Hier folgen jetzt keine Tipps, wo und wie man an Tickets kommt und Tipps und Tricks mit zig Links. Keine Chance. Ist mir viel zu aufwendig. Dazu gibt es genügend Blogs. Darauf habe ich kein Bock.

Ich bewege mich mit wenigen Ausnahmen auf meinen Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ja, Kanada mit dem eigenen Auto ist geil. Schön für dich. Schreib es in deinen Blog. Aber warst du schon einmal mit 30 Rentner*innen in einem Zug 4 Tage unterwegs. Eben. Via Rail – der Canadian. es fing alles mit einer Doku an. Von Montreal bis Vancouver. Immer und immer wieder habe ich mir diese Doku angeguckt. Als sie nur noch wenige Tage in der Mediathek sein würde, hab ich sie mir noch schnell heruntergeladen. Und nochmal. Da habe ich mir die Tipps, wo und ich wie ein Ticket für die Züge bekommen mitgeschrieben. Das wollte ich machen. Aber vorher buchen. Nö, warum. Janz entspannt vor Ort. Reisen vorher durchorganisieren nicht meine Stärke. Aber das wird es. Mit einem verglasten Dach durch Kanada fahren. Rückflug, wie in China, stand fest. Bis dahin musste ich von Montreal bis Vancouver gekommen sein. Egal wie. Wie immer. Porto – Lissabon. Dublin – Dublin (einmal durch Irland mit dem Zug). Dublin – Belfast. Paris – Brüssel. Peking – HongKong. Portland – Los Angeles. Der Start und das Ende ist klar. Der Rest kann frei gestaltet werden. Ach, sehr romantisch. Wie das Leben.

Ich wusste, das dieser Zug Canadian hieß und regelmäßig in Toronto losfuhr. Die Doku wurde vor Corona gedreht. Viel hat sich auch dadurch bei Zugfahrten geändert. Personal hat gekündigt und der Bedarf bzw. das Geld für solche ‚Lebenstraum‘-Reisen war nicht mehr locker. Dazu später mehr. Also stand ich am Ticketschalter in Montreal und berichtete, dass ich in Vancouver ankommen muss. Aber zwischendurch aus dem Zug raus will. Also in Etappen mit dem Zug durch Kanada. Mein Anliegen kam der Dame am Schalter sehr spontan vor, das hat sie mir auch so kommuniziert. Sowas bucht man doch vorab und vorbereiteter. Ich verstehe die Frage nicht. Ja, das machen vielleicht andere so und später wird mir auch klar, was sie meint. Für diese legendäre Route sparen viele und planen das Jahre vorher. Ja, ick nicht. Lassen sie mich durch. Ich hätte es auch alles in der Via Rail App, die Deutsche Bahn App von Kanada, gebucht, aber die ist zusammengebrochen. Ich hab mich schon gewundert. Kein Shitstorm in den Medien dazu gesehen. Die Kanadier sind einfach zu nett. Wenn das in Deutschland passiert wäre. BILD Headline: WAS KANN DIE BAHN EIGENTLICH? Zu spät kommen und keine App! #LetTheShitStormBegin. Die BILD Headline in Kanada würde so lauten: Entschuldigen Sie den Ausfall der App und die Unannehmlichkeiten! Sorry! Sorry!

Weiter mit der Buchung wechselnd in Französisch und English. Die Kanadierin vergass, wenn sie die Kollegin Sachen zu meiner Buchung in französisch fragte, wieder in English zu wechseln, wenn sie mir die Antwort mitteilte. Witzig. ich nur mit einem kurzen Nicken und flüstern: English please! Sie hat nicht verstanden, dass ich jetzt erst entscheide, wo ich Zwischenstopps einlege. Banff in jedem Fall und dann so, dass ich keine Nachtfahrten machen muss. Das Land will ich ja sehen. Sie hatte echt Geduld. Für die drei Nächte von Toronto bis Banff musste ich mir jetzt noch eine Schlafkategorie aussuchen. Economy, SleepingPlus und HighEnd Luxus Appartement. Dazwischen gab es aber auch noch zwei drei Klassen. Irre, was der Zug hergab. Ich konnte in einem Katalog auswählen. Ich entschied mich für einen 4erSessel, der nach 19 Uhr in ein Hochbett umgebaut wurde. Und in der Früh, wenn ich im Speisewagen (!!!) gefrühstückt habe zurückgebaut wurde. Ich wusste nicht, was mich erwartete.

In der Doku hat man nur die etwas höheren Klassen gezeigt und die Economy. Is klar. Das Dazwischen, was man sich mit 39 und Bandscheibe leisten muss und kann wird nicht gezeigt. So, Stationen und Abfahrten waren durchgeplant. Essen inklusive. Da dachte ich nur an eingepackte Wurst und ein Becher Kaffee. Ich schon innerlich überlegt, wie ich das löse. Erstmal buchen. Jetzt kam es zu der Endsumme. Okay, das ist jetzt nicht ihr ernst!? Lief mir eine Träne?! Schockstarre. Ich bin mir nicht mehr sicher. Ich gebe sehr viel und sehr gerne Geld für meine Reisen aus. Alles investiere ich in meine Reisen. Aber damit habe ich nicht gerechnet. Ok. Ein- und ausatmen. Die Verkäuferin guckte mir tief in die Augen. Was kommt jetzt? ‚Verlassen Sie Kanada wieder, wenn sie in Vancouver aus dem Zug steigen‘? Häh. ‚Sie verlassen doch Kanada, wenn Sie aus dem Zug gestiegen sind und fliegen nach Europa zurück, korrekt‘? So langsam kam ich mit. Ich als gute Soldatin des deutschen Staates: Ma’am, ja, Ma’am! Fein reagiert. Es wurde genickt. Der Computer rattert. Es wurde mir eine neue Zahl auf dem Computer gezeigt. Minus 1.000 CAD. Uff. Sie hat mir die Steuer abgezogen. Wie cool du bist, Ma’am! Das habe ich nicht laut gesagt, aber gedacht und hoffentlich mit meinem freudigen Gesichtsausdruck klar gemacht. Erledigt. Tickets gebucht. So richtig echt ausgedruckt. Zig Tickets: für jede Stationen, den Schlafplatz, die gebuchte Vollpension und ein Ticket, was den Preis und die Ermäßigung nochmal schwarz auf weiß zeigt. Dankbar.

Noch auf dem Bahnhof zog ich mich auf eine Bank zurück. Ich musste mir Unterkünfte für die Stationen organisieren. Kanada ist teuer. Hier lohnt es sich schnell zu sein. Und Indian Summer in den Rockies. Ich habe erst später erfahren, dass diese Reisezeit, die ist, wo alle Familien aus dem Land sich an einem Ort treffen und alles reservieren. THANKSFUCKINGGIVING. Da läuft alles anders und alles ist jahrelang vorher ausgebucht. Dazu auch später mehr. Ein Hostel in Banff hat noch ein Bett, bis ich wieder in den Zug steige. top! ThanksF*giving in Kamploops ein Hotel. Check. Ich habe nicht nicht annähernd geahnt, was mich erwartet. Aber alles war erstmal geplant. Vor mir lagen noch schöne Tage in Montreal, ein Ausflug nach Quebec City. Bevor ich den Zug gestiegen bin hatte ich noch zwei Tage in Toronto, wo ich in der Nacht zu meinem 40. Geburtstag zum ersten Mal in meinem Leben ein Baseballspiel live miterleben durfte. Das zieht sich, sag ich euch. Da gibt es kein Start (Na, doch. Aber so ein deutscher Start. So eindeutig und wichtig.) und Ende. Zig Millionen Innings. Irgendwie so. Eine ganz andere Dynamik im Stadion. Man geht und kommt. Ich als Deutsche wurde etwas unruhig. Wie, ihr sitzt jetzt hier nicht, bis das vorbei ist?! Entspann dich. Uff. Danach in Uptown zurück in meinen bezahlbaren Kiez. Noch in eine kleine Kneipe gegenüber meiner Unterkunft. Erinnerte mich eher an einen Jugendclub. Sehr authentisch. Kein Tourirotz. War ja auch nicht Downtown. Ab an die Bar. Ein Typ aus London. Ach, da ist sie wieder. Die europäische Heimat. Erstmal über diese Fake-Welt hier gelästert. Gebäude, die 30 Jahre alte sind und das wird als ‚Altbau‘ verkauft. Ach, schön. Dann haben wir auf meinen 40. angestoßen. Der nächste Tag war ein ‚Pause‘-Tag. Das heißt im Bett bleiben, Filme gucken, essen und planen/recherchieren. Heizdecke für meinen Rücken hatte ich mit. Der letzte Hexenschuss war nicht lange her. Reisen mit 40. Ick sach’s euch.

Bahnhof Toronto. Eine einzigartige Erfahrung startet jetzt. Mt dem Canadian bis nach Vancouver. So viel vorab. Ich war mittlerweile 40 und hatte einen Hoodie und Sporthose an. Nicht die Zielgruppe in meiner Klasse, in die ich mich eingebucht habe. Leger, aber Kohle. Kleider machen keine Leute. #taxfree hätte ich mir auf meinen Hoodie schreiben sollen.