Wer hätte das gedacht? Ich auf jeden Fall nicht. Städte reizen mich sowas von gar nicht mehr. In Kanada hab ich das schon gefühlt. Brüssel war die letzte Station, wo ich keinen Bock mehr hatte. Jetzt bin ich in Adelaide, South Australia. Also eine Metropole ist das nicht, aber auch nicht Alice Springs. Ich kenne mich schon sehr gut. Ich werde dann zickig und zu emotional, wenn ich was nicht will. Aber ich habe das jetzt zig Mal auf der Reise durch und mittlerweile hab ich es unter Kontrolle. Ich bin Waage. Erstmal ablehnen und kacke finden. Und dann das beste draus machen. Hat ja nur 42 Jahre gedauert. Also, Adelaide …Ankunft Flughafen. Alles klein und überschaubar. Erstmal ein English Breakfast Tea …das ist schon ein Ritual. Nicht gleich panisch eine Lösung finden, um zum Hostel zu kommen. So bin ich auch in Seoul gestartet. Ich frage an der Infotheke, ob es einen Bus gibt und wo er abfährt. Ich bekomme sogar erklärt, wie ich im Bus bezahlen kann oder muss. Danke, dich sollte man in Japan einstellen. Das war dort eine Herausforderung. In jedem Bus anders. Vorne vor der Fahrt, beim Aussteigen vorne oder hinten nochmal seine Karte ranhalten. Hier ist es einfach. Visa Karte an das gelbe Ding halten. Fertig. Gutes Briefing. Ich schleppe in praller Sonne meinen Rucksack und mich zur Haltestelle. Pünktlich. Visa Karte regelt. 33 Minuten Fahrt. Wieder erstmal durch Lichterfelde Süd. Definitiv eine Stadt. Aber kein Bock, so gar nicht. Hat mich das Landleben oder besser das Wüstenleben so verändert. Das muss ich nochmal analysieren. Ich starte jetzt schon damit, mich zu beruhigen. Jetzt nicht reinsteigern. Alles ist gut. Du wirst deine Zeit hier genießen. Jaaaaa, aber wie??? Beruhige dich. Ja! Ich versuch’s. So groß ist Adelaide nicht, 3 Minuten zu Fuß und ich checke ein. Ein riesen Gebäude. Immer der gleiche Ablauf. Wertsachen wegschließen. Wenn das Gepäck noch in das Schließfach passt, noch besser. Klos, Duschen, Küche und Lounge abchecken. Alles groß. Super. Alle jung und nur wenige Ü40 wohnen hier. Ich höre viel Französisch. Jetzt einmal um den Block und Nahrung besorgen. Um euch die Größe des Hostels klarzumachen. Von den 2 Meter hohen Kühlschränken gibt es 15 in der Küche. Überall baumelt ein Namensschild mit Abreisedatum dran. Wenn nicht, dann wird es Free-Food, wenn die Kühlschränke vom Hostelpersonal jeden Tag geprüft werden.
Und da haben wir es. Eine Einkaufsstraße. H&M, Kmart (Primark von Australien) und anderer Rotz. Ich bin ruhig. Glückwunsch. Nicht (mehr) meine Welt. Aber es ist OK. Ziel ist der Supermarkt. Aber auch kurz mal hier die Gewohnheiten und Fußgängerzone erleben. So viele Menschen habe ich in den letzten 3 Wochen nicht mehr gesehen. Drogensüchtige, Wohnungslose, Jesusprädiger … Konsumverrückte …alles normal also.
Vor dem Hostel treffe ich eine Französin. Sie arbeitet in den Minen. Sie hat gerade ihren Van verkauft und bald geht’s nach Neuseeland. Sie ist bei Eltern aufgewachsen, die im Bus gelebt haben. 26. Alte Seele. Kaum zu vergleichen mit Gleichaltrigen in der Küche. Habt ihr schon mal 20-jährige Nudeln kochen sehen, die das noch nie gemacht haben? Oder besser noch nie zu Hause machen mussten. Das ist kaum auszuhalten. Ich entscheide mich mit der Kein Bock auf Stadt-Stimmung ins Bett zu gehen und mir einen Plan zu machen. Ich habe 4 Nächte gebucht. Eines steht fest, länger bleibe ich nicht. Aber wohin danach? Und wie fülle ich die 3 Tage? Museum. Check. Museum. Jup. Bibliothek. Einmal wandern, wenn mir bei 34° danach ist. Vielleicht zum Hafen und zum Strand. Es kommt eh alles anders. Aber mehr ist hier auch nicht. Das Nachtleben und Bars in den Gebäuden von 2013 machen mich gar nicht an.
Ich lege mich noch mit einer richtig dummen und unsympathischen deutschen Kackbratze in meinem Zimmer an. Ihr Gesicht hättet ihr sehen sollen, als ich sie mit knallhartem Frau Klamm-Deutsch angemacht habe. PMS Is Coming? Dir sieht man Deutsch an, Fräulein – auch wenn du in Oxford studiert hast. Egal, ich mag sie nicht. Sie reist morgen früh ab und davon haben wir alle hier im Zimmer was. Das verkneife ich mir laut zu sagen. Blöde Arschlochkuh. Ahhhhh …
Ich schlafe oben im Bett und es ist jedes Mal ein Pilateskurs, um aufs Klo zu gehen. Da ich fit bin und mir seit 4 Monaten mein Rücken keine Zicken macht …sehe ich dabei sehr galant aus. Nein, ihr bekommt davon kein Video. Nur gegen Geld. 300$ pro Minute. Es lohnt sich, greift zu!
Tag 1 Adelaide. Der Anreisetag gilt nie. 10:30 Uhr Richtung Museum. Timing. Um 11 Uhr startet eine Tour. Darf ja nicht auf die Idee kommen, keine Touren mehr zu besuchen. Art Gallery of South Australia. Wer hat das kuratiert? Alles ist wild gemixt. Biedermeier neben Aborininal-Kunst. Dann Lady Gaga und bissl Renaissance. Und alles Overload. Neu für mich. Aber hat was. Man verarbeitet ganz anders. Natürlich wird klar, dass die Weißen das Land für sich eingenommen haben. Eine Deutsche Wand. Utensilien aus Brandenburg und Hamburg. Witzig. Wenn dazu informiert wird, schaut der Guide natürlich zu mir rüber. Wir haben uns natürlich vor Tourstart alle vorgestellt. Australien-Style. Ich steh’ drauf. Nach 1h werden wir entlassen. Ich schlender nochmal durch und ein Kind rennt durch die Räume und berührt bewusst die Kunstwerke. Ein Arschlochkind aus Asien. Jetzt wird aber ein Wachmann aus Australien auch mal streng. Die Mutter tut so, als ob sie es missbilligt, aber versucht gleichzeitig Fotos von ihrem Sohn mit der Kunst zu machen. Boah seid ihr unsympathisch. Bitte geht mir aus dem Weg. Und das Kind bitte aufs Internat nach Nordkorea. PMS ist definitiv coming.
Und jetzt eigentlich das Highlight. Das Museumskaffee. Bissl enttäuscht. Es ist ein Restaurant und so künstlich aufgetakelt. Genau das, was ich nicht mag. Ich bleibe trotzdem. Ich haue rein. Einmal alles. Happy. Und genau dazu sind Städte da. Aber für mehr zurzeit für mich aber nicht. Ich bummel zur Nationalbibliothek. Gleich nebenan. Alt- und Neubau zu verbinden ist gelungen. Ich chille in der alten Bibliothek und mache mir Gedanken, wo es nach den 4 Tagen hingeht. Ich weiß es nicht. Ich fühle gerade nichts. Vielleicht ist der Carrot Cake auch zu viel gewesen?! Autos, die zurückgeführt werden müssen, buchen …1$ am Tag. Pack ich das? Aber wohin? Der Zug Richtung Melbourne ist ausverkauft. Und kostet auch ab 1000$. Luxuszug. Der Greyhound Bus fährt nicht zwischen Adelaide und Melbourne. Australien, du machst es mir nicht einfach. Aber nicht nur die Planung, wohin es gehen soll, beschäftigt mich. Ich überlege jetzt auch, wie ich so weiterleben kann. Das war vor 4 Monaten noch kein Thema. Aber jetzt kann ich ja ohne Druck mal gucken, wie ich Geld verdienen kann. Ich bin als Kleinunternehmerin angemeldet. Kann Rechnungen schreiben. Australische Firmen darf ich, wenn ich in Australien bleibe, nicht haben. Grob eingelesen. Aber für was stelle ich Rechnungen? Wenn ich ehrlich bin, will ich vom Schreiben leben. Eine von vielen, ich weiß. Die Süddeutsche oder TravelBook von Axel hat sich noch nicht bei mir gemeldet. Muss ich aktiv werden? Aber das wird Thema sein die nächsten Wochen: Wie kann ich meinen Lebensunterhalt bestreiten, um so zu leben und zu reisen. Ich habe zurzeit kein Druck, weil ich noch FUCK YOU-Money habe. Aber bis das nicht mehr existiert, will ich nicht warten. Also hier schon einmal der Hinweis: Ich suche einen Job. Kein Rotz. Ihr kennt mich und wisst, worin ich gut bin und wie faul ich bin oder geworden bin. Meldet euch und empfiehlt mich weiter.
Zukunft, ich komme. Freue mich drauf.