Kommunikation Malaysia. Läuft ganz anders. Hab ich jetzt eine Schnorcheltour gebucht oder nicht. Ich weiß es eben nicht. Einer der Mitarbeiter, der für mich der Manager ist – so ganz weiß man hier nie, wer was macht und welche Funktion derjenige hat, kommt in unser Zimmer und fragt nach mir. ‘Frau Klamm? Frau Klamm?’ Meine Tour geht doch jetzt los? Häh? Was ist denn hier los? 9:22 Uhr. Ist mir natürlich total peinlich. Muss es aber nicht. Einfach ein Missverständnis und man hat mir einfach nicht Bescheid gegeben, dass die Tour dann doch stattfindet. Denn mindestens 4 Leute braucht es dafür. Und gestern war ich die einzige, die eine Tour machen wollte. Ich bin nicht immer an jeder Misskommunikation schuld. Ach, alles wirr hier. Ach, ne! Einfach nur anders. Ich entschuldige mich. Ich werde jetzt in 5 Minuten meine Sachen nicht packen. Den Stress tue ich mir nicht (mehr) an. Ich bin raus. Die Tour fährt also ohne mich ab. Alles geklärt und ich wie immer. Schnorcheln. Schwimmen. Tee. Frühstück. Aufs Meer gucken. Der Frühstückskoch wusste auch Bescheid. ‘Macht doch nichts, Frau Klamm!’ Ich habe jetzt gelernt, dass eine aufrichtige Entschuldigung reicht. Aber morgen bin ich dann dran. Ich bekomme meine Eier mit Früchten an den Tisch gebracht.

Einmal kam ich erst nach 11 Uhr in das Bistro des Hostels und wir erinnern uns, dass das Frühstück für die Gäste, die das inklusive gebucht haben, um 10 Uhr endet. Ich hole mir einen Tee, der den ganzen Tag zur Verfügung steht und muss mich erstmal setzen und aufs Meer gucken. Täglich grüßt der Clownfisch. Das ist jetzt ein Teil meines Tages. Und wenige Minuten später wird mir mein Frühstück serviert. So süß! Muss man nicht, macht man aber gerne! An einem anderen Tag bin ich auch bissl zu spät. Naja, also für das Frühstück. Ich werde nicht verhungern. Ich wünsche allen einen schönen Tag und gieße mir einen Tee ein. Man fragt mich aus der Küche, was ich gerne zum Frühstück möchte. Ich: Es ist doch schon zu spät? Und nochmal: Was möchtest du zum Frühstück? Ich: Aber es ist doch schon zu spät? Beim lesen dieser Zeilen wird mir erst bewusst, wie Deutsch ich bin. Dann mischt sich der Manager ein, der auch in der Küche steht und sagt: „Was du zum Frühstück möchtest, hat man dich gefragt!“ Jetzt hat es auch eine Frau Klamm verstanden. Wie immer, danke! Ich werde verwöhnt oder man ist hier einfach so drauf.
Ich könnte hier so einiges machen: Inseltour, wandern, schon abhauen und weiterziehen. Nein, ich klebe hier fest. Und das nicht nur, weil es heiß ist und man nur schwitzt. Hier fühle ich mich wohl und das lasse ich jetzt einfach mal so stehen! Morgens schnorcheln und der Nemo-Familie einen wunderschönen guten Morgen wünschen. Das muss ja auch jemand machen. Ich melde mich dafür freiwillig. Vor einem Monat habe ich noch geschworen, dass ich die Berge in meiner Nähe brauche, um glücklich zu sein. Ich kann mich so gar nicht mehr auf mich verlassen. Ich genieße diese Reise, immer mehr zu entdecken und die Welt aufzusaugen. Ja, Neuseeland – schön hier, aber waren Sie schon Mal in Malaysia.
Und endlich findet die Schnorcheltour auch mit mir statt. Ich habe mir noch Bananen (Schmecken janz anders, als die von Neddo.) und Bananenbrot aus dem Supermarkt im Dorf besorgt. Ich weiß, wie anstrengend schnorcheln ist. Floss, Brille und was man noch so braucht. Wasserdichte Beutel habe ich seit Australien. Ich bin voll ausgestattet. Und los geht’s. Durch das Wasser zum Boot. Die Anspielung beim Frühstück, ob heute meine Schnorcheltour stattfindet, hat man sich nicht verkniffen. Wir ballern los. Wir peitschen und wir kreischen auch gemeinsam.

Das Boot gehört zum Hostel und der Tauchschule nebenan. Alles ein Komplex, Branding und Konzept. Ich bin überdurchschnittlich lange hier vor Ort. Die Crew begrüßt mich morgens mit einem ‘How are you, Frau Klamm!?’ Alles übersichtlich unter der Woche. Am Wochenende ist dann bissl mehr los. Singapur kommt vorbei. Das merkt man dann auch an den Preisen für die Fähre, die dann richtig erhöht werden. Den erschöpften Vollzeitarbeitenden aus der hektischen Großstadt knüpfen wir für die Erholung am Wochenende doch mal das Doppelte ab. Und es funktioniert.
Ich habe einfach gesagt, dass ich eine Schnorcheltour machen will. Wie lange, wo …kein Plan. Egal. So läuft das hier. Wir halten kurz, weil wir einen Sack voller Müll im Meer finden. Schweine. Wenn ich euch erwische. Wir halten am ersten Spot und los geht’s. Riff Riffe Riffe Riffe ….Ja, ich mache nur noch ein letztes Mal darauf aufmerksam: Das Great Barrier Reef ist die Granate unter den Riffs. Keine Frage! Das ist schwer zu toppen. Aber hier in Malaysia ist es auch schön. Wirklich, ehrlich … ich meine das so! Faszinierend und so viele Fische. Bunt. Die Korallen. Einzigartig. Unglaublich, wie diese Farben und Formen von der Natur erschaffen werden. Und jetzt geht’s los. Ich weiß ja wieder von nichts. Aber wenn man sich die Geldscheine hier mal genauer angucken würde, dann könnte man drauf kommen. Schildkröten. Meeresschildkröten. In Australien habe ich auch eine gesehen, natürlich. Aber da war das Korallenriff der Star.

Auf der Rückseite des malaysischen 20‑Ringgit-Scheins (aus der „Distinctively Malaysia“ Serie seit 2012) sind zwei Meeresschildkrötenarten abgebildet:
- Penyu Karah – Hawksbill Turtle (Eretmochelys imbricata) – die habe ich gesehen!
- Penyu Belimbing – Leatherback Turtle (Dermochelys coriacea)
Und jetzt schnorcheln. Ich kriege mich nicht mehr ein. Wie krass ist das denn. So nah. So echt. So real. So schön. Ich habe ja gelernt, wie ich ein Duck Dive mache und das mache ich auch zig Mal. Denn ich will dieser Schönheit näherkommen. Sie nagt an den Korallen und sucht Nahrung. Und dann steigt sie auch einmal auf, schnappt nach Luft und dann wieder bissl runter und nochmal hoch …und dann zur Nahrungssuche zurück. Und ich schwimme daneben! Ein Abstand, den ich für würdig halte. 1,5 Meter? Das ist jetzt nicht so, dass das die einzige Schildkröte ist, die wir sehen. 6 Stück werde ich bewundern können. Wir fahren an verlassene Strände und Schnorchelspots. Ja, wir sind nicht alleine. Die Insel muss auch Geld verdienen. Aber wenn ich das mit Australien vergleiche …die 30 Leute auf einer Fläche von einem Fußballfeld ist zu verkraften! Und auch eine völlig neue Zielgruppe. Die weißen Europäer und Amerikaner mal nicht in der Überzahl. So angenehm. Eine ganz anderer Vibe. So oft wurde ich in meinem Leben noch nicht angelächelt. Ob ich das verkrafte mit meinem Berliner Herz? Ich teile diese Unterwasserwelt gerne. Und das Motto der Einheimischen ist auch, die Natur einfach zu lassen, wie sie ist. Wenn sich Forscher oder Universitäten anmelden, dann wird das nicht gerne gesehen. Wir wissen schon viel von allem hier und man muss hier nicht noch weiter alles erkunden und dann doch ein Hotel planen. Meist steckt dahinter dann doch eine Idee. Nachhaltiger Tourismus im Regenwald auf Tioman: Wohnen Sie nur 15 Meter von den Schildkröten entfernt. Die meisten Strände und Inseln gehören eh der königlichen Familie. Da bleibt alles, wie es ist.

Wir sind insgesamt 8 Personen auf dem Boot und verstehen uns prächtig. Eine Familie, die nur lächelt. Unheimlich. Irgendwie. Sie habe ich schon am Abend davor im Restaurant am Strand getroffen. Sie hatten sich irre gut aussehende Getränke bestellt und generell einfach lecker Essen. Ich habe ungeniert kommentiert, dass ich neidisch bin. Ich saß am Nebentisch und wir haben dann aus der Ferne angestoßen.

Und dann sieht man sich wieder auf dem Boot. Ist hier wirklich alles überschaubar. Das Kind schnorchelt zum ersten Mal und kann noch nicht so gut schwimmen. Und für deinen Mut gibt es Schildkröten. Sie ist happy! Die Mutter kann nicht schwimmen und sie wird vom Tourguide unterstützt. Und dann taucht eine Schildkröte neben ihr auf. Wir freuen uns alle für sie. Und dann eine 3er Gruppe. Ein Pärchen und der Bruder der Braut als Plus Eins. Wir schnattern alle sofort los. Sehr viel Fragen an mich. Was ich als Deutsche vermisse? Denn ich bin ja schon 8 Monate unterwegs. Ich bin echt keine Brotliebhaberin, aber so richtig echtes Brot fehlt schon. So richtig echtes. Damit werde ich dann auch ein bisschen aufgezogen.

Und die Architektur. Und nach dem berühmten Weihnachtsmarkt in Deutschland werde ich auch gefragt. Das ist echt beliebt. Ich bin ehrlich, aber berichte anständig von den Märkten und was sie so bieten. So unterschiedlich sind wir alle, aber wir wollen alle dasselbe: Genießen. Und wir sind alle dankbar. Das kenne ich auch anders. Und ich habe viele Touren gemacht. Wir teilen auf dem Boot unsere Snacks. Knast haben wir alle. Und noch ein Spot und noch einer. Hier ist alles im Überfluss. Wir haben alle Hunger und cremen uns ständig ein. Ich teile auch meine pinke Sonnencreme aus Australien. Alle probieren sie aus. Das Team in Pink. Sonne knallt heute nicht ganz so krass, aber das heißt ja nichts.

Neuseeland hat mir meinen australischen Teint genommen. Und innerhalb von 4 Tagen bin icke wieder knackebraun. Hoffe ohne Hautkrebs. Babyhaie und noch mehr Schildkröten. Ich kann nicht mehr. Ich gehe aufs Boot und bin erledigt. Knapp 4 Stunden schnorcheln und schwimmen. Ich strahle und fühle mich so richtig wohl. Wird das jetzt so weitergehen? Keine Ahnung. Verlängert habe ich hier schon. Ich fühle es und brauche das. Ich esse zwei riesige Portionen Nasi Goreng im Café am Strand. Lecker. Ich assoziiere mit diesem Essen immer den verschweinten Chinesen in Berlin, wo man sich für 2,50 DM in den 00ern eine Portion Reis geholt hat. Aber hier ist es ein Nationalgericht, auch wenn es eigentlich aus Indonesien kommt. Aber hier ist es alles ein Mix. Sprache, Essen … Dazu einen Wassermelonenshake.

Und dann ab auf das Rooftop im Hostel und auf das Meer gucken. Sonnenuntergang. Vorher habe ich nochmal alle meine Klamotten im Zimmer ausgeschüttelt. Alles hängt auf meiner Reisewäscheleine. Bester Invest, bisher. Kakerlaken wohnen mit uns. Ist ok, sie waren zuerst da und werden auch als letzten aussterben. Aber abends sieht man sie sich einen guten Platz suchen. Daher versuche ich alles sehr minimalistisch bei mir in der Ecke zu halten. Und nichts steht auf dem Boden.

Und dann treffe ich das Pärchen und den Bruder im Bistro vom Hostel wieder. Sie wohnen über unseren Mehrbettzimmer. Wir werden 5 Stunden quatschen und Tee trinken! Ich komme hier auch einfach nicht zur Ruhe! Sie sind aus Malaysia. Sie unterrichtet in der Mongolei. Alles sehr spannend. Ungeniert steigen wir in unsere Leben ein. Einmal muss ich auch auf der digitalen Landkarte Berlin zeigen und ein bisschen was erzählen. Ich habe jetzt auch wieder ein paar Tipps, wo ich überall in diesem Land reisen kann. Wir sitzen dann auch noch vor der Tauchschule und es wird Gitarre gespielt und gesungen. The Police, Ed Sheeran, Arielle Soundtrack … wie bin ich denn hier gelandet!? Ich weiß es auch nicht, glaubt mir das einfach! Es wird Alkohol ausgeschenkt. Ich bin da raus. Reizt mich (zurzeit) gar nicht. Nicht (mehr) mein Ding. Geraucht wird hier auch, aber …so richtig. Tabak und mehr. Steuerfrei auf der Insel zu bekommen. Also der Tabak. Geraucht wird auch neben Benzinkanistern. Und sonst auch so …Müll wird abends in den Gärten verbrannt. In Berlin hätte ich bei dem Geruch schon die Feuerwehr gerufen. Ziegen laufen frei rum. Frau Klamm in einer anderen Welt.
Ich schlafe nach diesem erlebnisreichen Tag sofort ein. Meine Mitbewohnerin berichtet mir am nächsten Tag, dass sie ab 11 Uhr am nächsten Morgen ein bisschen besorgt waren, dass ich noch schlafe. Ich habe dann erlaubt, mich zukünftig ab 13 Uhr ein bisschen anzustupsen, um zu checken, ob ich noch lebe. Deal! Süß. Ja, man entwickelt einfach ein Verantwortungsbewusstsein mit seinen Mitbewohnern. Als ich einmal 6 Stunden unterwegs war …naja unterwegs. Ich war schnorcheln. Im Restaurant am anderen Ende des Strandes und dann schon um 20 Uhr im Bett. Als mich meine Mitbewohner dann in meiner Koje entdeckt haben, waren sie erleichtert. Man hat mich länger nicht mehr gesehen und hat sich Sorgen gemacht. Ist das süß oder ist das süß?! Und was mache ich als erstes nach einer anstrengenden Schnorcheltour am Tag zuvor? Genau, ich gehe schnorcheln. Das Riff ist ja nur wenige Meter entfernt. Ich brauche das. Und meinem Körper tut es auch richtig gut. Jeden Tag zweimal mindestens 40 Minuten schwimmen. Bin ich im Paradies oder bin ich in der Truman Show gelandet? The Klamm Show: Falls wir uns nicht mehr sehen: einen guten Tag, einen guten Abend und eine gute Nacht!