Tinky, Winky, Dipsy, Laa-Laa und Po! Wenn die Millionenfrage wäre, wie die Teletubbies heißen, dann wäre ich aber sowas von Millionärin an diesem Abend. BILD Schlagzeile: Attraktive Berlinerin, 42, die 2025 nach Australien ausgewandert ist, hat den Jackpot bei Jauch geknackt. Und ich würde das so souverän beantworten, als ob man das wissen müsste. Popkultur der 00er? 90? Jede*r würde sich so richtig schlecht fühlen. Wenn die Frage aber lauten würde, welches Riff man vom Weltraum aus sehen kann, dann wäre ich aber sowas von am Arsch, arm und hätte mich anscheinend so richtig blamiert.Fangen wir von vorne an. Ich habe den günstigsten Flug von Tokyo nach Australien gesucht. Es wurde Cairns. Ja, meine Güte. Halt ne kleine Stadt da janz oben an a Küste. Eine Straße, Strand, es wird einen Supermarkt und eine Eisdiele geben. Mir egal, hauptsache Schnäppchen und raus aus Japan. Taxi vom Flughafen zum Hostel. ES IST SO SCHEISSE HEISS UND SCHWÜL. Das Housesitting im Juni in Miami hat mich darauf gut vorbereitet. Ick hatte noch vor 24h ne Mütze und Handschuhe an. Strümpfe noch am Flughafen ausgezogen, als ich auf meinen Rucksack gewartet habe. Unterhemd auch ausgezogen und meine Strickjacke aus Merinowolle, die mich in Japan gewärmt hat, muss auch ganz weit weg. Ich habe erstmal einen heißen englischen Breakfast Tea am Flughafen getrunken. Es gibt nur ein Café. Endlich wieder in einem Land, das es so richtig gut kann – also den Tee. God Save The Que …ach ne. King! Heiß. Ich sitze vor dem einzigen Ausgang. Es gibt einen Parkplatz für Mietwagen und einen Taxistand. Ich sitze und muss erstmal darauf klarkommen, dass ich erst vor 24h diesen Flug gebucht habe und jetzt in einer ganz anderen und neuen Welt bin. Aber ich weiß, dass ich hier richtig bin. Ich sitze 1,5h! Und mir war nicht einmal langweilig. Ich habe die Menschen beobachtet, wie sie sich abholen haben lassen. Den laut telefonierenden Typ habe ich aber sowas von schlecht gelaunt angeguckt. Da fehlt mir jegliches Verständnis. Hier ist Prärie. Bewege deinen FlipFlop Hintern 500 Meter weiter weg. Manche wurden liebevoll begrüßt. Also, man stieg aus dem Auto und es gab fette Umarmungen. Und dann gab es noch die, die von weitem laut gehupt haben und die Person dann eingestiegen ist. Oder die Familien, die hektisch nach ihrem Mietwagen gesucht haben. Das alles bei 34 Grad. Ich beschließe, dass ich mich an den Taxistand setze. Ich rufe hier nichts. Ich sitze hier einfach. Ich verspüre aber sowas von keine Hektik. Es ist 8 Uhr und das Hostel hat mir angeboten, schon im Garten abzuhängen. Ins Zimmer konnte ich noch nicht. Also los. Berge. Grün. Mein erster Gedanke bei dem Sonnenaufgang und den grünen Bergen: Häh? Grün? Ich dachte, dass Australien ins Bräunliche geht. Was das? Grün? Ich hatte, wie oft, keinen Plan von dem Land, was ich besuche. Man muss selbst für Überraschungen sorgen, sonst ist das Leben langweilig. Palmen, Beton. Linksverkehr. Freundlichkeit. Kulturschock! Knapp 3 Monate Japan und Korea. Und ich kann endlich die Sprache. Das kann alles hier nur noch besser (und gerne auch kälter!) werden. Ich komme im Hostel an und es ist ein kleines Paradies. Ich werde schnell sprechend begrüßt. Jetzt mal langsam. Ich habe einen KulturJetLeg, also geht das hier janz ruhig weiter. Der Hostelvati, der so alt wie ich ist …vielleicht ein bisschen älter, erklärt mir alles. Ich werde ihn wenige Stunden nach meinem Aufenthalt darauf aufmerksam machen, dass ich seine Musik, die er hier abspielt, sehr gut finde, aber auch verraten würde, wie alt er ist. Ich weiß nicht, ob er das lustig fand. Herzlich und freundlich. Ich fühle mich so gut. Danke. Ich könnte Touren bei ihm buchen. Kein Problem. Ich sehe einen Schreibtisch unter einer Palme und eine Wand voller Flyer. Ich finde das immer gut, wenn man unkompliziert Touren über das Hostel buchen kann, aber das sieht nach mehr aus. Ich brauche Tee. Und Wasser. Hier schwitzt man 10l/h aus. Geht das? Nachts ja, oder?Ich kann einchecken und ein bisschen Betrieb ist auch. Gäste laufen im Garten rum, waschen Wäsche oder recherchieren nach Touren. Und ich schnappe auf, dass das Riff so beeindruckend war. Was für ein Riff? Ich habe keine Kraft, mich damit zu beschäftigen. Der Rucksack wird mir auf mein Zimmer getragen. Wenn jetzt jemand noch für mich kocht ….ist das definitiv Robinson Club für wenig Geld. Zwei Personen sind schon im Raum. 5 Betten in dem niedlichen Zimmer mit Blümchenbettwäsche.
Kein Vorhang. Offen. Beste Freundinnen machen eine Pyjamaparty. Na, ich bin gespannt. Ich darf mir ein Bett aussuchen. Ich spiele mit und sage: Ich nehme das da rechts. Der Herbergsvati verlässt den Raum und lässt uns alleine. Ich sage: Hi, ich bin Frau Klamm (Hat sie nicht so gesagt!)!Ein kleiner Aufschrei. Meine Zimmergenossin heißt auch Frau Klamm (Heißt sie nicht!). Sie hat den gleichen Vornamen wie ich und freut sich! Doch noch selten 2024? Sie gibt mir sogar die Hand. Ok, cool! Irgendwie haben wir sofort so einen starken Draht zueinander. Kann man kaum beschreiben. Wäre das auch ohne den gleichen Vornamen so gelaufen? Ich glaube ja, denn wir werden beste Freundinnen für 24h! Wir sind Zwillinge …den nächsten Abend beenden wir gegenseitig unsere Sätze, die Dreckslachen sind bis Tokio zu hören und die HighFives geben wir uns im Sekundentakt. Die Anderen spüren das und können es nicht fassen, wie es hier knistert! Fast Zwillinge. Fast. Sie wiegt höchstens 50 KG und ist Chinesin. In Deutschland studiert und arbeitet auch seit über 10 Jahren in NRW.Nach Sekunden reden wir dann auch Deutsch. Was mit der anderen Person im Raum ist? Na, die ist aus Bayern. Langweilig. Nein, Spaß, sie war einfach nicht interessiert und interessant und bei der Energie von zwei Frau Klammsen hatte sie auch keine Chance. Wurde ausgeblendet. Frau Klamm I fragt bei Frau Klamm II nach nur 50 Sekunden Kennenlernphase ab, wie es mit Hunger aussieht. Wir verabreden uns, dass wir gleich mal in die Mall gehen. Kochen wollen wir beide nicht. Wir haben Geld, sagen wir fast gleichzeitig. Sie sagt, dass sie noch braucht. Mach in Ruhe, neue beste Freundin! Sie macht noch ein kurzes MakeUp-Hair Programm und wir reden weiter. Lachen, sind laut und sind Arsch auf Eimer. Lebenslauf haben wir uns jetzt auch erzählt. Wertesystem und Zukunftspläne. Check. Alles in unserer Sprache – Klammschisch. Die Mall ist ein Alptraum. WTF ist Boxing Day. Ein Feiertag in UK, also auch in Australien! BlackFriday-Niveau. Hier ist der Konsumkrieg in einem 90er Jahre-Bau bei Minus 2 Grad ausgebrochen. Es wird nicht gegessen. Es wird gefressen! Das ist nichts anderes. Frau Klamm I (Nicht ich!) macht klare Ansagen, wie das hier jetzt läuft. Oh ich bin so verliebt Wir treffen uns also mit unseren Speisen an einen Tisch und essen. Sie isst etwas vom Asiaten und ich habe einen Burrito aus Mexiko. Beides nicht authentisch. Nochmal für die bildliche Vorstellung. Alles in einer Shopping-Mall mit Stühlen aus Plastik und in Orange. Schon wieder bekomme ich eine Ansage oder jetzt besser einen Vorschlag, denn sie hat ein paar To-dos und keinen Bock, unsere Besorgungen gemeinsam zu machen. Sehr sympathisch. So kenne ich meine Frau Klamm. Wir trennen uns. Sie muss sich um ihre SIM kümmern und ich brauche ne Badeschlüppi und eine Sonnenbrille. Wir verabreden uns für später im Hostel. Wir sahen uns noch ein paar Mal, sie musste in das andere Hostel ziehen …sie hat das andere gebucht und sich vertan. Bissl verpeilt. Ich könnte noch tausend Zeilen über diesen Menschen schreiben, weil er mir in kurzer Zeit so gut getan hat. Es ist möglich und so wichtig. Wir haben keine Nummern ausgetauscht. Und darum geht es nicht. Es sind einfach tolle Momente und die genießt man und wünscht sich ein schönes Leben! Liebe Frau Klamm I, es war mir eine Freude dich kurz in meinem Leben zu haben. Damit habe ich nicht gerechnet. Das war Liebe auf den ersten Blick. War schön jewesen! Ich hab dich richtig lieb! Ich spüre, dass wir uns nochmal treffen. Oder wünsche ich es mir einfach nur? Ich hab Schlüppi und genug von dieser Mallkultur. Horror und gehe bei gefühlt 45 Grad zurück zum Hostel. Ich sage dem Herbergsvati (eigentlich Manager!), dass ich mir das hier alles erstmal angucke und dann auf ihn zukomme bzgl. der Touren. Wohin denn? Was gibt es hier denn? Was? Was will mir diese Flyerwand verkaufen? Ich bin noch nicht so weit. Aber hier gibt es anscheinend so viel. Aber warum? Viele junge Leute …viele Zimmer. Alles verwinkelt. Holz. Ventilatoren. Am Abend sehe ich eine fette Fledermaus in der Palme. Alles noch surreal für mich. Das es schwül, heiß und das hier eine Luftfeuchtigkeit von 81% ist, habe ich erwähnt?Ich entscheide, an der Promenade zu laufen. Auslauf nach einem 7h Flug. Ich habe zwei T-Shirts mit. Ein blaues und ein schwarzes. Ratet, welches ich angezogen habe. Fette Schicht Sonnencreme. Nasses Cap und Birkenstocks und eine Wasserflasche. Es werden 20 km. Tut gut. Ich wundere mich, warum keiner im Wasser ist. Verstehe ich nicht. Jeder Cranach, ach ne, so heißt ja der Maler (Hier mache ich nur auf meine Allgemeinbildung aufmerksam, die, wie ich gleich auflöse, ja nicht ausreichend ist! Geht gleich los!) – Das sind Kraniche, wird fotografiert. Ah, ein Schild. Ohne Schilder geht diese Welt unter. Jedes Schild hat eine Geschichte. Und diese endet nicht gut. Krokodile oder Alligatoren (die sehen nur bissi anders aus. Kurze Recherche!) schwimmen hier rum. Schwimmen ist nicht verboten, aber wird nicht empfohlen. Ah, wusste ich gar nicht. Du weißt so einiges nicht. Und das ist noch nichts das peinlichste, was du von dem Land nicht wusstest, wo du heute spontan eingereist bist. Ist ja gut! Ich blamiere mich anscheinend gleich. Ich sehe eine künstliche Lagune. Ein Freibad.
Prinzenbad in nett und Wertsachen kannst du einfach liegenlassen. Stundenlang. Ich werde es mehrmals machen. Märchenwelt für eine Berlinerin. Weihnachtsdeko noch überall. Passt in meinen Deutschelandkopf (Seitdem die Japaner und Koreaner immer DeutschEland gesagt haben, bekomme ich das nicht mehr raus. Das bleibt jetzt auch so! (Wenn ich nach dem 3. Weltkrieg in irgendeinem Auffanglager vorweisen muss, dass ich Deutsche bin und andauernd Deutscheland sage, werde ich nach Japan abgeschoben!) nicht rein. Weihnachten und 34 Grad. Die Männer tragen Vokuhila. Kurze Shorts! Richtig kurze Shorts. Sie sind attraktiv. In meinem Alter aber alle mit 3 Kindern unterwegs. Wann lasst ihr euch scheiden? Ich bin noch eine Weile hier. Ach schon im Scheidungsjahr? Super! Morgen? 20 Uhr bei den Krokodilsen am Wasser?
Touriaction, obwohl es Nebensaison ist. Regenzeit. Den werde ich auch noch erleben. Ich habe wieder einen typischen Anfall, weil ich wieder nicht darauf klarkomme und einen Druck verspüre alles zu machen und der Ort eine Touristenfallen ist, dass es weh tut. Der Mensch, sein verdienter Urlaub, Familie und ein Erholungsort. Ob in Australien oder Kühlungsborn. Überall das gleiche. Ich muss an mir arbeiten und mich da nicht immer so reinsteigern und wichtig nehmen. Ich kriege das hin. Ich bin halt nicht perfekt. Noch nicht. Ich gebe mir dafür noch 10 Monate. Ich schlender nochmal in den Supermarkt und decke mich mit Spinatwraps, Rohkostsalat und Hummus ein. Frischkäse. Alles in großen Verpackungen. Leere Regale. Ich muss mich erstmal wieder an etwas Neues gewöhnen. Alles anders. Typo. Klima, Geräusche, Umgang, Preise, Dimensionen, Abläufe … In Korea und Japan schön klein und fein Essen in kleinen Verpackungen in den 13 Spätis auf 500 Meter gekauft. Hier bin ich in einer Mall gefangen, wo ich mich oft verlaufe. Alles ein Konzept. Hasse das. Und wie immer, werde ich das jetzt die ganzen Tage essen. So war das auch schon in meinen zwei Stationen davor. Soll bei hochsensiblen Menschen sehr oft vorkommen. Kein ADHS, wie jetzt jeder hat, sondern ich bin die einzigartige Frau Klamm, die hochsensibel ist. Hab ich auch schon in Deutscheland gemacht. Monatelang habe ich das gleiche gegessen. Beruhigt mich einfach. Somit ist das Thema erledigt. Keine weiteren Gedanken mehr zur Nahrungsaufnahme.
Zurück im Hostel. Ich lausche Gesprächen. Eine ist dabei, die Deutsche ist, und nicht möchte, dass man das weiß …redet Englisch. Voll ok. Aber einfach eine Lisa. Mag ich nicht. Kommt auf die ‘Bitte komm mir nicht in die Quere’-Liste, sonst beleidige ich dich unabsichtlich. Man lernt sich kennen. Ganz anderer Schlag an Touristen/Reisenden. Ich werde einmal auf 35 geschätzt. Ne, Püppy, ick bin 42 und das ist geil. Aber ihr muss ich erklären, dass der HIV-Test erst nach 6 Wochen nach dem schlechten ONS mit dem Guide Jimmy möglich ist. Da hat man ihr was falsches erzählt, als sie sich testen ließ. Die Stimmung ist ganz schnell gekippt. Ich habe nochmal recherchiert, ob es jetzt schnellere Tests gibt. Also Jimmy nicht buchen. Bringt mir dieser Dialog also doch auch noch etwas. Und jetzt kommt die Auflösung! Das Great Barrier Reef – Korallenriff in Australien. Ein Weltwunder der Natur. Die Massen strömen hier in diesen Ort, um zu tauchen und zu schnorcheln, um dieses Riff zu sehen. What? Ich habe noch nie davon gehört. Alles ist auf dieses Riff ausgerichtet. Touren, Fähren, Trips – von Low Budget bis 1000 AUSD/Stunde für einen Guide und Blattgold auf dem Burrito, den man auf einer Yacht serviert bekommt. Flyer für jedes Budget. Dazwischen Touren zu Höhlen, Wasserfällen und Korokodilfütterungen. DAS Riff. HIER. Einmalig. Also ich gucke viel Terra X, aber da habe ich wohl ein paar Folgen nicht geguckt. Eine ältere Frau ist aus Brasilien angereist, hat gespart und guckt sich jetzt jeden Tag dieses Riff an. Als ich ihr erzähle, dass ich nach einem billigen Flug am 25.12. gesucht habe und es dieser Ort wurde, staunt sie. Na gut, dann mache ich mit. Lieber Herbergsvati, dann verkaufe mir doch mal die Touren. Er ist sehr sympathisch. Es wird jetzt eine Tagestour in den Regenwald, Spinnen und viel mehr. Holt mich einfach ab, ich freue mich. Und einmal auf die Insel Green Island im Riff. 8h chillen. Vielleicht leihe ich mir gegen Geld Schnorchel Equipment. Und dann gucke ich mir das mal an. Und dann noch ein Zug zum nächsten Ort, der durch die schöne Natur fährt. Aber dann auch wieder abends zurück. Ich verlängere meinen Aufenthalt im Hostel und es wird unerwartet ein volles Programm. Und ich überlege heimlich, einen Tauchkurs zu machen. Gar nicht mein Element. Schickt mich auf den TokioTower bei Wind und Wetter, aber in die Tiefe zu den Haien. Ich überlege noch.
Ich bin angekommen – schwitze, chille zwischen Palmen und habe eine gute Zeit. Ich bleibe also, weil ich mich gut fühle und es passt. Neue Zimmergenossinen. Wir überlegen, wie wir Silbester feiern. Feuerwerk am Wasser, zwischen den attraktiven Familienvätern oder in einem Club, wo ich die Mutti sein werde. Viele sind weiter nach Sydney, um dort das berühmte Feuerwerk (Was weiß ich hier wieder nicht?) am 31.12. zu sehen und haben sich einen Platz auf der Dachterrasse vom Hostel für 300 AUSD reserviert. Okay. Ich brauche die berühmten Riffe in meiner Nähe, um das neue Jahr zu begrüßen. Wieder etwas gelernt. War nicht geplant, aber ich bin dankbar und schäme mich nicht. Dafür weiß ich sogar, dass der Mitbewohner der Teletubbies, ein Staubsauger, Noo-Noo heißt. Ob ihr das wusstet habe ich euch gefragt.
Bildet euch: https://en.wikipedia.org/wiki/Great_Barrier_Reef