18:30 Uhr. Date mit einem Kumpel. Er kommt zu spät. Ok. Bier am Späti. Kippe und warten. Is ja nur arschkalt. Brauche 5 Minuten, um zu begreifen, dass dieser Ort meine Vergangenheit ist. Jede*r Berliner*in kennt das Matrix aus den späten 90er?! Abhängen. Trinken. Was hat damals eigentlich der Eintritt gekostet? 5 DM? Mit 16 sich für den Abend ufbrezel – was immer das Ende der 90er bedeutete?! Baggyjeans. Adidas Superstars und Adidas Trainingsjacke. So und nicht anders muss es bei mir gewesen sein. Ich hatte aber auch andere Phasen, aber das Oversize hat sich einfach durchgesetzt. Kommt hin. Dutt. Mascara und los geht’s. Haben wir schon gesoffen. Bestimmt. Aber was?! Nen Bier wie heute? Niemals. Ich erinnere mich: Billigvodka und die billige RedBull Variante aus dem Discounter. Ich kann es jetzt noch riechen. Ekelig. Es gab den Hip Hop Floor und den Raum, wo die Foo Fighters liefen. Under The Bridge. Kurze Recherche. Der Song kam schon 1991 raus. Also haben wir damals schon die ‚alten‘ Songs gehört? Oder waren das die Rausschmeißersongs?
Ich war verknallt. Felix, 23. Ich, 16. Ach, fand ich den toll. 2018 auf tinder wiederentdeckt. Immernoch toll. Ich habe sogar nach seiner Nummer gefragt – und jetzt kommt’s – nach seiner FESTNETZNUMMER! Wir hatten sogar ein Date und sind dann für einen Abend in den damals totalen coolen Club Madow in der Pariser Str. Ach, waren wir cool. Ins 90 Grad hab ich es nie geschafft. Da kam man nicht mit Superstars rein. Geschadet hat es mir nicht.
Jetzt stehe ich hier 25 Jahre später und freue mich, dass ich ohne ‚Ach ich wäre gerne wieder jünger!‘- Gedanken an diesem legendären Ort stehen und warten kann. Ein Lächeln und keine Spur von Wehmut. Das ist Ziel. Es gibt viele in meinem Alter, die der Vergangenheit nachtrauern und nicht loslassen können. Dann bist du aber och vom Weg abgekommen, oder?! Warum trauerst du der Vergangenheit nach? Was fehlt dir jetzt? Geh dem bitte auf den Grund, sonst wirst du unglücklich(er)! Danke.
Ich weiß, dass ich mehr hätte ausprobieren können …mutiger hätte sein können. In der Liebe und in der Zeit, wo man sich fragt, was man in seinem Leben machen will. Aber ich musste überleben. Finanziell und emotional und ich habe dafür gesorgt, dass ich weiterkomme. Und jetzt mit 41 bin ich mir meiner Möglichkeiten und das es Sicherheit nicht gibt bewusster. Also weiter geht’s.
Mein Kumpel kommt aus der überfüllten U-Bahn und ich freue mich auf den Abend. Mit einem Wegebier, Kippe, einem guten Freund an meiner Seite. Auf zu Ricky Gervais in der Mercedes-Benz Arena.
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