an. Ich stehe richtig. Und wie ich es schon festgestellt habe. Es wirkt für einen Deutschen chaotisch. Ist es aber eigentlich gar nicht. Ich gewöhne mich daran und es tut mir auch irgendwie gut. Die Plastiktüten, wenn man sich übergeben muss, hängen schon überall. 1,5 Stunden. Ich höre Musik und bin bei mir. An Board Familien und einige haben riesige Taschen mit Equipment dabei. Tauchen? Schnorcheln? Was hab ich schon wieder verpasst? Ich muss von dem Anlegesteg nur 8 Minuten zum Hostel laufen. 2 Minuten davon direkt am Strand. Na klar. Entschuldigen Sie bitte. Wo bin ich denn hier gelandet? Das ist eine absolute Frechheit. Das Paradies, oder wat. Ich dachte, dass ich auf ein Kühlungsborn von Malaysia treffe. Nix. Hütten. Restaurants. Kleiner Supermarkt. Locals verkaufen Fisch und Benzin für die Roller.

Ich muss an einer Tauchschule vorbei. Direkt daneben eine Holzhütte. Ich falle mit meinem Rucksack auf und werde direkt abgefangen. CheckIn. Ist ein Mitarbeiter. Ein Haus im Garten, das krass runtergekühlt ist. Trotzdem Kakerlaken. Dreistöckige (!!) Betten. 12 Betten. Aber es werden nur fünf angeboten. Alles bissl locker hier. Bloß kein Stress. Als Gast kann man sich am English Breakfast Tea und Wasser im Bistro bedienen. Und immer abhängen. Blick aufs Meer. WLAN und Oldschool Mucke. Excuse me, ist das hier alles euer ernst?!?! Für 13 Euro die Nacht. Ich habe die letzten 5 Monate einen Kleinwagen in Australien und Neuseeland ausgegeben. Nebenan noch weitere Holzhütten zum Übernachten. Für ein paar Taler mehr. Aber ich mag das so. Ich möchte Austausch und Kontakt. Und den werde ich auch haben. Diese Reise ist ein Begegnungsmarathon. Und ich werde gewinnen. 

Ich spüre Friede in meinem Herzen. 7 Nächte. Na super. Ich kann ja doch was. Das richtige Hostel zur richtigen Zeit buchen. Monsunzeit ist später und die Betten gehen hier schnell weg. Frischwasser kann ich mir bei der Tauchschule ziehen, die zum Hostel gehört. Denn die Hitze dürfen wir vor Freude nicht vergessen. Trinken!!! Und dann erstmal einen Tee und staunen. Ich bin dankbar. Wirklich echt und aufrichtig. Besonders wenn ich die Nachrichten lese. Es geht alles unter. Davor mache ich es mir aber nochmal so richtig schön. Ich bin gesund, frei und dankbar. Mehr brauche ich nicht. 

Dass hier ein Korallenriff wenige Meter von mir entfernt ist, kann ich ja nicht wissen. Und dass das hier der Hot Spot für Tauchtourismus ist. Inkl. Freediving. Schnorcheln sowieso. Woher auch? 4 Tauchschule an unserem Strand. Keine Sorge. Kleine Holzhütten. Alles keine Massen. Am Wochenende ist schon was los. Gruppen kommen zum Tauchen. Ist OK. Ansonsten passiert hier nichts. Ich kann mir als Gast auch das Schnorchel-Equipment und Boards ausleihen. Kostenlos. Na dann, los. Schnorcheln kann ich ja jetzt. Gelernt und lieben gelernt am Great Barrier Reef. Dann halt jetzt mein nächstes Korallenriff in Malaysia. Ich greife zur Brille und Schnorchel. Schön mit Anti-Nebelflüssigkeit einsprühen. Ich bin Profi. Einmal in Frischwasser eintauchen und raus. Nur wenige Meter und das Riff ist zu sehen.

Und jetzt kommt der Moment, wo ich verdammt nochmal so richtig realisiere, was ich schon alles tolles gesehen, erlebt und besucht habe. Ich schnorchel mich durch das türkisfarbene Wasser. Der Blick. Die Berge. Der Regenwald auf der Insel. Die Wolken stocken am Gipfel. Wunderschön. Keine Menschenmassen. Einfach ein gut ausbalancierter Tourismus. Aber wo sind denn die farbenfrohe Riffe? Ich schnorchel enttäuscht weiter. Mindestens eine Stunde. Ja, Korallen. Beeindruckend. Nemo und seine ganze Familie. 10 Stück. Ich bin entzückt. Aber wo sind die Farben. Wo geht’s denn weiter? Da muss doch mehr sein? Ich treffe einen Malaien (Hier ärgert es mich, dass ich mir seinen Namen nicht gemerkt habe!!), der auch in meinem Zimmer wohnt. Wir kommen ins Gespräch. Er ist begeisterter Freediver. Ich frage ihn, wo denn das ‘richtige’ Riff ist. Er versteht nicht, was ich meine. Jetzt regen wir uns hier mal nicht gleich auf. Frau Klamm hat vor 8 Monaten noch nie etwas von dem Great Barrier Reef gehört und war aber dann das erste Mal Schnorchel ebenda. Und das ist für mich jetzt der Standard!!! Versteht ihr mich!!!!! Das ist DAS Korallenriff. Das Great Barrier Reef!!!! Alles andere  kann mich ja nur enttäuschen. Ich kleine arrogante Glückliche!!! Mein Zimmernachbar kann meine Geschichte nicht fassen. Der Traum aller Taucher, ob nun Scuba, Freediver oder Schnorchler. Einmal das Great Barrier Reef!!!! Und ich fange dort an. Ich kann ja nur noch enttäuscht aus dem Meer kommen, wenn ich hier unter Wasser bin. Er hat es mit viel Humor aufgenommen und es gefeiert. Wir konnten meine Enttäuschung und provokante Arroganz so richtig gemeinsam ausschlachten. Ich habe den richtigen dafür gefunden. Von ihm habe ich alles über die Insel und den Wassersport gelernt. Wir haben abends zusammen abgehangen und er hat mir viel erklärt und gezeigt. Und ich habe mich dann auch für einen Schnupperkurs Freediving angemeldet. Er hat so geschwärmt. Er liebt es. Er konnte vor 2 Jahren nicht mal schwimmen. Er hat sich mit YouTube-Videos alles selbst beigebracht. Und jetzt ist er zertifizierter Freediver. Toller Typ. Ich habe nach 2 Tagen schon eine Routine. Frühstück. Dann einen Runde mit dem Board Paddling üben. Das ist ein richtig gutes Workout. Dann schnorcheln. Ohne Flossen. Schwimmen. Zu lange. Meine Finger sind aufgeweicht. Dann Pause. Tee. Direkte Sonne auf keinen Fall. Chillen. Und dann nochmal nachmittags raus. Schnorcheln. Auf dem Board den Sonnenuntergang anhimmeln. Ja, es ist nicht das Great Barrier Reef, aber es ist natürlich eine beeindruckende Unterwasserwelt. Man kann sich nicht satt sehen. Auch ich nicht. 

Ich treffe eine Berlinerin. Na endlich. Der Tonfall. Alles einfach Berlin. Es fühlt sich so gut an. Ich kann pöbeln und es wird hart ignoriert. Ach, Heimat!!! Wir gehen gemeinsam im Dorf essen. Danach lade ich sie auf einen Mango Lassi ein. Sie hat 5 Tage einen Freediving Kurs absolviert. Ich habe mir dazu alles reingezogen. Und nachdem ich mich auch dafür angemeldet habe – wurden mir Unterlagen zugeschickt. Theorie pauken. Atmen üben. Was bedeutet eigentlich die Luft anhalten? Na, ich bin gespannt. Neues lernen. Oder einfach ausprobieren.

Mein Weg vom Bett zum Frühstück.

Eine Schnorcheltour mit dem Boot zu vier verschiedenen Spots werde ich auch noch machen. Vorher lasse ich mir aber noch einen Badeanzug bedrucken. Mit der Aufschrift: ‘Ich war schon am Great Barrier Reef schnorcheln, Bitches!!!’

Ich gehe mit meinem Zimmernachbar an seinem letzten Abend im Dorf essen. Er hat mich eingeladen. So süß. Ganz klammheimlich. Ich hab das alles gar nicht mitbekommen.

Also, Malaysia. Speziell die Insel Tioman. Du kannst ja was. Ich bin im Paradies und noch lange nicht am Ende meiner Reise.

Alles hat seine Nachteile.