Ganz anderer Vibe in den Hostels. Team Neuseeland. Kein Vergleich zu Australien. Ja, es gibt immer Leute wie mich, die beides machen. Aber es wird klar, dass es eine Zielgruppe gibt, die Neuseeland erleben will. Und die, die eher an Australien interessiert sind. Hier herrscht so eine Ernsthaftigkeit. Als ob Neuseeland ernster oder seriöser als Australien ist. Ja, irgendwie so. Mein Empfinden. Also, die Backpacker in Neuseeland lesen Goethe und die in Australien hören Shirin David? Oder was? Dann gibt es Team #öffentlicheVerkehrsmittel und #eigenesAutooderVan. Und was mich so hart nervt sind Sätze, wie: ‘Da und dort ist der schönste Ausblick von die Welt und Neuseeland!’ Boah, um diese Menschen mache ich gleich einen Bogen. Genau, wie viele Ausblicke hattest du denn schon du dummer hohler Nusskuchen. Geh mir aus der Sonne! Dann sag doch wenigsten: ‚Also für mich war das ein schöner Ausblick!‘ Alle verspüren Druck, nicht genug von Neuseeland gesehen zu haben. Aus dieser Spirale bin ich jetzt raus. Keine Chance mehr. Und Neuseeland hat Natur ohne Ende, aber wir bleiben jetze mal alle entspannt. Kanada hat auch Natur, Brandenburg und Sachsen sowieso. Da haben wir wieder diese Sehnsucht nach der Ferne und dem Abenteuer? Nervt hart. Neuseeland wird auf so einen Sockel gestellt. DAS Reiseland. Blödsinn. Eines von vielen.
Ich kann zu Fuß zu den Redwoods – Nationalpark in Rotorua von meinem Hostel laufen und mache dann einen schönen Spaziergang. 3h. Auf dem Parkplatz stehen die Vans …komisch. Denn man kann diesen Wald auch 2h von einer anderen Seite anfahren und muss sich nicht die Menschenmassen (Naja, Massen sind es nicht! März/April! Nix los. Trotzdem Menschen.) antun. Aber nein, jetzt stehen hier die Selbstversorger doch bei ‘uns’. Es wird Gründe geben, aber wenn ich hier nicht sein muss, dann parke ich doch nicht hier?!

Und wieder Begegnungen, ob ich will oder nicht. 60 Zentimeter von mir entfernt schläft eine 19 jährige aus Hamburg. Und ein gleichaltriges Mädchen aus Cornwall im Bett keine 3 Meter entfernt. Ich nannte sie einfach ‘Meine Kinder’. Wir haben 72h Familie gespielt. 2 Monate, beide in Neuseeland und 100l Rucksäcke dabei. Was ist da drin? Die Maus aus Hamburg wurde bissl krank. Mutti Klamm macht Ansagen: ‚Trink Kind! Los jetzt!‚ Sie spurt und lacht. Gut. Sie meinte, dass das ihre Mutter jetzt auch gesagt hätte. Ich frage, ob sie Fieber hat oder wir messen sollen? Ne, alles schick. Wir begegnen uns im Zimmer, in der Küche und im Bad. Passen gegenseitig auf uns auf. Die Hamburgerin und ich verquatschen uns auf Deutsch. Wir liegen ja auch nur wenige Zentimeter auseinander. Wir können noch nicht schlafen. Sie erzählt mir von einem Typen aus Australien. Aha, na dann leg mal los. Wir reden, reden und reden. Dann kommt mein zweites Kind dazu und setzt sich auf das Bett der Hamburgerin. Also habe ich jetzt eine Pyjamaparty mit zwei 19 jährigen. Es geht um das Leben und die Liebe. Dann lerne ich neue Jugendworte …man klärt mich geduldig auf. Etwas ‘Ick!’ finden. Abneigung oder Ekel gegenüber etwas oder jemanden. Meist im Kontext Dating. Man erklärt mir das sehr geduldig. Aber es ist faszinierend. Ja, ich habe Berufserfahrung, Lebenserfahrung, vielleicht schon mehr Prinzipien oder auch mehr Gelassenheit gegenüber Problemen und Konflikten und habe bissl länger auf dieser Welt Zeit verbracht – aber nun sitzen wir hier mit über 20 Jahren Altersunterschied und es ist kein großer Unterschied. Wir lachen über die gleichen Dinge. Drei Frauen, die einfach eine gute Zeit haben wollen und genießen. Ich drängle mich dann zum Schluss doch nochmal als Mutti durch und sage zu der Hamburgerin, dass sie unbedingt Work & Travel machen soll. Sie meinte, dass dann aber die anderen schon das und das gemacht haben …ich unterbreche sie und betone überspitzt: ‘Ach ja! Die Anderen! Stimmt. Da muss man ja immer gucken, dass das auch genug Beachtung findet! Wäre ja nicht auszudenken, wenn man sein eigenes Ding macht. Wo kommen wir denn dahin!’ Sie lachte und dann wir beide. Sie hat verstanden! Das war eine schöne Zeit mit meinen Mädels. Um Mitternacht kam eine vierte Person in unser Zimmer und begrüßte uns nicht, ick!

Das Hostel in Rotorua hat viel Platz. Eine Lounge mit Tischen und einer kleinen Küche und ein Sofa für 10 Leute, ein fetter Screen und DVDs. Kaum einer chillt dort. Gut für mich. An einem Abend sitzt dann doch ein Pärchen und guckt ….Achtung! Klischee! Herr der Ringe. Ich mache es mir an einem Arbeitsplatz gemütlich. Tee und Carrot Cake. Und ziehe mir das nebenbei mit rein. Boah ist das langweilig und ein Rotz. Aber ja, dit is in Neuseeland. Aber eigentlich das Auenland? Oder waren das Hobbits? Oder sind das die Hobbits, die diesen Ring irgendwo hinschleppen. Endlich geht das Pärchen. Mag die nicht. Einfach so. Langweilig. Seht ihr, ich bin noch die alte Frau Klamm. Einfach jemanden kacke finden. Voll ok. Ich bin ja respektvoll und beleidige die beiden ja nicht. Aber mir würde viel einfallen. Das sind die Gene! Dann kommt ein junger Mann in die Lounge und versucht seit 10 Minuten eine DVD auszuwählen. Reicht mir jetze. Ich sage laut: ‚Mission Impossible!‘ Ich hatte schon gecheckt, ob es meinen Tom in dieser Sammlung gibt. Er legt eine DVD ein und es ist der erste Teil mit Tom Cruise. Mich hält nichts mehr an meinem Laptop und ich setze mich mit auf das Sofa. Bei Tom muss ich mit dabei sein. Also gucke ich mit einem Fremden Mission Impossible I aus dem Jahr 1996. Er ist bestimmt nicht vor 2005 geboren. Irre. Er merkt, wie sehr ich diesen Film bzw. diese Filmreihe mag. Als die Szene kommt, wo Tom im Internet recherchiert, sage ich laut: ‘The Internet!‘ und mache eine theatralische Geste mit meiner Hand. Er musste lachen. Also nicht Tom! Sondern mein Film-Buddy.

Wir ziehen beide den Film durch und er sagt zum Schluss: ‘Ich wurde gut unterhalten.‘ Er geht. Er muss packen. Und ich lege mir Mission: Impossible III rein. Movienight nach einem erlebnisreichen Tag geht auch in einem Hostel am anderen Ende der Welt. Alles Einstellungssache.