Da wohnst du in einer Stadt, die so einiges bietet. Und eigentlich willste, aber bewegst dich nicht. Ob London, Brüssel, Vancouver, Dublin …in jedes Museum gehe ich. Ich bin keine Kunstexpertin, muss ich ja auch nicht sein. Ich liebe es. Museen beruhigen mich. Kunst- und Kulturgeschichte beruhigt mich. Die Entstehung. Die Ästhetik und Wissen der Vergangenheit. Der Ursprung. Die Ideen. Oh, wie oft waren wir schon weiter, als jetzt. Anderes Thema. Saunas (oder Saunen?) in der Antike. Warum orientiert euch nicht danach. Herrje!
Also heißt es aus meinem Hamsterrad rauszukommen. Alles für den Job. Für das Geld? Für die Anerkennung? Was lief da schief. ‚Ich bin raus‘, ein Buch von Robert Wringham spricht mir aus der Seele. Gutes Timing. Genau da befinde ich mich gerade. Erwischt. Eiskalt – auch mit der Phase eine Entscheidung getroffen zu haben und jetzt Scheuklappen aufzusetzen. Danke. Wird sofort geöndert. So alt wie ich und hat das Buch schon 2016 verfasst. Saunagänge laufen ja eigentlich so ab: 10 – 15 Minuten in der Sauna und dann genauso lange ruhen. Ja, aber wenn ich gerade die Zeilen von Robert Wringham verschlinge ist das alles bisschen durcheinander geraten. Da liegst du in einem Ikea-Buddha-Ruheraum auf dem Dach eines Hotels im Ku’damm und dir wird klar: Ich bin raus. Ich quetsche das Buch in den geliehenen Bademantel und weiter geht’s. Schwitzen bis ich mich wie Gisele Bündchen fühle. Wie lange haben die heute auf?
5 Dinge die mir wichtig sind und/oder Dinge, mit denen ich mich in meinem Leben beschäftigen möchte:
- Ich will lachen. Nichts macht mich glücklicher. Humor. Nicht alles so ernst nehmen. Ich musste feststellen, das sich weniger lache, je älter ich wurde. Je schneller ich im Hamsterrad wurde. Die Ernsthaftigkeit und Bullshitprojekten hinterherarbeiten.
- Mich mit Kunst und Kultur umgeben. Ich hätte (und kann ja noch) Kunst- und Kulturgeschichte oder Anthropologie studieren sollen. Mich hast du mit 13 nicht aus dem Colosseum in Rom rausbekommen. Bei 30 Grad das Forum Romanum. Ja, bitte! Mit Israel fangen wir erst gar nicht an. Nationalmuseum in Dublin zum dritten Mal? Ja, bitte! Terra X Dokumentationen, wo ich schon mitsprechen kann. Ja, bitte! Ich behaupte nicht, dass ich mir das alles merke und ich schlau(er) bin. Aber es nährt mich und macht mich glücklich. Und dann ist das gut für mich. Das reicht.
- Ich will reisen. Ich will keinen festen Wohnsitz. Mich schränkt das ein. 12 Jahre habe ich gedacht und versucht dieses Spiel mitzumachen. Bin einem Ziel hinterhergerannt, was gar nicht meinen Wünschen/Bedürfnissen entsprach. Ich dachte, dass man das so macht. Im Außen gelebt. Herzlichen Glückwunsch. Ok, wir haben daraus gelernt.
- Laufen. Ich will an der Küste von Irland laufen. Einfach laufen. Ob mit Wanderschuhen oder Birkenstocks. Einfach vorwärts kommen. Das gibt mir so viel. In Dubai läuft man ja nicht. Alles mit dem Auto. In den US auch. Vielleicht nicht meine Länder, wo ich mich mit 80 zur Ruhe setze.
- …. weiß ich jetzt noch nicht.
Und 2. habe ich fein am Wochenende, als ich mich von der ach so anstrengenden 9to5 Woche erholt habe, mit Terra X befriedigt. Warum bin ich nicht raus? In echt alles sehen? Weil ich Energie tanken musste, weil ich mich auf Montag fokussiert habe. Ich mich zurückgezogen habe, um allein zu sein. Ich wie eine Soldatin gewartet habe, bis ich wieder ‚arbeiten‘ darf. Ekelhaft. Wurde mir alles vorgelebt. Aber es geht auch anders. Es ist ein Prozess. Einfach anfangen. Einfach machen. Aber es war hart für mich. Wie? Jetzt einfach ins Museum? In Berlin? Am Wochenende? Ja! Tus! Ist so einfach. Und es macht dich happy, versprochen. Es muss ja kein Tagesausflug werden. 3 – 4 h oder auch nur 20 Minuten. So wie du es brauchst! Ach so?! So einfach?!
Einfach von Kolleginnen überreden lassen mit in die Oper oder ins Theater zu kommen. Spontan, weil noch eine Karte übrig ist, in eine Comedy Show gehen – auch wenn ich diese Comedian nicht kennen? Ja! Für die Volksbühne einfach Tickets kaufen, weil Kollegin mich gefragt, ob ich mitkomme. Blind Tickets kaufen. Ja, das geht. Ich bin gespannt, was mich da erwartet. Sonntags um 10 Uhr pünktlich vor dem Eingang des Bode-Museum stehen. Ja! Audioguide ausliehen. Und ab geht’s. Genau meine Welt.
Es geht nicht darum mir alles zu merken, was mir die Terra X-Doku erzählt. Wäre ja langweilig. Ich werde in 3 Wochen wieder auf Play klicken. Gib’s mir! Ich habe mir im Bode-Museum nicht gemerkt wer wen im 14. Jahrhundert bei den Bildhauern wo und wie beeinflusst hat. Es ist egal. Guck dir das an und genieße.
Und freue dich, dass du beschlossen hast dir das noch in diesem Jahr live in Florenz anzugucken. Ich muss Caravaggio nicht studiert haben, um ihn gerne anzugucken. Ich muss keinen Keramikkurs absolviert haben, um mir all die schönen Gefäße anzugucken. Woher kommt das? Warum dachte ich früher so? Hat das was mit ‚Ich darf erst das genießen, wenn ich das und das kann und weiß‘ zu tun? So eine Art Belohnungssystem? Ich glaube schon. Tragisch. Ich musste und muss es mir immer noch hart abgewöhnen! Harte Arbeit, glaubt mir. Es ist so krass in mir verankert. Aber ich schaffe das. Ich bin dabei.
Was will ICH? Was tut mir gut – jetzt und hier? Wie möchte ich meine Freizeit/Freiheit gestalten? Wie wenig Geld brauche ich, um zu (über)leben? was möchte ich? Die Antworten sind nicht mehr die, wie noch vor 2 Jahren. Alles neu! Endlich! Wurde aber auch Zeit. Hälfte meines Lebens ist vorbei, wenn ich Glück habe.