Es hört nicht auf und ist definitiv Teil meiner Reise. Menschen begegnen, reden, lieben und/oder hassen. In Japan. Ich lerne viel, auch über mich.

Also. Hier die neuesten Typen.

  1. Der EINE, der in das Zimmer kommt und sieht, dass ich die Neue bin und langweilig, aber ehrlich sagt: Gerade eingecheckt? Ich darauf: Ja, ist das OK für dich. Gleich mal austesten, wie weit ich gehen kann. Er lacht und meint: Klar! Und was wurde daraus? Nein, keine Blitzehe in Japan, aber wir standen 2h im engen Hostelzimmer und haben uns unterhalten. Er hat mich erkannt und wir haben uns über die Erwartungen, das Scheitern und Loslassen auf Reisen unterhalten. Und ganz lange über das Leben und die Herausforderungen. Er war der Erste, der mir auch Fragen gestellt hat. Und ich meine nicht die Standardfragen, woher ich komme und was ich beruflich mache. Dass er bei dem Metrosystem Ôsaka auch eine Krise bekommen hat …das hat mir so gut getan. Und ich konnte ihn, ohne daß er beleidigt war, damit aufziehen, dass er das Ôsaka-Castle schön fand. Es ist Fake und nichts besonderes. Er hat mir dann schön immer wieder Fotos davon gezeigt. Ich mag ihn! Jemand, der mit mir umgehen kann. Er hat mir noch gute Tipps für wichtige Apps in Japan gegeben und nach 3 Tagen hat er mir ganz lieb alles Gute gewünscht und dass ich so reise, dass es mir gut tut und ich mir keinen Druck machen soll. Ich weiß nicht wie alt er ist und wie er heißt. Ist auch egal. Eine tolle und wichtige Begegnung. Danke junger Mensch aus den Niederlanden.
  2. RedFlag Lisa*: Sie kam zu 1. und mir ins Zimmer. Sie wohnte auch bei uns. Wir stellen uns vor und 1. und ich waren schon seit mindestens einer Stunde am quatschen. Sie wird ein Teil der Runde und wir tauschen uns über das Metrosystem in Japan aus. Wir lachen. Dann erzählt sie, dass ihr Freund sich vor Ort über sie lustig gemacht hat, wie man so dumm sein kann und das nicht versteht. Sie erzählt weiter …und ich sehe schon die rote Flagge über ihr schweben. Äh, Püppy. Sie hatte das Gefühl, dass er sie nieder macht. 1. und ich haben das gleiche gedacht und versucht mit einfachen nicht übergriffigen Sätzen ihr klar zu machen, dass es OK ist das Metrosystem nicht auf Anhieb zu verstehen und niemand sie dumm nennen sollte. Sie redete sehr langsam und irgendwann ging sie. 1. und ich hatten ein Level. Lisa war überflüssig. Trenn dich, Lisa! Bitte.
  3. HappyEnd Hendrik*: Der Coole, der was hat …hier geht es bei mir nie ums Flirten. Das würde ich zugeben. Die sind hier, mit wenigen Ausnahmen, alle zwischen 18 und 27! Hendrik sitzt gut duftend neben 1. und mir im Gemeinschaftsraum und wie fast jeder, vor einem Bildschirm. Ich überlege mit 1., wie ich ein japanisches Gasthaus reservieren kann. Bei Google keine Kontaktmöglichkeiten. Hendrik mischt sich aus dem Nichts ein. Aha. Du hörst also zu, du Cooler. Ich solle mal bei Airbnb gucken, da ist mehr von diesem Angebote drin. Danke. Er war bereit noch zu kommunizieren und fragte, was man hier so machen kann. 1. und ich antworten gleichzeitig: It depense …was du erleben willst. Ich: willst du tanzen, Alkohol und /oder Sexarbeiter*innen? Hendrik berichtet von Ôsaka, dass da ja richtig was los sei. Ich fragte was er meint? Und wo? Achso, die Amüsiermeile. Ne Mischung aus Times Square, dem Kiez und einer Fressmeile. Er sucht für heute was aufregendes. 1. und ich sind sehr nette Menschen und erzählen, dass wir auf dem Kiez wohnen und hier alles voller Bars und Clubs ist. Hendrik scrollt enttäuscht in seinem Smartphone. Was will er denn? Er berichtet stolz, dass er in Ôsaka Massagen bekommen hat. Ich konnte es mir nicht verkneifen und frage: Mit Happy End? Oh da war er wach und sagte ganz cool: Ja, klar. 1. und ich waren gelangweilt von so einem Blender. Aber gut gerochen hat er. Und gepflegt. Fast perfekt also.
  4. Das 24h Pärchen: Ich frage die Frau, als sie eincheckte gleich, ob sie das Fenster bei sich am Bett aufmachen könnte. Ich wieder mit meiner frischen Luft. Ich frage auch so nett und frei. Ich mag meine neuen Herangehensweisen.  Alles kein Problem. Sie macht das Fenster auf und ich solle jederzeit selber an das Fenster ran. Jackpot. Ich danke. Ich sehe das Paar noch am nächsten Morgen 2h im Aufenthaltsraum hektisch Routen für Japan raussuchen. Ich fühle es so sehr. Was wie wann mit welcher Bahn. The Struggle Is Real. Es geht allen so. Es wirkte auf mich, als ob sie hier gestrandet sind und nicht freiwillig. Irgendwie merkwürdig. Weg waren sie beide am nächsten Morgen.
  5. Der Deutsche, der mich nicht sehen will: Ich chille nach einer ausgiebigen Pflege mit roten Bäckchen in meinem Hochbett und gucke Dokus. Bin selig und fertig. Bissl Action im Zimmer. Mir ja egal. Alles bissl eng, daher sind fast nur 10 Zentimeter Platz zwischen den Gesichtern, wenn einer an einem Bett vorbeigeht. Alle, die schlafen und chillen, haben die Vorhänge zugezogen. Ich nicht. Der Deutsche fragte mich, ob er meine Vorhänge zumachen soll, als er erschrocken an meinem Bett vorbeiging. Häh?! Und dabei erkannte er meinen deutsche Akzent und wir klärten auf Deutsch. Du meine Vorhänge zu machen? Ich denke nicht. Wollte er mir einen Gefallen tun oder mein Gesicht nicht sehen. Er ging.

Begegnungen außerhalb vom Hostel:

  1. Ich bin auf einer Insel. Touristenmassen. UNESCO und so. Ich auch, ich weiß. Also kein Kulturerbe, aber Touristin. Check. Check. Jetzt raus aus den Massen und ab einen Wanderweg suchen. Die meisten wollen bissl flanieren und gehen nicht weit. Frau Klamm braucht Auslauf, um ausgeglichen zu sein. Also laufe ich einfach weiter. Der Herbst in Japan. So schöne Ahornblätter in knallrot. Die Sonne scheint. Herrlich. Ich entscheide mich gegen den Hirschpark. Die habe ich unten an der Promenade schon gesehen. Sehr skurril. Fühlt sich falsch an. Der Mensch und die Plastik kam und siegte. Ich entdecke Aussichtsplattformen. Ich bin alleine und glücklich. Ich laufe die Straße weiter und auf einmal steht ein typischer Baustellenhelfer auf der Straße. Also typisch japanisch. 100 Meter vor der Baustelle mit einem Leuchtstab. Ob 8spurige oder eine Waldstraße. Gleicher Aufwand. Ich kenne den Ablauf schon. Ich finde es witzig, dass wegen mir das alles durchgespielt wird. Er nickt und winkt mit der Flagge. Ich kann jetzt weiterlaufen. Ich verbeuge mich und dabei versuche ich zu laufen. Dankbarkeit und Sport. Nicht einfach. OK, der erste Baustellenhelfer ist geschafft. Geht ja noch weiter. Der zweite, meist ein Polizist in Uniform, steht auf der anderen Seite oder am Ende/am Anfang der Baustelle. Er winkt. Per Funk wurde ich angekündigt. Ich betone nochmal, dass es sich um eine einsame kleine Waldstraße handelt. Aber wir ziehen hier durch. Ich mache mit. Sehr gerne sogar. Ich gehe auf den Polizisten zu. Er lächelt. Wow. Ich auch. Er winkt, also darf ich weiterlaufen.  Die Baustelle ist auf einem Straßenübergang, wo Teer (diese schwarzen Kieselsteine?!) von einem Bagger verteilt wurden. Ich gehe auf den lächelnden Polizisten zu. Das nutze ich aus. Ich frage, wo ich langlaufen kann. Ich will noch bisschen spazieren, bevor ich wieder die Fähre nehme. Wie ich das auf japanisch gesagt habe? Da staunt ihr, was?! Es ist so einfach sich zu verständigen. Probiert es aus. Lächeln. Zeichensprache. Blick auf die Map. Es funktioniert. Er hat mir zwei Vorschläge gemacht. Ich bedanke mich …ja, mit Verbeugung und 1000 x Danke sagen. Aber ich meine es auch so. Ich drehe mich nochmal um und ich winke ihm zu. Er winkt zurück. Irgendwie winke ich hier viel. Eine schöne Begegnung. Das habe ich jetzt gebraucht.
  2. Ich bin verpeilt und ausgeglichen. Hab noch neben Hirschen in einer Ecke am Strand meine Übungen gemacht und getanzt. Das war sehr befreiend. Es gibt 10 Fähren. Eine davon ist die BVG. Ich bin müde und ick stelle mich irgendwo an. Da sind 500 Schulkinder in Uniform. Und das BVG-Logo blitzt auch irgendwie über dem Counter. Wird schon. Ich ziehe die Karte durch. Klappt. Aber das Schiff und alles sieht anders aus. Ich werde unsicher. Frage einen Mann vom Personal, der als Leitsystem eingesetzt ist, ob das Boot nach Hiroshima fährt. Er verneint. Es fährt rüber. Hm …also die Anlegestelle, wo ich hin will, ist auch nicht mehr so richtig Hiroshima. Ist zwar das Metrosystem von Hiroshima, aber nicht mehr offiziell Hiroshima. Präfekturen. Anstrengend. Ich überlege, ob ich umdrehe. Ach komm. Er war so nett und versicherte mir, dass ich da ankomme, wo ich hin will. Ich meine Hiroshima. Er meinte Miyajimaguchi. Ist halt Hiroshima Präfektur, aber nicht mehr offiziell die Stadt Hiroshima. Und für bestimmte Präfekturen verschiedene Zuganbieter. Ahhhhh …. Ich zwischen kichernden Schulkindern. Nach 5 Minuten war ich mir sicher. Ich war richtig. Früher wäre ich wahrscheinlich umgedreht und hatte geklärt und wollte 100% sicher sein.

*Namen geändert.