Nicht alles inklusive. Nur die Natur. Und dafür ist man doch hier?! Aber ansonsten ist es eigentlich eine klassische Rundreise. Zwei Richtungen als Option. Und wo man startet. Süden oder Norden. Mit Abenteuer hat das nichts zu tun. Seit wann kommen die Backpacker nach Neuseeland und schwärmen? Und seitdem ist es eine eingespielte Industrie: Der Backpacker und der Touri mit dem Van oder Auto. Man muss nicht mehr denken oder planen, alles ist darauf ausgerichtet. Alles!! Das macht es ein bisschen langweilig. In Amerika an der Westküste war ich mal mit einem Auto unterwegs. Einfach losfahren …das war Abenteuer. Stellplatz suchen. Irgendwo. Nudeln auf dem Strandklo kochen. Es hat in Strömen geregnet. Nix mit Kochhütten mit einem fetten Webergrill, wie in Neuseeland und Australien. In der Flut Haare waschen. In einem Ort, der Waffen lagert, ein Lagerfeuer am Strand gemacht. Da hat keiner auf uns gewartet. In Neuseeland wundert es mich, dass Backpacker und generell Touristen kein Empfangskomitee bekommen. Mit Leitsystem zum Supermarkt und zum Touristeninformationszentrum. Discount für den Fallschirmsprung inklusive ab April bis November. Aber hier ist eh alles überschaubar. Das findet man auch alles selbst und jede Unterkunft drückt dir Rabattflyer in die Hand. Kaufen! Kaufen! Kaufen! 

Neuseeland ist ein Dorf. 5 Millionen Einwohner. Knapp 2 Millionen davon in Auckland auf der Nordinsel. Rest verteilt. Ich weiß gar nicht, wie sich die Neuseeländer fortpflanzen. Die lassen ja nur wenige rein, die sich hier ansiedeln dürfen. Ist das dann Inzest seit dem 20. Jahrhundert? Oder müssen Touristen herhalten? Oder organisiert man Heiratsmärkte und geht damit auf Tour? Oder du kannst bei den Datings-App angeben, dass du aus Neuseeland bist und dann wird der Flirtradius automatisch auf 1600 km erweitert? 

Es gibt zwei Busanbieter, die die gleiche Route fahren – also die Highways 1 bis 6. Ein ‘Wir sind Jugendliche und wollen andere Jugendliche kennenlernen und brauchen Unterhaltung’-Busanbieter (Kiwi-Express oder so! In fast allem steckt ein Kiwi! Kann man beides essen und streicheln?) und den (Intercity Bus), den ich nehme. Den nutzen auch die Einheimischen. Also ein angenehmer Mix und nie voll. Ist ja auch Nebensaison. Ich habe mir 30 Stunden Busfahrt gekauft – so ein FlexTicket und bummel sie ab. Ich kann bis zu zwei Stunden vorher die Fahrt stornieren und es ist günstig. Wenn du einen Van oder Auto gemietet oder gekauft hast, dann triffst du dich auch. Lediglich die Fahrt ist separat. Das ist kein geheimnisvolles, planloses Verschwinden in den Wäldern von Neuseeland bei den Hobbitsen. Das kann mir keiner mehr erzählen. Alles erschlossen und organisiert. Und das auch sehr akribisch von der Regierung. Tach, wir sehen uns in der nächsten Stadt. Die Person, die in Greymouth noch über mir geschlafen hat – sehe ich in Franz Josef in der Hotelküche. Sie ist mit dem Auto unterwegs. Meine Fahrt mit dem Linienbus war ein Traum. 5 Stunden gaffen und dazu Fakten zur Natur vom Busfahrer. Man reist parallel oder sieht sich an Knotenpunkten. Ja, es gibt noch ein paar Routen, die der Bus nicht ansteuert, aber letztendlich treffen sich alle in den nächstgrößeren Orten, um zu übernachten, Treibstoff zu tanken und um Nahrung zu besorgen. Oder halt die Aktivitäten zu buchen. Kajak, Helikopter, Rafting … Da sind wir alle Zielgruppe. 

Im Hostelzimmer spaltet sich die Meinung und die erste Frage lautet nicht mehr, woher man kommt, sondern ob man mit dem Auto oder dem Bus reist. Ich kann diese Gespräche nicht mehr. Nicht, dass ich von den Menschen genervt bin. Ich bin ja freiwillig hier. Aber ich führe diese Dialoge seit 6 Monaten. Die Reisenden mit Plan und ohne. Ich habe aber immer noch Spaß daran, die verschiedenen Konzepte anzuhören und zu beobachten. 7 Tage auf der Südinsel mit dem Auto. Traum. Da kannst du ja mal so richtig entspannen und die Natur genießen. Für 10 Tage ein Auto gemietet, aber hasst das Autofahren und weiß nicht wohin. Fahr doch einfach los. 3 Tage vor Abfahrt keine gute Laune, denn sie will das gar nicht. Aber warum hast du dir dann ein Auto gemietet? Na, wenn ich schon mal hier bin. Aber dir geht es ja nicht gut?! Das muss man sehen! Warum. Weil du es schön findest. Lasst mich in Ruhe! Eine bleibt an jedem Ort eine Nacht? Häh? Mir kommt dieses Land wie eine Urlaubsinsel vor, wo man am Startpunkt eine Checkliste bekommt und dann die Orte abklappert und ein Häkchen macht. Ich habe per WhatsApp Kontakt mit einer jungen Person aus Hamburg. Wir haben uns in Rotorua kennengelernt. Wir haben ja fast nebeneinander geschlafen. Da fehlten nur 15 Zentimeter. Wir haben uns verabredet, um uns unterwegs Hosteltipps zu geben. Sie ist jung und will Leute kennenlernen und sich austauschen und ich nicht. Ich bevorzuge die ruhigen Hostels. Das läuft so ab per WhatsApp: Wo du bist? Gut dort? Welches Hostel? Wo fährst du als nächstes hin?  – Wanaka! Ja, lohnt sich! Hostel XY, aber dir vielleicht zu bussy und jung. Franz Josef.

Die Städte von Neuseeland kann ich mittlerweile alle von Norden nach Süden aufsagen. Weil die Orte, wo man schon war oder noch hin will, Dauerthema sind. Ich weiß welche Personen mich das abfragen werden, wenn wir das nächste Mal wieder live sprechen.

Wo halten? Was gibt es dort? Gibt es noch einen Sitzplatz? Wird es dort regnen?

Meine Zimmernachbarin aus Greymouth ist, wie ich, seit 6 Monaten unterwegs und schaut halt mal vorbei. Ach, eine, die mich versteht. Sie hat aber alles in Thailand vorab gebucht. Auf die Karte getippt und alles ist fix. Egal bei welchem Wetter und ohne Ahnung, was es in diesem Ort gibt. Okay. Aber es ist halt eine andere Perspektive. Wir schauen vorbei. Ist auf dem Weg unserer Reise. Und dann gibt es diejenigen, die seit 1945 davon träumen und deren Hingabe an das Frühstück und die Orte ist ganz anders. Ich bleibe bei meinem Konzept. Fokus Wandern und verkürzen oder verlängern, je nach Wetter. Und wenn ich keinen Bock mehr habe, dann hau ich ab. Also in ein anderes Land. Aber die Berge und Gletscher zieh ich mir noch rein. Und es ist auch ein bisschen Routine reingekommen. Ankommen. Wanderklamotten anziehen und los. Und nächster Ort. Bushwalk. Hügel. Berg. Meer. See. Bach. Fluss. Palmen. Kanufahren. Wasserfall. Nationalpark. Vogel. Regen. Sonne. Schlamm. Ach, schon schön! Und so läuft das auch sehr gut. Neuseeland ist Natur. Janz viel. Unendlich. Keine Menschen. Ich verstehe die Faszination schon. Und ich kann wandern. Ich liebe es. Ich entdecke es für mich. 2023 (?) in Nordirland …da bin ich noch in Birkenstocks und Baumwolle 26 km den Küstenwanderweg gelaufen. Und ich habe die Funktionsmausis alle belächelt. Ich habe geahnt, dass es clever ist, atmungsaktive Klamotten zu tragen. Und jetzt seht mich an. Meinungen können sich ändern. Schön. 

Ich habe ja in Wanderschuhe investiert. Bereue es so gar nicht. Haben jetzt schon knapp 80 km hinter sich und ich habe noch viel auf der Südinsel vor mir. Meine erste fette Blase, die ich betreut habe. Stolz. Ein zweites Paar Wandersocken zur Sicherheit gekauft und immer dabei. Denn ich bin schon unfreiwillig durch Wasser gelaufen. Jesus kann das ja nicht passieren. Und ich bin die Cinderella von Neuseeland. Ich sehe einen Vogel auf meinen Wanderungen und bleibe stehen und unterhalte mich mit ihm. Ob er will oder nicht. Alle Tiere, also die, die leben, nenne ich Pupsy. Ich habe auch schon Rehbeine am Wegesrand gesehen. Ein aufgeschwemmte Seekuh oder Hirsch am Ufer. Ich erspare euch das Foto. Gerne auf Anfrage.

Und dann hab ich mich in einem Fachgeschäft mal schlau gemacht. Denn mir ist aufgefallen, dass die Einheimischen anders angezogen sind, wenn sie wandern. Freizeitkleidung, wie die Kanadier und Australier. Kurze Hose und Schlappen. So prinzipiell. Hier noch eine Fleeceweste drüber. Winter is coming. Ich meine aber beim Wandern. Merinowolle Leggings oder Thermo-Irgendwas und dann eine kurze Hose drüber. Denn so kalt wird es nicht. Ja, klar, auf 2000 Metern schon. Aber diese typischen Wanderhosen sind so ein Ding aus Europa, erklärt mir der junge Verkäufer. Das Wetter wechselt so schnell hier in Neuseeland, dass du anders denkst. Und ich mache mit. Ich also mit Merinowolle Leggings unter meiner kurzen Funktionshose in Altrosa (!!), Sonnenshirt mit Weste, Wanderstöcken unterwegs. Und ja, es ist so genau richtig. Nicht zu kalt und nicht zu warm. Clever. Und Regenzeugs griffbereit. Denn dann muss es schnell gehen. An der Westküste kannst du an einem Tag alle vier Jahreszeiten erleben. So wahr! Und der Wind. Was hier los ist. Ich starte im Norden und auf der Südinsel gegen den Uhrzeigersinn. Ich bin total kreativ. Die meisten reisen im Uhrzeigersinn. Ach, ist das alles aufregend. Auckland, Tauranga, Rotorua und Taupo hab ich schon hinter mir. Weiter geht’s …

Bulls: Hier wollte ich einen kurze Pause einlegen und habe mir ein Einzelzimmer in einer Lodge gegönnt. Dann wollte ich in den Nationalpark und auf einen Vulkan wandern. Dazu musste ich hier einen Stopp einlegen und wollte dann nochmal kurz in den Norden. Manchmal musst du einen Umweg mit dem Bus fahren. Zickzack. Aber ich habe ja Zeit. Highway 4 hat ein riesiges Loch auf der Strecke, die ich gebucht habe, teilte mir das Busunternehmen am Telefon mit. Die Strecke ist bis Ostern gesperrt. Okay, dann fahre ich in den Süden und storniere diese Fahrt. Aber erstmal Bulls. Was haben wir denn hier? 2210 Einwohner. Die öffentliche Bibliothek sticht total heraus. Neubau. Da gehe ich natürlich vorbei. Hier wurde richtig investiert. Dachterrasse mit Blick auf die viel befahrene Hauptverkehrsstraße. Viehwagen. Großtransporte. Trucks. Man braucht bis zu 10 Minuten, um diese Straße als Fußgänger zu überqueren. Keine Ampel. Eine Frechheit. Kinder warten dort ewig und rennen dann ungeduldig rüber. Jetzt 2209 Einwohner. Es schwankt stündlich. Oder täglich. Kinder werden ja auch geboren. Aber nicht dort. Kein Krankenhaus. Also verlieren sie an dieser Straße ohne Ampel regelmäßig Einwohner. Viele sind barfuß unterwegs. In Australien und Neuseeland sind viele barfuß unterwegs. Ist einfach so. Also nicht in den Großstädten. 

Die Bibliothek kann man kostenlos nutzen. Also auch ausleihen. Aber es kommen keine neuen Anmeldungen rein. Die zwei Damen an der Infotheke erzählen mir alles. Endlich kommt mal jemand vorbei. Und das ist Frau Klamm. Der Supermarkt und die Cafés machen um 17 Uhr zu. Irre. Es ist so ruhig, wenn ich im Bett liege …gruselig. Die Lodge liegt wenige Minuten vom ‘Stadtzentrum’. Da ist nichts. Ich decke mich mit Essen ein und suchte meine Lieblingsserie. Weiße und saubere Bettwäsche. Ein Zimmer für mich. Das Paradies. Ich mache drei Tage nichts. 

Ich warte am Abreisetag in der Bibliothek, bis der Bus bis nach Wellington mich abholt. In den Bus steigt mit mir eine Frau, die betrunken ist und gerade Gras geraucht hat. Ich bin gespannt und ja, es war anstrengend. Der Busfahrer ist einmal rangefahren und bat sie mit raus. Ansage. Hat nichts genützt. Aber wir haben es überlebt. Sie war nur laut. Und hat Whitney Houston Hits geschmettert. Nur hatte sie keiner darum gebeten. 

Wellington:

Heute in Richtung Hauptstadt. 413.000 Einwohner. Ich checke in das Hostel ein und ich sterbe innerlich. Grenze erreicht. Toppt das Hostel am Bondi Beach, Australien. Ich dachte, dass das nicht möglich ist. Das Tragische daran ist aber, dass dieses Gebäude definitiv denkmalgeschützt ist und einmal ein richtig schickes Hotel aus den 30er war. Die Fenster. Der Stuck. Der Boden. Alles schreit nach Art Deco. Wenn man sich den Uringeruch in den Fluren, die Dreckkrusten überall, den Schimmel wegdenkt – dann sieht man den Ballsaal, der jetzt die Lounge ist, vor sich. Hier muss was abgegangen sein. Feste. Outfits. Konzerte. Sexuelle Übergriffe. Was diese Zeit halt so hergibt. 9 EUR die Nacht. Ich beschreibe euch nicht das Laken und auch nicht den Rest. Wahnsinn. Bisher kein Herpes, keine Bettwanzen oder einen Pilz eingefangen. Respekt, Frau Klamm. Jesus mischt sich in meine Reisepläne. Er musste einmal sterben und auferstehen und nun feiern wir das jedes Jahr. Es langweilt mich so hart. Bitte schafft das ab!!! Tote Hose in der Hauptstadt von Neuseeland wegen Jesus. Auf die Asiaten kann man sich verlassen – Ramen. Aber nicht so gut, wie in Japan. Aber immerhin gesund und ich biege nicht bei dem dicken gelben M ab. Ich suche mir Natur am Stadtrand raus. Ich wandere eine Route. Das Wetter ist top und danach bin ich wieder selig. Blick auf die Stadt, die Jesus heute mit geschlossenen Geschäften ehrt. Frohe Ostern, Neuseeland. Dem Papst war das dann auch zu viel. Auch tot. Aber der erwacht jetzt nicht, oder?! Dann noch das Nationalmuseum. Hat Ostern auf! Alle Einheimischen sind in diesem Museum. Auch barfuß. ANZAC-Day steht bald an und dazu gab es eine beeindruckende Sonderausstellung: The Scale of Our War. Die ist so gut besucht. Die Ausstellung bleibt bis 2035. Okay, verstehe ich. Danach einen Abstecher nach Cuba. Das Prenzl’Berg von Wellington. Aber cooler. So divers. Keine Trends. Keine Uniformen. Jede*r (!!) trägt, was gefällt. Kein Hang zu einem Outfit, was gerade alle tragen. So angenehm für die Augen. Einfach Menschen, die sich für das Geschlecht entscheiden, was sie gerne leben möchten und tragen das, was ihnen gefällt. Das ist sehr auffällig in Wellington. Ich kann mich nicht satt sehen und beobachte das 3 Stunden bei einem Tee im Café. Um diese Erfahrung nicht zu zerstören, habe ich die mehrdimensionale Diskriminierung und generell die Fakten über Wellington zu diesem Thema nicht recherchiert. Ich will jetzt keine Realität darüber. Sondern mich der Zukunft hingeben – so soll es gelebt werden und so soll es überall aussehen. Dagegen ist Berlin Ballermann. Schwach.

Ich reise früher ab und lasse die drei Tage im Drecksloch-Hostel am Bahnhof verfallen. Ich muss um 7 Uhr am Gleis 10 am Bahnhof sein. Der Shuttle, der von dem Fährunternehmen zur Verfügung gestellt wird, holt uns ab. Zu Fuß zu gefährlich. Auch barfuß. Nett. Ab nach Nelson, auf die Südinsel. Ich stehe am Gleis, pünktlich. Die nennen das hier Gleis, obwohl auch Busse dich am Bahnhof abholen. Ich gehe da jetzt nicht weiter drauf ein. Man kann auch Plattform schreiben. Das geht für alle Transportmittel. Boah, ihr seid aber auch pingelig. Ich bin nicht zu früh. Das habe ich mir ja abgewöhnt. Und jetzt geht’s los. Die Jugend von gestern. Sie war feiern. Eine betrunkene und schon mit Blut besudelte Jugendgruppe provoziert eine junge Frau hart. Ich muss an ihr vorbei und ich muss auch an den Jungs vorbeigehen. Ich schaue dem Anführer in die Augen und zucke nicht zusammen, als er so tut, als würde er mir die Faust ins Gesicht schlagen wollen. Boah, Junge! Nicht mit mir! Ich habe so viele Aggressionen aus meiner Vergangenheit, die ich noch auf Reserve habe. Du wirst nicht überleben. Und genau das strahle ich aus. Ruhe im Karton! Die Jungs machen einen Abgang, sind aber weiter laut und steigen in den Ersatzbus, der die Kinder in die C-Zone von Wellington bringen soll. Jetzt wird der Busfahrer angegriffen. Jetzt geht’s ab. Ein Passagier handelt und rammt den Anführer zu Boden. Bullen werden gerufen. Alkohol macht’s einfach möglich. Die Bullen kommen innerhalb von Sekunden. Ok, wow. Na gut, Bahnhofsviertel. Neuseeland hat die gleichen Probleme wie andere Städte auch. Ich zeige dem Polizisten hinter dem Steuer die Richtung, wo die Bösen hingerannt sind. U-Turn at it’s best. Geschnappt. Der blutende Busfahrer kommt mir entgegen und sagt trocken und augenrollend, Britten halt: Sunday Morning! Ich habe laut gelacht. Sehr laut! Davon ist Jesus vielleicht dieses Jahr aufgewacht. Frohe Ostern.

Dann kann es weitergehen, bitte. Danke. 5 Minuten Fahrt zur Fähre. Wir werden eingecheckt. Alles wie am Fließband. Ich konnte diese Überfahrt auch mit meinem FlexTicket der Buslinie kaufen. Alles ist richtig durchdacht und organisiert. Vor 4 Monaten bin ich fast verzweifelt, ein Zugticket in Japan zu kaufen und hier wird dir alles serviert. Nix Abenteuer Neuseeland. Das ist ein Pauschalurlaub getarnt als Roadtrip, wo man alles selbst organisieren muss. Ne, ne!  Du entscheidest über deine Nahrung und die Richtung. Alles andere wird serviert. Wir haben immer noch Ostern und die Fahrzeuge, die auf die Fähre fahren, werden von zwei Osterhasen und einem Osterei begrüßt. Menschen in Kostümen. Wie süß ist das denn bitte. Sie tanzen und winken sich blöde. Ich sehe es nur von weitem und bin entzückt und auch ein bissl neidisch.

Programm auf der Fähre. In Neuseeland wird dir viel geboten.

Riesenschiff. Ich aufs Deck. Gepäck musste man einchecken. Ich eingemurmelt mit meiner neuen Regenjacke. Bissl Regen, aber Sonne. #Regenbogengefahr. Zu 100% liefert Neuseeland ab. 3 Stunden Überfahrt. Ich höre Hörspiele. Dazu das Meer. Glücklich. Und auf einmal kommen uns hunderte Hector-Delfine entgegen. Wie fantastisch. Wie majestätisch. Es geht minutenlang. Unbeschreiblich.

Auch die Kühe gönnen sich die Südinsel! Der Fleisch und Milchkonsum ist hier extrem. Überall Schafe und Kühe. Ich habe meinen Fleischkonsum völlig eingestellt. Aber ein Schluck Milch für meinen English Breakfast Tea muss sein.

Ankunft in Picton. Gepäck abholen. Ich sage aus Spaß zu den wartenden Kindern mit den Eltern am Gepäckband am Hafen, dass ich wette, dass mein Rucksack als erstes rauskommt. Ratet mal! Ich gehe zu meinem Bus, der mich nach Nelson fährt. Durch die Berge. Einfach schön. 

Nelson: Ankunft Nelson. Immer noch Ostern. Dazu komme ich gleich gerne nochmal. Strömender Regen. Ich streife mir meine Regenhose und eine Regenjacke über. Und dann mit Rucksack hinten und vorne zum Hostel. Nur 9 Minuten zu Fuß. Ein YHA Hostel. In Australien meine Favoriten. Das hier war das sauberste Hostel, das ich in meiner Reisekarriere je gesehen habe. Wahnsinn. Als ob es heute eröffnet worden ist. Dafür einen passiv aggressiven Besitzer und schlecht gelauntes Personal. Man kann nicht alles haben. Ich checke, wie immer, am gleichen Tag den Supermarkt aus und die Angebote vor Ort. Routine. Wandern durch den Abel Tasmann Nationalpark – auf jeden Fall. Bibliothek. Wanderungen in der Umgebung. Markt. Hafen. Reicht. Jetzt brauche ich noch Nahrung. Es regnet und regnet. Alle Supermärkte zu. Jesus kann nicht nur Wasser in Wein verwandeln, sondern auch den Kapitalismus stoppen. Wir sind so stolz auf dich. Und wieder muss der Asiate alles ausbaden. Sushi. Naja, ich war in Japan. Ich kann das leider nur so arrogant sagen. Aber gesunde Nahrung. Ich schlage zu. Am nächsten Tag haben ein paar Geschäfte auf. Aber die Cafés nehmen einen 12%igen Aufschlag. Das war auch schon in Australien am Boxing-Day so. Ich ziehe die Karte für ein Frühstück durch. Konnte ja nichts einkaufen.

Dann in das Museum, was nur an Feiertagen so voll ist. Die Einwohner wissen auch nicht wohin, wenn es regnet und man nicht shoppen gehen kann. Ich werde an diesem Tag noch sehr lange wandern und durchnässt im Hostel ankommen. Der Fluss im Ort ist eigentlich türkis, aber durch den Regen kackbraun. 

Zwei Tage später werde ich um 7 Uhr morgens von einem Shuttle abgeholt, denn der Abel Tasman Nationalpark ist 40 Minuten mit dem Auto von Nelson entfernt. Da werde ich heute wandern. Ich bin pünktlich am Treffpunkt. Na gut, ein bisschen zu früh heute. Denn ich hatte Angst zu verschlafen. Und vorher ein bisschen frische Luft. Ich sehe meinen Shuttle. Ich bin ja Busse gewohnt. Aber, na? Genau! Nebensaison. Ein Kleinwagen. Und ein älterer Mann steigt aus. Good Morning! Wir holen noch eine weitere Person ab und das war’s. Wir haben von einem Einheimischen die Geschichte von dem Ort Nelson und Umgebung erzählt bekommen. Unbezahlbar. Rote Kiwis wurden offiziell im Jahr 2025 zum ersten Mal zum Export freigegeben. Vielleicht seht ihr sie bei eurem nächsten Einkauf im Supermarkt. Tabak (Das war mal!), Früchte und Wein (Alles Einwanderer!) finanzieren diese Region. Seine Frau wird uns nachher abholen. Sie verdienen sich was zur Rente dazu. Sie haben nur am Christmas Day frei. Nicht mal an Ostern. Jesus ist doch umsonst gestorben und auferstanden. Nix kann er. 

Um im Abel Tasmann Nationalpark an der Küste zu wandern, muss man sich ein Wassertaxi buchen. Die halten an den Stränden und du steigst ein oder aus. Und die bieten auch Abholungen aus Nelson an. Es wird definitiv an Touristen gedacht, die kein Auto haben. Sehr sympathisch. Wir checken am Infostand ein. Und warten dann am Strand auf unser Taxi. Alles organisiert. Es gibt mehrere Routen, wo man sich etwas aussucht. Ich wähle die lange Route. Für 2 Stunden wandern komm ich hier nicht extra her. Und dann hast du eine bestimmte Zeit, bis das Taxi dich an der gebuchten Abholstation wieder einsammelt. Viele wandern diesen Wanderweg an der Küste auch einmal durch. Dafür braucht man 3 Tage. Dafür meldet man sich bei der zuständigen Behörde, die die Nationalparks verwaltet und dann geht’s los. Toiletten und Hütten stehen zur Verfügung. Alles organisiert. Alles. Bissl wie bei der Truman Show alles. Manchmal. Mein erste Station in Neuseeland war am Strand von Mount Maunganui (Googelt mal!!!) und ich lag auf meinem Surfbrett und dachte nur, als ich die Natur verträumt anstarrte: Das kann nicht echt sein! Ja, das kann Neuseeland. Ich warte noch, dass die Kulissen einstürzen. Ich werde mit dem Taxi abgesetzt. Schuhe aus, durch das Wasser und dann war das Taxi auch schon weg. Jetzt erstmal wieder trocken in die Schuhe. Jetzt stehen 4 Stunden Wanderung an. Und ich muss pünktlich am verabredeten Ort sein, sonst muss ich dort übernachten. Kein Bock. Kein WLAN und kaum Empfang. Ich stehe am Start des Wanderweges. Eine Karte. Na toll, die hat noch James Cook damals per Hand gezeichnet. Ist das hier ein Museum? Ich brauche was lesbares. Ich mit meinem Supertalent Orientierung werde verrecken. Ich quatsche ungeniert das Pärchen (Ü45!) neben mir an. Ausgerüstet mit Wanderstöcken und Rucksack. Schick. Man klärt mich auf. Ich muss bis Bark Bay und dort noch ein bisschen weiter. Wie? Mein Strand, wo ich abgeholt werde, ist nicht ausgezeichnet. Hab ich das verdient. Das Pärchen wird gleich vom Wassertaxi abgeholt und startet dort, wo ich abgeholt werde. Wir verabschieden uns und verabreden uns bei der Hälfte der Strecke. Es ist so schön! Es ist schwül. Es hat die letzten Tage hier geregnet. Der Regenwald schwitzt nach. Alles ist rutschig und nass. Es gibt ein Luxushotel im Regenwald, wo man sich einquartieren kann. Ich mache weiter auf Rucksacktouristin und gehe am Strand entlang – der offizielle Wanderweg. Und dann wieder über rutschige Wurzeln. Bergauf. Ich keuche. Es kommen mir Menschen entgegen, die diesen Weg mit ihrem Reiserucksack machen. 3 Tage. Auf keinen Fall. Keiner lacht. Eine japanische Familie mit Sneacker und Jeans fragt mich, was sie noch erwartet. Leute, ja – es ist ein Touriangebot und man bucht es einfach und schnell. Aber es ist verdammt nochmal wandern und nicht spazieren. Halbzeit und ich treffe, wie verabredet, das Pärchen aus den Niederlanden. Ein kurzer Plausch. Sie hat ein Sabbatical genommen und ist Bibliothekarin. Sie strahlt. Beste Entscheidung ihres Lebens, sich diese Auszeit zu nehmen. I Feel You! Wir wünschen uns noch ein gesundes und schönes Leben. Sie haben sich das Luxushotel im Nationalpark gegönnt. Gut so! Jetzt sehe ich nur noch Copy Paste. Strand. Strand. Immer noch schön. Aber das 3 Tage. Nö. Jetzt muss ich den Abholort finden. Nix ausgeschildert. Na da habe ich mir aber wieder mal was ausgesucht. Ich frage mich durch. Ich begegne zwei Gruppen. Eine Frau hat den Namen auf einem Schild irgendwo, glaubt sie, gelesen. Immerhin. Ich laufe noch eine Stunde und ein kleine Abzweigung bringt mich zu einem 15 Meter breiten Strand. Es warten auch schon andere. Ich bin fertig. 12km. Die Hitze und der nasse Boden. Da muss man ufpasse und sich konzentrieren.

Ich schlender in Nelson noch auf dem Markt am Samstag bei Sonnenschein und gönne mir ein Kimchi-Käse-Sandwich. Getoastet. Ein paar schöne Dinge gibt es schon. Möbel und Klamotten, aber ich kann nichts kaufen. Ich habe keinen Platz. Ich bin mit einer Deutschen unterwegs, die sich diese Reise von einer Abfindung und nach einer Scheidung gönnt. Sie ist sehr auf Geld fixiert. Jeder Cent wird umgedreht. Ist ok und wichtig. Aber nicht nach jedem Einkauf und bei jeder Recherche zum Thema machen. Es nervt. Wir gehen noch in ein 2. Hand-Shop und bleiben erschöpft von unserer Reise – wir sind beide seit 6 Monaten unterwegs! – auf den Möbeln sitzen. Mindestens 30 Minuten. Ich versuche mehrmals eine Bestellung für ein English Breakfast aufzugeben und werde dann wieder daran erinnert, dass das ja ein 2. Hand-Möbelgeschäft ist. Ist ja gut, wir gehen ja schon. Bissl Berlin-Feeling. Ladengeschäft mit alten Möbeln und schlechter Service. Meine Begleitung geht weiter shoppen, ich biege in die Bibliothek ab und widme mich den neuen Klatschblättern aus UK. Meghan kriegt einfach nicht die Kurve – Haters gonna hate!

Abfahrt Nelson in die Berge zum Gletscher. 7 Uhr Morgens. Ich erwarte einen schönen großen warmen Bus und es kommt ein kleiner Van und Gepäckanhänger. Der Busfahrer ist aber Zucker! Ich erste Reihe mit Blick auf alles. Serpentine und ein irren Ausblick auf die Westküste. Wie schön du bist, Neuseeland! Endlose Weiten. Wir machen eine lange Pause bei den Pancake Rocks. Bus fahren ist absolut kein Stress in Neuseeland. Genügend Pausen mit durchdachtem Programm. Ich mag das!

Nächste Zwischenstationen, bevor es in die richtigen Berge geht, Greymouth und dann Franz Josef. Ich werde berichten. Jetzt erstmal ein Tee und ein Carrot Cake. Sucht.